Finanzdienstleister sehen sich immer stärker mit der Frage konfrontiert, ob das eigene Immobilienportfolio Nachhaltigkeitskriterien und den Folgen des Klimawandels gewachsen ist. Cloud-Technologien und ein intelligenter Umgang mit Daten können wichtige Antworten liefern.
Stürme in einem Teil der Welt, Dürre, Hitze und Überschwemmungen in anderen – die Zahl der Katastrophen, die sich auf Extremwetter zurückführen lassen, steigt rasant. Untersuchungen der Weltwetterorganisation zufolge treten Extremwetter heute vier- bis fünfmal so häufig auf wie noch in den 1970er Jahren. Die Höhe der Schäden ist Forschern zufolge dabei sogar siebenmal höher als früher.
Finanzdienstleister stellt diese Entwicklung vor besondere Herausforderungen. Ob es um die Finanzierung von Immobilien, deren Versicherung oder das eigene Investment in diesem Sektor geht: Banken und Versicherungen sehen sich mit wachsenden Risiken konfrontiert. Dabei sind steigende Meeresspiegel und Extremwetterereignisse nur die eine Seite, von der Ungemach droht. Die andere Seite ergibt sich aus den transitorischen Risiken, die sich durch die zunehmende Bedeutung der sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ergeben.
ESG-Kriterien – steigende Anforderungen an den Immobiliensektor
Im Pariser Klimaabkommen hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verpflichtet, den weiteren Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Doch obwohl der Gebäudesektor maßgeblich dazu beitragen kann, dieses Ziel zu erreichen, gelten derzeit gerade nur ein Prozent der Gebäude weltweit als CO2-neutral. Der regulatorische Druck auf die Immobilienbranche dürfte damit in den kommenden Jahren erheblich steigen. Gleiches gilt für die Nachfrage der Bankkunden, die in einem zunehmenden Maße erwarten, dass Anlageobjekte ESG-Kriterien erfüllen.
Cloudgestützte Technologien und ein smarter Umgang mit Daten können in dieser Situation einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie für die notwendige Transparenz sorgen. Mit den Daten lässt sich beispielsweise der CO2-Fußabdruck eines Immobilienportfolios berechnen und so konkret ermitteln, welche Maßnahmen umzusetzen sind, um die eigenen CO2-Emissionen effektiv zu senken. Bereits heute verfügt der Immobiliensektor zwar über eine Vielzahl von Daten zu den jeweiligen Gebäuden eines Portfolios. Allerdings lagern viele dieser Daten oftmals in unterschiedlichsten Systemen oder es fehlen einheitliche Standards und Verfahren für Qualität und Erhebung dieser Daten.
Der Blick in die Zukunft des eigenen Immobilienportfolios
An dieser Stelle setzen innovative Unternehmen wie BuildingMinds und Credium mit ihren Lösungen an. BuildingMinds nutzt die Cloud-Umgebung von Microsoft, um alle relevanten Informationen zusammenzuführen und einen digitalen Gebäudezwilling zu erstellen. Auf diese Weise kann der Microsoft-Partner Banken, Versicherungen und anderen Finanzdienstleistern dabei helfen, den Status Quo, den künftigen Wert eines Portfolios sowie den Einfluss von Retrofit-Maßnahmen zu ermitteln. Schließlich liegt eine der Besonderheiten bei der Nachhaltigkeit im Immobiliensektor gerade in ihrer Langfristigkeit.
Die gemeinsame Datengrundlage und die Möglichkeit komplexer Simulationen in der Cloud-Umgebungen schaffen hier Klarheit und verhindern, dass sich Immobilien in sogenannte Stranded Assets verwandeln, die regulatorischen Anforderungen oder den Erwartungen des Marktes beim Thema ESG nicht mehr gerecht werden können. In einer Untersuchung von Engel & Völkers Investment Consulting (Evic) gehen so beispielsweise 58 Prozent der befragten Investoren mittel- bis langfristig von sinkenden Preisen bei Objekten aus, die nicht ESG-konform sind. Neun Prozent warnen sogar vor der Unverkäuflichkeit.
Öffentliche Daten für mehr Nachhaltigkeit
Einen anderen Ansatz, um Klarheit in die Nachhaltigkeit eines Gebäudebestands zu bringen, verfolgt Credium. Der Microsoft-Partner hat eine cloudbasierte Datenplattform entwickelt, über die er Nutzern aggregierte Gebäudedaten aus öffentlichen Quellen bereitstellt. Schließlich sammeln Behörden, Ämter, Verwaltungen eine Vielzahl von Daten und stellen sie der Öffentlichkeit bereit, über die sich Aussagen zur Nachhaltigkeit und dem Energiebedarf einzelner Regionen, Gemeinden, Stadtteile, Bezirke oder auch Straßen treffen lassen. Dazu gehören die Informationen von Bauämtern, Angaben aus Geobasisportalen, Orthofotos, Daten zu Gebäudestrukturen, Informationen aus dreidimensionalen Gebäudemodellen. Selbst auf der Ebene des einzelnen Gebäudes lassen sich so zuverlässige Aussagen treffen.
Aus der Verknüpfung all dieser Daten lassen sich beispielsweise die Bedarfe für energetische Sanierungen in einzelnen Stadtteilen oder Straßen ableiten. Versicherungen, Banken und andere Finanzdienstleister können sich dieses Wissen zunutze machen. Nicht nur erlauben es ihnen solche Informationen, ESG-Risiken besser zu beurteilen. Sie können auch konkrete Finanzierungsmodelle entwickeln und gezielt mit politischen Entscheidern vor Ort beispielsweise zur energetischen Sanierung von Straßen, Quartieren und Bezirken ins Gespräch kommen.
Mehr über das Partnerkonzept des Bank Blogs erfahren Sie hier.