Das Internet der Dinge gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird in den nächsten fünf Jahren sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft nachhaltig prägen. Unternehmen sollten sich schon heute intensiv mit diesem Megatrend auseinandersetzen.
Das Internet der Dinge (Internet of things, IoT) wird zu einem gigantischen Netzwerk aus intelligenten Geräten, Sensoren, Datenbanken und cleveren Analysemethoden. Experten prognostizieren, dass schon in wenigen Jahren bis zu 20 Milliarden Geräte darin miteinander kommunizieren und dabei jährlich fünf Billionen Gigabyte Datenvolumen erzeugen werden. Dies eröffnet Technologieanbietern, Telekommunikationsunternehmen und Endgeräteherstellern bis 2020 zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten im Wert von mehr als 300 Milliarden US-Dollar.
Die Unternehmensberatung Bain & Company hat in einer Studie untersucht, auf welche Themen sich Unternehmen wie vorbereiten müssen.
Laut der Studie sind weltweit viele Top-Manager verunsichert oder sogar überfordert, welche Auswirkungen das Internet der Dinge haben wird. Es fehlt ihnen insbesondere eine Vorstellung darüber, wie der Wettbewerb der Zukunft aussehen könnte und mit welchen Geschäftsmodellen Geld zu verdienen ist.
Infografik Internet der Dinge im Überblick
Die folgende Infografik macht deutlich, dass es sich beim Internet der Dinge um ein komplexes Geflecht aus Kunden, Analysesystemen, Netzwerken, Autonomen Systemen, Individuen und Unternehmen handelt.
Fünf zentrale Bereich für das Internet der Dinge
Das Internet der Dinge umfasst eine Vielzahl sich überschneidender Themenfelder, die sich wechselseitig beeinflussen. Die wichtigsten Zukunftsentscheidungen fallen in fünf Bereichen:
1. Konsumenten
Der Siegeszug globaler Plattformanbieter Apple, Google und Samsung wird weitergehen. Sie expandieren in Zukunftssparten wie Kleinstcomputer am Körper (Wearables), intelligente Häuser und selbstfahrende Autos. Das eröffnet auch anderen Herstellern von Hard- und Software enorme Wachstumschancen, vorausgesetzt, sie erkennen, welche Plattformen für sie am geeignetsten sind. Der Wettbewerb im Geschäft mit Endkonsumenten ist besonders hart. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die wichtigsten Verbraucherplattformen auf Basis von Kundensegmenten eng miteinander zu verzahnen.
2. Unternehmen und Industrie:
Je stärker sich Maschinen und Geräte aller Art miteinander verbinden, desto intensiver müssen die traditionellen Hard- und Softwareanbieter sowie -dienstleister ihr Angebotsportfolio ausweiten. Einige werden Partnerschaften eingehen, um zusätzliche Kompetenz hinsichtlich Datensicherheit und Business Analytics zu erlangen. Andere werden sich Expertise hinzukaufen. Unternehmen, die auf diese Weise größer und einflussreicher werden, bestimmen die künftigen De-facto-Standards und die Transaktionsplattformen.
3. Netzwerke und Zugänge
Neue Produkte und Dienstleistungen entstehen, wenn viele Geräte über ein Netzwerk miteinander verbunden werden, etwa bei der medizinischen Überwachung von Patienten in Krankenhäusern, der Qualitätskontrolle in Fabriken oder der Messung von Kundenzufriedenheit im Handel. Unternehmen werden ihre langjährigen Geschäftsbeziehungen zu Telekommunikationsausrüstern und Serviceanbietern überprüfen, um selbst von den neuen Möglichkeiten des Internets der Dinge zu profitieren. Die Telekommunikationskonzerne wiederum werden versuchen, ihre Kunden zu halten. Dazu werden sie neue Geräte und Apps anbieten, die eine bessere Verbindung, Verifizierung und Ortung der Kommunikationsteilnehmer ermöglichen. Hieraus wird sich ein intensiver Wettbewerb zwischen alten und neuen Anbietern entwickeln.
4. Datenanalyse
Die traditionellen Verkäufer von Business Analytics wie IBM, SAP oder Microsoft konzipieren neue Geschäftsmodelle für die Datenflut des Internets der Dinge. Sie konkurrieren dabei mit den großen Cloud-Serviceanbietern Amazon und Alibaba, aber auch mit vielen kleinen Datenspezialisten. Das wird zu zahlreichen neuen Kooperationen führen, wie sie heute schon zwischen IBM und Medtronic beim Diabetesmanagement, Amazon Web Services und John Deere in der Landwirtschaft oder SAP und Siemens bei der Fabrik der Zukunft zu sehen sind.
5. Roboter, Drohnen, autonomes Fahren
Diese Zukunftstechnologien sind eine der spannendsten Spielwiesen des Internets der Dinge. Die Herausforderung: Die meisten Daten entstehen im Roboter, in der Drohne oder im Fahrzeug und werden direkt „on board“ verarbeitet, meist ohne Verbindung zu Datenspeichern oder Clouds. Start-ups und andere Anbieter attackieren hier die bisherigen Marktführer. Bestes Beispiel sind selbstfahrende Autos. Hier entstehen in Zukunft hoch automatisierte Lieferketten bis hin zum Endkunden. Die „Sharing Economy“ könnte durch autonom fahrende Fahrzeugflotten in völlig neue Dimensionen vorstoßen.
IoT: Erst verstehen, dann investieren
Unternehmen sollten über Investitionen in das Internet der Dinge erst dann entscheiden, wenn sie verstanden haben, wie dieser Trend ihre Branche verändert und welche Möglichkeiten sich daraus für das eigene Unternehmen ergeben. Dazu sollten sich Führungskräfte und Entscheider, die das Internet der Dinge erfolgreich (mit)gestalten wollen, folgende Fragen stellen:
- Wie lässt sich unser aktuelles Angebot anpassen und erweitern?
- Welche neuen Kundensegmente und Märkte können/sollen wir erschließen?
- Wer sind unsere Wettbewerber und wie können wir uns von ihnen differenzieren?
- Welche Segmente bieten die größten Umsatz- und Gewinnchancen?
- Welche IoT-Lösungen können wir selbst entwickeln, für welche brauchen wir Partner?
- Wo sollten wir investieren und wie hoch sind die Risiken, wenn wir es nicht tun?
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