Der IT-Dienstleister der Genossenschaftsbanken stellt sich nicht nur inhaltlich sondern auch personell neu auf. Mit dem neuen Vertriebsvorstand Ralf Teufel habe ich mich über seine Ziele und Arbeitsschwerpunkte unterhalten.
Der IT-Dienstleister der Genossenschaftsbanken befindet sich im Umbruch. Nach der vor fünf Jahren beschlossenen und inzwischen umgesetzten Fusion zwischen Fiducia und GAD ergab sich ein kompletter Umbau des Vorstands. Vor kurzem wurde ein radikaler Strategiewechsel verkündet, der aus dem IT-Dienstleister einen agilen Digitalisierungscoach der Volks- und Raiffeisenbanken machen soll. Ziel ist der Aufbau eines ein regional vernetzten digitalen Ökosystems das die Genossenschaftsbanken in die Lage versetzen soll, ihre Kunden künftig in ganz verschiedenen Lebensbereichen mit einem maßgeschneiderten Serviceangebot zu begleiten.
Interview mit dem neuen Vertriebsvorstand Ralf Teufel
Am 1.10. ist Ralf Teufel in den Vorstand des IT-Dienstleisters der Genossenschaftsbanken, der Fiducia & GAD AG eingetreten. Er übernimmt dort als Vertriebsvorstand die Verantwortung für die Volks- und Raiffeisenbanken, Verbund und Markt sowie Kundenprojekte und Consulting. Zuvor war er unter anderem als Berater für Genossenschaftsbanken in den Bereichen Strategie, Fusion sowie Vertriebs- und Prozessoptimierung tätig.
In einem Interview stand der frischgebackene Vertriebsvorstand Rede und Antwort zu den Zielen und Arbeitsschwerpunkten in seiner neuen Aufgabe.
Nah an den Banken: 80.000 Kilometer im ersten Jahr
Der Bank Blog: Glückwunsch zu Ihrer neuen Mammutaufgabe, 875 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie diversen anderen Kunden die Leistungen der Fiducia & GAD AG schmackhaft zu machen. Mit wie vielen Kilometern rechnen Sie für Ihren neuen Dienstwagen im ersten Jahr?
Ralf Teufel: Im Moment ist das Reisen mit Bahn und Flugzeug ja schwierig, daher rechne ich mit rund 80.000 Kilometern. Wobei in der derzeitigen Situation natürlich auch sehr viele persönliche Besuche durch Videomeetings ersetzt werden.
Der Bank Blog: Wo sehen Sie für Ihren Bereich die größten Chancen in den kommenden Jahren?
Ralf Teufel: Die Fiducia & GAD hat mit der Unternehmensstrategie, die kürzlich verabschiedet wurde, einen neuen Weg eingeschlagen. Auch intern stellen wir uns derzeit anders auf. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Neuausrichtung näher an die Banken heranrücken und wir ein noch besseres Zusammenspiel im Verbund erreichen können. Es ist gerade sehr viel in Bewegung: Unsere Aufgabe ist es, die Banken dabei zu unterstützen, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich digital und zugleich regional zu positionieren. Themen wie Regulatorik müssen wir dabei immer mitdenken.
Banken stehen unter enormem Druck
Der Bank Blog: Und wo sehen Sie besondere Herausforderungen?
Ralf Teufel: Insgesamt stehen die Banken unter enormem Druck: Der Markt verändert sich, die Erwartungen der Bankkunden verändern sich, die Digitalisierung ist eine riesige Aufgabe und die Niedrigzinsphase tut ihr übriges. Ich sehe meinen persönlichen Part vor allem darin, das Vertrauen der Verantwortlichen in der Bank für uns und unsere Arbeit zu gewinnen und zu halten. Und natürlich wird es wichtig sein, dass wir die notwendige technische Unterstützung leisten, die von den Kunden der Banken benötigt wird. Nur so können wir diese Herausforderungen gemeinsam meistern und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.
Der Bank Blog: Im Juni 2018 hat der BVR eine große Digitalisierungsoffensive der Genossenschaftsbanken verkündet. Was ist davon heute noch übrig?
Ralf Teufel: Die Digitalisierungsoffensive ist so aktuell wie eh und je. Wir haben mit der neuen Vertriebsplattform einen wesentlichen ganz konkreten Meilenstein bereits erreicht. Mit meinem Kollegen Ulrich Coenen konnten wir einen ausgewiesenen Digitalisierungsexperten für die genossenschaftliche Finanzgruppe gewinnen. Die Weichen sind also gestellt. Gleichzeitig bin ich überzeugt davon, dass die Auseinandersetzung mit Digitalisierung nie aufhören wird. Das ist kein Projekt, das man abarbeitet und abschließt, sondern eine Herausforderung, die uns in Zukunft konstant begleiten wird.
Transformation ist kein Selbstzweck
Der Bank Blog: Ihr Vorstandssprecher Martin Beyer hat vor kurzem hier im Bank Blog den radikalen Strategiewechsel bei der Fiducia & GAD skizziert und insbesondere ein agiles Paradigma für die ganze Organisation verkündet. Was bedeutet das für den Vertriebsbereich?
Ralf Teufel: Unsere Transformation dient nicht dem Selbstzweck, sondern es geht darum, unsere Kunden in Zukunft noch besser unterstützen zu können. Sie brauchen einen IT-Partner, der Lösungen agil entwickelt und die „Time-to-market“ möglichst kurzhält. Gleichzeitig stärkt das neue Zusammenarbeitsmodell die Kundenorientierung bei uns im Haus: Lösungsverantwortliche übernehmen durchgängig Verantwortung von der Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung und den laufenden Betrieb.
Wir nennen das „Ende-zu-Ende-Verantwortung“. So werden die Bedürfnisse unserer Kunden im Unternehmen besser wahrgenommen und vertreten. Des Weiteren binden wir die Banken ganz konkret in den kompletten Produktlebenszyklus mit ein – cross-funktionale Teams, die agil zusammenarbeiten, sind ein wesentliches Element unserer zukünftigen Zusammenarbeit. All das hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeit des Vertriebs. Es muss gelingen, unsere Kunden entsprechend abzuholen, damit sie den Mehrwert auch spüren.
Hohes Potential auch außerhalb der Genossenschaftsgruppe
Der Bank Blog: Sie sollen ja auch Banken außerhalb der Genossenschaftsgruppe die Fiducia & GAD AG schmackhaft machen. Wie kann das gelingen und wie groß ist der entsprechende Markt?
Ralf Teufel: Die Fiducia & GAD verfügt heute bereits über einen beachtlichen Anteil an nicht genossenschaftlichen Instituten. Interessante Märkte sind auch in Österreich, bei den Baugenossenschaften oder den Warengenossenschaften. Hier sprechen wir von über 2.500 potenziellen Kunden.
Der Bank Blog: Was haben Sie sich speziell für die ersten 100 Tage (die ja in der Realität längst keine Schonfrist mehr darstellen) vorgenommen?
Ralf Teufel: Mit Blick auf die Banken ist für mich klar: Ich möchte ihnen mit Hochachtung und Demut begegnen und so das Vertrauen in unsere Arbeit stärken, dabei aber nicht den Blickwinkel der Banken verlieren und meine Erfahrungen einbringen. Intern muss ich mich möglichst schnell in die Strukturen und Prozesse der Fiducia & GAD einarbeiten. So kann ich meine Kollegen tatkräftig unterstützen und eigene Akzente für die Bank der Zukunft zu setzen.
Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.
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