Ist 5G Chance oder Bedrohung für die Banken?

Der neue Mobilfunkstandard und die Auswirkungen auf Finanzinstitute

Abonnieren Sie den kostenlosen Bank Blog Newsletter

Der neue Mobilfunkstandard 5G soll eine Revolution in der Datenübertragung mit sich bringen und den Ausbau des Internet of Things beschleunigen.  Doch 5G ist nicht nur für die Industrie sondern auch für Finanzinstitute relevant.  Die Auswirkungen sind vielfältig.

Banking und der neue Mobilfunkstandard 5G

Der neue Mobilfunkstandard 5G und die Auswirkungen auf Finanzinstitute.

Partner des Bank Blogs

BehavioSec ist Partner des Bank Blogs

Noch läuft sie, die Versteigerung der 5G-Lizenzen. Doch bereits jetzt sind Unmengen von Geld im Spiel. Geld, das später für den tatsächlichen Ausbau der Technologie fehlt, sagen die einen. Geld, das aber auch zeigt, für wie attraktiv und vielversprechend die Lizenzen gehalten werden.

Ist von 5G die Rede, so wird schon fast reflexhaft von IoT-Vernetzung, selbstfahrenden Autos und Maschinensteuerung gesprochen. Das liegt daran, dass 5G – wenn auch nur bei sehr kurzer Reichweite – den Transport enormer Datenmengen bei verschwindend geringen Latenzen verspricht und damit praktisch eine Echtzeitkommunikation ermöglicht. Wo aber sollen bei so etwas die Auswirkungen auf das Banking liegen?

5G im Banking – Direkte Auswirkungen auf das Banking

Zum einen sind da natürlich die direkten Effekte auf die verschiedenen Bereiche des klassischen Bankings.

Zahlungsverkehr

Ungleich schnellere Verbindungen dürften die Bedeutung von Mobile-Payment-Methoden noch untermauern. So dürften Micro Payments in allen Lebensbereichen zunehmen – vom Parkticket bis zum Museumsbesuch, vom Bäcker bis zum Carsharing.

Authentifizierung

Die durch 5G massiv verbesserten Datentransfermöglichkeiten kommen einem sicheren Einsatz biometrischer Authentifizierungen wie Fingerabdruck- & Gesichtserkennung zugute, die zum Beispiel im Rahmen der Zwei-Faktor-Authentifizierung genutzt werden können.

Videoberatung

Wenn 5G das praktisch instantane Herunterladen von Videos auf mobile Endgeräte ermöglicht, steigert das natürlich auch die Praktikabilität von Videoberatung. Sei es in temporären oder auch Pop-up-Filialen, wie sie inzwischen von vielen Banken geplant oder schon umgesetzt werden. Oder eben direkt bis auf das mobile Endgerät – wo auch immer der Kunde sich gerade aufhält. Auch noch modernere (und datenintensivere) Technologien wie Augmented oder Virtual Reality könnten damit zu brauchbaren und praktikablen Einsätzen kommen. Ein Videogespräch mit dem Bankberater inklusive eingebetteter Simulationen zu meinen Finanzen? Oder gleich das Hologramm des Bankberaters auf dem mobilen Endgerät? Zumindest wird solche Zukunftsmusik mit 5G etwas realistischer.

Data Analytics & Künstliche Intelligenz

Alle sehr datenintensiven Anwendungen, die – zumindest teilweise – auf mobilen Endgeräten beim Kunden laufen, dürften durch 5G hinzu gewinnen. Vom Robo Advisor, der mehr relevante Daten noch schneller in seine Entscheidungen einfließen lassen kann, über das Einbeziehen von Daten Dritter (öffentlich verfügbar oder über angeschlossene Datenquellen) in Mobile Banking-Angebote – die Customer Experience wird nur dann positiv sein, wenn solche zusätzlichen Angebote ohne spürbare Latenzen nutzbar sind.

5G außerhalb des Bankings – Indirekte Auswirkungen

Noch spannender als die direkten Auswirkungen sind jedoch die indirekten Auswirkungen. Die Frage also, was es mit dem Banking macht, wenn 5G die Welt außerhalb des Bankings verändert.

Maschinen als neue Kundengruppe

Kommt es durch 5G tatsächlich dazu, dass Maschinen (vernetzte Autos, smarte Kühlschränke – eben IoT-Geräte jeder Art) immer mehr miteinander kommunizieren und somit auch immer autarker agieren können, so dürften künftig auch immer mehr Finanztransaktionen nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen ausgelöst werden. Damit werden die bisherigen Kunden für viele Geschäftsbereiche mehr und mehr von Maschinen abgelöst.

Für Finanzdienstleister stellt sich somit die Frage, wie diese neue Kundengruppe bedient werden kann. Wie kann man einer für Werbung, persönliche Beratung oder regionale Präsenz vollkommen unempfängliche Kundengruppe das eigene Angebot, den eigenen USP schmackhaft machen?

APIs als wichtigste Kundenschnittstelle

Bereits mit den – zumindest in den Planungen der Finanzdienstleister – inzwischen omnipräsenten plattformbasierten Geschäftsmodellen ist mit Partnern, Drittanbietern und Entwicklern ein nicht zu unterschätzendes, gänzlich hinzugekommen, für das APIs eine wesentliche Rolle spielen.

Für ein neues Kundensegment „non-human“ wird die API jedoch zur alleinigen Schnittstelle. Und wenn 5G die praktisch latenzfreie Echtzeitkommunikation ermöglicht, sollten die APIs besser nicht zum Bottleneck werden. Der „non-human“ Kunde wird allein nach technisch-objektiven Kriterien entscheiden. Will ein Bankdienstleister also erste Wahl sein, müssen neben objektiv attraktiven Konditionen vor allem die APIs super-performant sein.

5G als Chance oder als Bedrohung?

Die große Frage ist nun, ob sich aus den Möglichkeiten und Herausforderungen, die 5G mit sich bringt, für Finanzdienstleister eine Chance oder eine Bedrohung ergibt.

Die Bank als Lebensbegleiter

Nimmt man die vorgenannten Punkte zusammen, so ergibt sich recht deutlich ein Bild, in dem es einem Finanzdienstleister nun auch technisch leichter möglich wird, die Kunden als eine Art Lebensbegleiter fortwährend zu begleiten. Nicht mehr darauf zu warten, dass der Kunde selbst an „Bank“ denkt und nach einem Bankprodukt fragt – sondern Bestandteil seines täglichen Lebens zu sein und über die intelligente Nutzung der mobil verfügbaren Daten das Thema „Bank“ immer dann ins Spiel zu bringen, wenn es tatsächlich sinnvoll ist und dem Kunden wirklich nutzt.

Die Lebensbegleiter als Bank

Wie so häufig stellt sich die Frage, ob es Banken schnell und gut genug schaffen, sich als Lebensbegleiter aufzustellen. Oder ob es nicht viel mehr die Tech-Giganten, die heute schon oftmals eine Rolle als Lebensbegleiter innehaben, schaffen, ihr Angebot auch um Bankprodukte und -services zu erweitern. Erste Schritte sind auch hier bereits getan. Der Umgang mit Daten liegt ihnen im Blut und der nächste Schritt ist nur eine Frage der Zeit. Die Verantwortung in Bezug auf Daten wird allerdings bei den einschlägigen Tech-Giganten bei weitem nicht immer vorbildlich wahrgenommen – und vielleicht liegt genau hier die Chance, die traditionelle Banken ergreifen können.

Chance oder Bedrohung für Banken?

Die Frage nach Chance oder Bedrohung muss letztlich jedes Haus für sich beantworten. Und auch, wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis 5G überhaupt nennenswert verfügbar ist, so wird es schlussendlich eine Frage der Geschwindigkeit sein, mit der Banken es schaffen, die Technologie zu nutzen und vor allem, sie für ihre Kunden wertstiftend einzusetzen.

Über den Autor

Sandra Ficht

Sandra Ficht leitet bei Capgemini Invent den Bereich Digital Banking & Payments für Central Europe. Sie begleitet Banken bei der digitalen Transformation, darunter sowohl internationale Großkonzerne als auch lokale Geldhäuser. Dabei geht es häufig um die Digitalisierung des Kundenkontaktes, den Aufbau digitaler Ökosysteme sowie die durchgängige Prozessautomatisierung. Sandra Ficht bringt mehr als zwölf Jahre Berufserfahrung in der Finanzdienstleistungsbranche mit. Vor Capgemini begann sie ihre Karriere bei PwC, wo sie sich intensiv mit Themen wie Governance, Risk & Compliance und später mit Post-Merger-Integrationen und Prozessoptimierung beschäftigte.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


Mit dem kostenlosen Bank Blog Newsletter immer informiert bleiben:

Anzeige

Get Abstract: Zusammenfassungen interessanter Businessbücher

Kommentare sind geschlossen

Bank Blog Newsletter abonnieren

Bank Blog Newsletter abonnieren