Die deutsche Wirtschaft ist gesund und die Konjunktur liegt auf Wachstumskurs. Dennoch wird das Jahr 2018 Banken und Sparkassen wieder vor zahlreiche Herausforderungen stellen, wie ein Blick durch die volkswirtschaftliche Brille zeigt.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem kräftigen, soliden Konjunkturaufschwung. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2018 das fünfte Jahr in Folge mit einer Rate von rund zwei Prozent wachsen. Der Aufschwung steht auf einer breiten Basis, neben Privatem Konsum tragen vor allem Unternehmens- und Wohnungsbauinvestitionen zum Wachstum bei. Der Arbeitsmarkt steuert auf Vollbeschäftigung zu, Erträge und Umsätze der Unternehmen steigen kräftig. Banken profitieren hiervon in vielfältiger Weise.
Dank der sehr positiven makroökonomischen Rahmenbedingungen hat sich das Kreditgeschäft in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich belebt. Besonders dynamisch verläuft die Entwicklung im Bereich der Raten- und Wohnungsbaukredite. Aber auch die Nachfrage nach Unternehmenskrediten verzeichnet angesichts steigender Investitionen der Unternehmen inzwischen wieder ordentliche Zuwachsraten. Diese positive Entwicklung sollte sich im neuen Jahr fortsetzen, zumal sowohl beim Wohnungsbau als auch bei den Ausrüstungsinvestitionen noch ein erhebliches Aufwärtspotenzial besteht. Zudem sinken aus Sicht der Banken die Kreditrisiken, wenn sich die finanzielle Situation bei Privathaushalten und Unternehmen wegen der guten Ertrags- und Einkommensentwicklung weiter verbessert. Dementsprechend sollten die Kreditausfälle 2018 auf einem moderaten Niveau verharren und gesamtwirtschaftlich keine nennenswerte Belastung für den Bankensektor darstellen.
Herausfordernd wird für Banken dagegen das Zinsumfeld bleiben. Trotz einer sehr guten Konjunkturentwicklung und einer wieder annähernd normalen Inflation zeigt die EZB bisher keine Bereitschaft, die Leitzinsen zu erhöhen. Vor allem der negative Zinssatz für Einlagen bei der Notenbank stellt für die liquiditätsstarken deutschen Banken eine erhebliche Belastung dar. 2018 ist hier kaum mit einer Erleichterung zu rechnen. Solange das Anleiheankaufprogramm noch läuft, hat die EZB Leitzinserhöhungen de facto ausgeschlossen. Damit ist ein erster Zinsschritt vor Mitte 2019 unwahrscheinlich. Außer dem anhaltend niedrigen Zinsniveau drückt auch der hohe Wettbewerb unter den Finanzdienstleistern auf die Margen im traditionellen Bankgeschäft. Kein Wunder, dass Finanzhäuser immer stärker auf alternative Ertragsquellen, insbesondere Provisionseinnahmen, bauen.
Ob MiFid II, hohe Eigenkapitalanforderungen, der nahende Brexit, die schnell voranschreitende Digitalisierung: Die Liste weiterer Herausforderungen, denen sich Banken 2018 gegenübersehen, ist lang. Um die Anforderungen zu erfüllen bzw. die hiermit verbundenen Chancen nutzen zu können, waren und sind erhebliche Aufwendungen notwendig. Hier gilt es für Banken, aber auch für den Regulator, zwischen dem staatlichen Anspruch einer höheren Krisenresistenz von Finanzinstituten einerseits und dem für eine Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle notwendigen finanziellen und geschäftspolitischen Spielraum andererseits eine Balance zu finden.
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