Klimaneutralität für Deutschland bis 2045 möglich

Banken spielen wichtige Rolle für nachhaltige Investitionen

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Eine aktuelle Studie nennt fünf Sektoren, die auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands nachhaltig werden müssen und macht konkrete Vorschläge, um das Land zu dekarbonisieren. Die Banken spielen dabei eine wichtige Rolle.

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Vor der Industrie- und Exportnation Deutschland liegt eine der wichtigsten und komplexesten Transformationen der Geschichte: Der Weg zur Klimaneutralität. Fünf Sektoren sind für 99 Prozent aller Emissionen in Deutschland verantwortlich:

  • Energie,
  • Industrie,
  • Verkehr,
  • Gebäude und
  • Landwirtschaft

Kürzlich hat die Unternehmensberatung McKinsey in einer Untersuchung konkrete Vorschläge für die Dekarbonisierung dieser Bereiche und Beispiele für erfolgreiche Projekte und Maßnahmen gegeben. Auch die Rolle der Banken auf dem Weg zur Klimaneutralität haben die Autoren der Studie analysiert.

Klimaneutralität bis 2045?

Demnach könne Deutschland bis 2045 Klimaneutral werden. Und die Einsparungen durch den Klimaschutz könnten die Kosten der Dekarbonisierung ausgleichen. Voraussetzung dafür sei der konsequente Umstieg auf nachhaltige Technologien. Die bisherige Veränderungsgeschwindigkeit beim Klimaschutz müsse sich im Vergleich mit den vergangenen 30 Jahren verdreifachen, in manchen Sektoren sogar verzehnfachen.

Die für die Klimawende benötigten Sachinvestitionen bis 2045 bestünden aus einer Billion Euro Zusatzinvestitionen in „grüne Sachgüter“ wie Anlagen, Fahrzeuge oder Wärmetechnik. Hinzu kämen rund fünf Billionen Euro Ersatzinvestitionen – dabei handelt es sich um Investitionen, die für Ersatz oder Instandhaltung bereits bestehender Infrastruktur ohnehin aufgewendet würden. Dieses Geld müsse in klimaschonende Güter investiert werden, etwa in Elektrofahrzeuge statt in Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Die Gesamtinvestitionen in Höhe von sechs Billionen Euro entsprächen durchschnittlichen jährlichen Investitionen von rund 240 Milliarden Euro bis 2045 und damit rund sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Davon wiederum seien 40 Milliarden Euro pro Jahr zusätzliche Investitionen (circa ein Prozent des BIP).

Durch Zusatzinvestitionen in neue Technologien könnten eine Reihe von operativen Kosten reduziert werden. Dazu zählten Energiekosten von Gebäuden oder Kraftstoff- und Wartungskosten von Fahrzeugen.

Klimaschutz als Chance – finanzielle Anreize sind da

Deutschland könnte von einer gestärkten Position als Industriestandort mit neuen Arbeitsplätzen profitieren. Dies betreffe bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze und bis zu 25 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Ein Teil dieser neuen Stellen wären jedoch nur „verschoben“ – zum Beispiel von thermischer Stromerzeugung hin zur Wasserstoffproduktion oder von der Herstellung von Verbrennungsmotoren zur Batterieproduktion. Letztlich aber erwarte man ein Zuwachs an Beschäftigung, etwa durch Renovierungen und Installationen von Wärmepumpen im Gebäudesektor, oder die Herstellung und Installation von Solar- und Windkraftanlagen.

Zehn Initiativen in fünf Sektoren

Um Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 zu erreichen, müsse der Fokus nach Ansicht der Studienautoren auf zehn Kerninitiativen in den fünf emissionsstärksten Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft liegen.

Sektor 1: Die Energie

Im Energiesektor müssten jährlich rund 258 Megatonnen an CO2-Emissionen eingespart werden. 650 Gigawatt des Kapazitätsausbaus sollten dafür laut Studie aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Allein bis 2030 müsse der jährliche Ausbau der Kapazität verdreifacht werden.

Zudem müsse das Stromnetz um 25 Prozent erweitert werden, bis 2045 auf über 60.000 Kilometer. Durch gesteigerte Energiespeicherkapazitäten und intelligentes Lastmanagement soll es flexibler werden. Beschleunigte Genehmigungsverfahren seien dafür unabdingbar.

Sektor 2: Die Industrie

Im Industriesektor seien Innovationen in Prozesse und Anlagetechniken entscheidend, um die Grundstoffindustrie nachhaltig zu gestalten („grüne Materialien“). Der Umbau der Rohstoffbasis der Industrie hin zu recyceltem Material sei wichtig.

In der Stahlindustrie gehe es  neben Effizienzsteigerungen um Wasserstoff als Reduktionsmittel zur nachhaltigen Herstellung von Stahl. In der Chemie um die Elektrifizierung der Kernprozesse (zum Beispiel „Cracking“). Die Zementbranche müsse auf synthetische Kraftstoffe setzen.

Diese Veränderungen würden durch Nachfrageänderungen der verarbeitenden Industrie getrieben. Hierfür sei auch der Aufbau von „Cleantech“-Enablern erforderlich. Dazu zählen etwa eine wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft, eine nachhaltige Batteriewertschöpfungskette oder eine effiziente Kreislaufwirtschaft.

Sektor 3: Der Verkehr

Im Verkehrssektor gehe es um die Umstellung auf emissionsfreie Mobilität. Dazu gehörten vor allem nachhaltige Antriebstechnologien im Individual- Luft- und Güterverkehr. Für Elektromobilität sei bis 2030 ein Zubau von rund 2.000 Ladepunkten pro Woche nötig. Das allein werde jedoch nicht ausreichen: Micro-, Smart- und Shared-Mobility-Konzepte inklusive autonomer Fahrzeuge seien erforderlich, um die Ressourcenproduktivität zu erhöhen.

Sektor 4: Die Immobilien

Im Gebäudesektor werde es nach Ansicht der Studienautoren darauf ankommen, den Gebäudebestand zu modernisieren. Dafür könne man etwa Wärmepumpen und Fernwärme nutzen. Hierfür wiederum brauche es zum einen eine höhere Sanierungsrate für verbesserte thermische Isolierung – bei rund 55 Prozent des Gebäudebestandes sei dies erforderlich. Zum anderen seien regionalspezifische Konzepte zur klimaneutralen Wärmeerzeugung nötig.

Sektor 5: Die Landwirtschaft

In der Landwirtschaft könne man auf anaerobe Güllevergärung in Biogasanlagen und nachhaltige Technologien setzen, etwa die Reduktion von Methanabgasen durch klimaschonende Pflanzenvarianten. Darüber hinaus gelte es nach Meinung der Studienautoren, nachhaltiges Konsumverhalten zu fördern, zum Beispiel durch Regionalität und weniger Lebensmittelverschwendung.

Die Rolle der Banken

Eine wesentliche Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität spiele laut Studie der Bankensektor. Er könne seinen Beitrag durch Finanzierungen und nachhaltige Portfolios leisten: Mit ESG-abhängigen Finanzierungen, ESG-konformem Asset Management oder freiwilligen CO2-Märkten. Einzelne deutsche Institute nähmen bereits heute eine Vorreiterrolle ein, wenn es um die Finanzierung erneuerbarer Energien geht. Dieses Engagement sollte laut Studienautoren ausgebaut und über den Energie- und Infrastruktursektor hinaus auf Industrie und Mittelstand ausgeweitet werden.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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