Staatliche Zentralbanken besitzen das Monopol für Zentralbankgeld. Bereits seit einiger Zeit wird gefordert, dass sie auch digitales Zentralbankgeld bereitstellen sollen. Das könnte schneller gehen, als manchen lieb ist.
Spätestens seit Facebook vor nunmehr einem Jahr eine eigene Kryptowährung angekündigt hat, haben die Diskussionen um Sinn und Unsinn digitaler Währungen massiven Schwung bekommen. Die Pläne wurden inzwischen – aufgrund des Drucks nationaler Notenbanken – angepasst und es ist deutlich ruhiger um Libra geworden. Die letzte Neuigkeit auf dem Blog der Libra Association datiert auf Mai, die letzte Pressemeldung kam im September heraus. Nun scheint wieder Bewegung in das Thema zu kommen
Die Europäische Zentralbank (EZB) will noch im Oktober erste Tests mit einem digitalen Euro starten. Parallel zu dieser Nachricht haben die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und sieben Notenbanken einen Bericht zu digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) herausgegeben. Darin werden drei zentrale Kriterien für eine mögliche Einführung von CBDC genannt:
Digitales Geld müsse
- neben Bargeld und anderen Formen von Zahlungsmitteln existieren,
- Innovation wie Effizienz fördern und
- dürfe die Währungs- und Finanzstabilität nicht gefährden.
Aktuelle Trends beim digitalen Zentralbankgeld
Unser heutiger Rückblick auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene greift einige aktuelle Aspekte rund um die Diskussionen um digitales Zentralbankgeld auf.
G20 setzt auf Stablecoins
Die Finanzminister der G20 setzen sich mit einem Bericht des Financial Stability Board auseinander, in dem zehn hochrangige Empfehlungen für die Regulierung und Überwachung von „Global Stablecoin“ -Vereinbarungen (GSC) auf nationaler und internationaler Ebene enthalten sind.
Mehr dazu hier: G20 presented with stablecoin oversight report
Australische Zentralbank sieht keinen Grund für CBDCs
Im Gegensatz zu anderen Nationalbanken sieht die australische Notenbank keinen Grund, digitales Zentralbankgeld für eine breite Nutzung in der Bevölkerung bereitzustellen. Die Bedenken hinsichtlich möglicher Gefahren für die Geldwertstabilität seien übertrieben. Zudem sei es nicht offensichtlich, dass CBDCs eine Lösung für bestimmte Probleme darstellen oder dass derzeit eine erhebliche Nachfrage danach bestehe.
Mehr dazu hier: Australian central bank sees no public policy case for retail CBDC
Japanische Notenbank startet CBDC-Experiment
Die Bank of Japan wird Anfang nächsten Jahres ein CBDC-Experiment beginnen, sagt jedoch, dass sie noch keine Pläne zur Ausgabe eines eigenen digitalen Yen hat.
Mehr dazu hier: Bank of Japan preps CBDC experiments
China verschenkt digitalen Yuan
China gilt als einer der Vorreiter für digitales Zentralbankgeld und treibt es massiv voran. Die chinesische Zentralbank veranstaltete letztes Wochenende eine Lotterie, um ihre neue digitale Währung im Wert von 10 Millionen Yuan (1,3 Millionen Euro) an 50.000 Menschen in Shenzhen zu verteilen.
Mehr dazu hier: Shenzhen holds lottery to give away millions in digital yuan
Digitaler Euro ist keine Konkurrenz für Bitcoin & Co.
Die Europäische Kommission sieht einen möglichen digitalen Euro nicht als Konkurrenz zu privaten Kryptowährungen. Es bestehe weder Rivalität noch ein Wettbewerb.
Mehr dazu hier: No rivalry between public and private digital currency solutions – European Commission
Werden Banken und Bitcoins überflüssig?
Chris Skinner glaubt, das digitales Zentralbankgeld kommen wird und diskutiert die Frage, ob dann Banken überflüssig und Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. überflüssig und damit wertlos werden.
Mehr dazu hier: Will CBDCs destroy banking?
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Digitale Angriffe auf Geldautomaten nehmen zu
Die Europäische Vereinigung für sichere Transaktionen meldet einen starken Anstieg der Black-Box-Angriffe auf europäische Geldautomaten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020.
Mehr dazu hier: European ATM losses from Black Box fraud pass the €1 million mark
6 Fakten über Cyber-Attacken in der Finanzbranche
Heutzutage ist die Finanzdienstleistungsbranche kritischer denn je. Professionelle Dienstleistungen, die die Investition, Kreditvergabe und Verwaltung von Geld und Vermögen umfassen, halten die Gesellschaft auf allen Ebenen am Laufen. Von Privatpersonen bis hin zu globalem Handel und Gewerbe ist eine vollständige Digitalisierung der Finanzdienstleistungen rasch im Gange – und auch Cyberkriminelle haben dies erkannt.
Mehr dazu hier: 6 cyber-related stats in financial services
Führen in der Krise
Die meisten Finanzinstitute agierten sich mit beispielloser Geschwindigkeit, Teamarbeit und Fokussierung, um Lösungen als Reaktion auf COVID-19 zu entwickeln. Es stellt sich die Frage, wie Institutionen dieses Maß an Agilität, Engagement und innovativem Denken in Zukunft aufrechterhalten können. Wie nutzen sie die Krise als Sprungbrett für das umfassendere Ziel der digitalen Transformation, das für ein langfristiges Überleben erforderlich ist?
Mehr dazu hier: Crisis as a Catalyst for Leadership, Digital Transformation & Cultural Growth
Wettbewerb trifft auf Zusammenarbeit
Es gab eine Zeit, in der Banken wussten, wer ihre Konkurrenten waren. Zum größten Teil handelte es sich einfach um andere Banken und Finanzdienstleister. Im dem Maße, in dem Technologie im Mittelpunkt steht, scheinen FinTechs gut positioniert zu sein, um noch weiter in den Bankenbereich vorzudringen. Aber sind sie es wirklich?
Mehr dazu hier: Banking as a Service: Competition Meets Collaboration in the Age of Value Networks
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Markenverletzung durch Kontoaggregation?
Die kanadische TD Bank hat eine Klage wegen Markenverletzung gegen Plaid eingereicht und Das FinTech beschuldigt, den Anmeldebildschirm, das Farbschema und das Logo irreführend nachgeahmt zu haben, um die Benutzer zur Eingabe ihrer Finanzdaten zu verleiten.
Mehr dazu hier: TD Bank accuses Plaid of duping customers by ripping off its trademarks
Ein Designer-Ring zum mobilen Bezahlen
Design-Guru Philippe Starck hat einen „smarten“ Ring entworfen, in dem Zahlungskarten, Transitpässe und Visitenkarten für den stilbewussten Verbraucher gespeichert sind.
Mehr dazu hier: Philippe Starck unveils payments ring
Eine weitere Neobank in Großbritannien
Ein Team von Finanzdienstleistungsexperten unter der Leitung von zwei ehemaligen Barclays-Führungskräften hat Pläne zur Einführung von Pennyworth vorgestellt, einer neuen digitalen Bank, die den Bedürfnissen junger Fachkräfte und mittlerer Manager gerecht werden will. Die Zielgruppe nennt sich „aspiring affluent“.
Mehr dazu hier: Former Barclays execs to launch digital bank
Neue FinTech-Einhörner
Das kanadische FinTech Wealthsimple hat durch eine neue Finanzierungsrunde Einhorn-Status erlangt. Die Bewertung stieg auf 1,5 Mrd. US$. U.a. ist die Allianz an dem Unternehmen beteiligt. Wealthsimple bietet Robo-Advice und gebührenfreien Aktienkauf an. Es verwaltet 8,4 Milliarden US-Dollar und hat mehr als 1,5 Millionen Nutzer hat.
Mehr dazu hier: Wealthsimple achieves $1.5 billion valuation on new fundraising round
Auch der indische Zahlungsabwickler Razorpay hat sich – mit einer 100 Millionen US-Dollar Series-D-Finanzierung – dem Einhorn-Club angeschlossen.
Mehr dazu hier: Indian fintech Razorpay joins Unicorn club with $100 million funding
Zu guter Letzt: Corona: Am besten gar nicht mehr bezahlen
Forscher von CSIRO, Australiens nationaler Wissenschaftsagentur, haben herausgefunden, dass das für Covid-19 verantwortliche Virus auf Oberflächen wie Banknoten, Plastik, Handybildschirmen und Edelstahl bis zu 28 Tage überleben kann. Also am besten weder mit Bargeld, noch mit Karte oder Smartphone bezahlen. Die Forscher haben allerdings eingeräumt, dass der Test nur unter Laborbedingungen Aussagekraft hat.
Mehr dazu hier: Coronavirus can survive up to 28 days on paper banknotes