Kommt jetzt das digitale Zentralbankgeld?

Internationale Banking Trends KW 42-2020

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Staatliche Zentralbanken besitzen das Monopol für Zentralbankgeld. Bereits seit einiger Zeit wird gefordert, dass sie auch digitales Zentralbankgeld bereitstellen sollen. Das könnte schneller gehen, als manchen lieb ist.

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Spätestens seit Facebook vor nunmehr einem Jahr eine eigene Kryptowährung angekündigt hat, haben die Diskussionen um Sinn und Unsinn digitaler Währungen massiven Schwung bekommen. Die Pläne wurden inzwischen – aufgrund des Drucks nationaler Notenbanken – angepasst und es ist deutlich ruhiger um Libra geworden. Die letzte Neuigkeit auf dem Blog der Libra Association datiert auf Mai, die letzte Pressemeldung kam im September heraus. Nun scheint wieder Bewegung in das Thema zu kommen

Die Europäische Zentralbank (EZB) will noch im Oktober erste Tests mit einem digitalen Euro starten. Parallel zu dieser Nachricht haben die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und sieben Notenbanken einen Bericht zu digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) herausgegeben. Darin werden drei zentrale Kriterien für eine mögliche Einführung von CBDC genannt:

Digitales Geld müsse

  • neben Bargeld und anderen Formen von Zahlungsmitteln existieren,
  • Innovation wie Effizienz fördern und
  • dürfe die Währungs- und Finanzstabilität nicht gefährden.

Aktuelle Trends beim digitalen Zentralbankgeld

Unser heutiger Rückblick auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene greift einige aktuelle Aspekte rund um die Diskussionen um digitales Zentralbankgeld auf.

G20 setzt auf Stablecoins

Die Finanzminister der G20 setzen sich mit einem Bericht des Financial Stability Board auseinander, in dem zehn hochrangige Empfehlungen für die Regulierung und Überwachung von „Global Stablecoin“ -Vereinbarungen (GSC) auf nationaler und internationaler Ebene enthalten sind.

Mehr dazu hier: G20 presented with stablecoin oversight report

Australische Zentralbank sieht keinen Grund für CBDCs

Im Gegensatz zu anderen Nationalbanken sieht die australische Notenbank keinen Grund, digitales Zentralbankgeld für eine breite Nutzung in der Bevölkerung bereitzustellen. Die Bedenken hinsichtlich möglicher Gefahren für die Geldwertstabilität seien übertrieben. Zudem sei es nicht offensichtlich, dass CBDCs eine Lösung für bestimmte Probleme darstellen oder dass derzeit eine erhebliche Nachfrage danach bestehe.

Mehr dazu hier: Australian central bank sees no public policy case for retail CBDC

Japanische Notenbank startet CBDC-Experiment

Die Bank of Japan wird Anfang nächsten Jahres ein CBDC-Experiment beginnen, sagt jedoch, dass sie noch keine Pläne zur Ausgabe eines eigenen digitalen Yen hat.

Mehr dazu hier: Bank of Japan preps CBDC experiments

China verschenkt digitalen Yuan

China gilt als einer der Vorreiter für digitales Zentralbankgeld und treibt es massiv voran. Die chinesische Zentralbank veranstaltete letztes Wochenende eine Lotterie, um ihre neue digitale Währung im Wert von 10 Millionen Yuan (1,3 Millionen Euro) an 50.000 Menschen in Shenzhen zu verteilen.

Mehr dazu hier: Shenzhen holds lottery to give away millions in digital yuan

Digitaler Euro ist keine Konkurrenz für Bitcoin & Co.

Die Europäische Kommission sieht einen möglichen digitalen Euro nicht als Konkurrenz zu privaten Kryptowährungen. Es bestehe weder Rivalität noch ein Wettbewerb.

Mehr dazu hier: No rivalry between public and private digital currency solutions – European Commission

Werden Banken und Bitcoins überflüssig?

Chris Skinner glaubt, das digitales Zentralbankgeld kommen wird und diskutiert die Frage, ob dann Banken überflüssig und Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. überflüssig und damit wertlos werden.

Mehr dazu hier: Will CBDCs destroy banking?

Weitere interessante Themen der Finanzwoche

Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:

Digitale Angriffe auf Geldautomaten nehmen zu

Die Europäische Vereinigung für sichere Transaktionen meldet einen starken Anstieg der Black-Box-Angriffe auf europäische Geldautomaten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020.

Mehr dazu hier: European ATM losses from Black Box fraud pass the €1 million mark

6 Fakten über Cyber-Attacken in der Finanzbranche

Heutzutage ist die Finanzdienstleistungsbranche kritischer denn je. Professionelle Dienstleistungen, die die Investition, Kreditvergabe und Verwaltung von Geld und Vermögen umfassen, halten die Gesellschaft auf allen Ebenen am Laufen. Von Privatpersonen bis hin zu globalem Handel und Gewerbe ist eine vollständige Digitalisierung der Finanzdienstleistungen rasch im Gange – und auch Cyberkriminelle haben dies erkannt.

Mehr dazu hier: 6 cyber-related stats in financial services

Führen in der Krise

Die meisten Finanzinstitute agierten sich mit beispielloser Geschwindigkeit, Teamarbeit und Fokussierung, um Lösungen als Reaktion auf COVID-19 zu entwickeln. Es stellt sich die Frage, wie Institutionen dieses Maß an Agilität, Engagement und innovativem Denken in Zukunft aufrechterhalten können. Wie nutzen sie die Krise als Sprungbrett für das umfassendere Ziel der digitalen Transformation, das für ein langfristiges Überleben erforderlich ist?

Mehr dazu hier: Crisis as a Catalyst for Leadership, Digital Transformation & Cultural Growth

Wettbewerb trifft auf Zusammenarbeit

Es gab eine Zeit, in der Banken wussten, wer ihre Konkurrenten waren. Zum größten Teil handelte es sich einfach um andere Banken und Finanzdienstleister. Im dem Maße, in dem Technologie im Mittelpunkt steht, scheinen FinTechs gut positioniert zu sein, um noch weiter in den Bankenbereich vorzudringen. Aber sind sie es wirklich?

Mehr dazu hier: Banking as a Service: Competition Meets Collaboration in the Age of Value Networks

Berichte aus Banken und FinTechs

Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Markenverletzung durch Kontoaggregation?

Die kanadische TD Bank hat eine Klage wegen Markenverletzung gegen Plaid eingereicht und Das FinTech beschuldigt, den Anmeldebildschirm, das Farbschema und das Logo irreführend nachgeahmt zu haben, um die Benutzer zur Eingabe ihrer Finanzdaten zu verleiten.

Mehr dazu hier: TD Bank accuses Plaid of duping customers by ripping off its trademarks

Ein Designer-Ring zum mobilen Bezahlen

Design-Guru Philippe Starck hat einen „smarten“ Ring entworfen, in dem Zahlungskarten, Transitpässe und Visitenkarten für den stilbewussten Verbraucher gespeichert sind.

Mehr dazu hier: Philippe Starck unveils  payments ring

Eine weitere Neobank in Großbritannien

Ein Team von Finanzdienstleistungsexperten unter der Leitung von zwei ehemaligen Barclays-Führungskräften hat Pläne zur Einführung von Pennyworth vorgestellt, einer neuen digitalen Bank, die den Bedürfnissen junger Fachkräfte und mittlerer Manager gerecht werden will. Die Zielgruppe nennt sich „aspiring affluent“.

Mehr dazu hier: Former Barclays execs to launch digital bank

Neue FinTech-Einhörner

Das kanadische FinTech Wealthsimple hat durch eine neue Finanzierungsrunde Einhorn-Status erlangt. Die Bewertung stieg auf 1,5 Mrd. US$. U.a. ist die Allianz an dem Unternehmen beteiligt. Wealthsimple bietet Robo-Advice und gebührenfreien Aktienkauf an. Es verwaltet 8,4 Milliarden US-Dollar und hat mehr als 1,5 Millionen Nutzer hat.

Mehr dazu hier: Wealthsimple achieves $1.5 billion valuation on new fundraising round

Auch der indische Zahlungsabwickler Razorpay hat sich – mit einer 100 Millionen US-Dollar Series-D-Finanzierung – dem Einhorn-Club angeschlossen.

Mehr dazu hier: Indian fintech Razorpay joins Unicorn club with $100 million funding

Zu guter Letzt: Corona: Am besten gar nicht mehr bezahlen

Forscher von CSIRO, Australiens nationaler Wissenschaftsagentur, haben herausgefunden, dass das für Covid-19 verantwortliche Virus auf Oberflächen wie Banknoten, Plastik, Handybildschirmen und Edelstahl bis zu 28 Tage überleben kann. Also am besten weder mit Bargeld, noch mit Karte oder Smartphone bezahlen. Die Forscher haben allerdings eingeräumt, dass der Test nur unter Laborbedingungen Aussagekraft hat.

Mehr dazu hier: Coronavirus can survive up to 28 days on paper banknotes

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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