Banken sollten sich gut vorbereiten: Sie werden mit mehr Finanzkriminalität zu kämpfen haben. Damit zumindest rechnen Experten. Günstig würden etwaige Schutzmaßnahmen nicht, im Gegenteil: Die Corona-Pandemie und neue Regularien treiben die Kosten in die Höhe.
Nach Einschätzung von Experten werden die Kosten für die Sicherheit von Banken im laufenden Jahr steigen. Grund dafür seien die Corona-Pandemie sowie regulatorische Anforderungen. Die Institute müssen in absehbarer Zukunft mit einem Anstieg von Finanzkriminalität rechnen und sich auf etwaige Risiken vorbereiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Firma LexisNexis.
In der Studie beschäftigten sich die Autoren mit den geschäftlichen Auswirkungen regulatorischer Veränderungen im Umfeld der Financial Crime Compliance und den Effekten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Steigende Compliance-Kosten
Demnach würden sich die jährlichen Gesamtkosten für Financial Crime Compliance in den EMEA-Märkten auf 117,5 Milliarden US-Dollar belaufen. Einige Länder meldeten bereits im Jahr 2020 höhere Kosten im Vergleich zum Vorjahr:
- Frankreich: +18,1 Prozent;
- Deutschland: +20,2 Prozent;
- Italien: +26,6 Prozent;
- Niederlande: +22,2 Prozent.
Dies entspreche einem überdurchschnittlichen Anteil an den EMEA-Gesamtkosten.
Siebzig Prozent der Unternehmen erwarten zudem, dass die Corona-Pandemie in den nächsten 12 bis 24 Monaten weitere Compliance-Ausgaben erzeugen wird. Die Befragten gehen davon aus, dass sich 69 Prozent dieser Kosten auf Technologie beziehen werden.
Vorteile für technologie-affine Unternehmen
Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass Finanzinstitute, die Technologie als einen wichtigen Punkt in ihren Compliance-Programmen verstehen, im Vergleich zu anderen Unternehmen deutliche Vorteile haben: Diese Firmen hätten es leichter, die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen, da die Technologie eine schnellere Anpassung an neue regulatorische Anforderungen ermögliche.
Außerdem gaben die befragten Compliance-Experten an, dass ihnen ein technologisch ausgerichtetes Financial Crime Compliance Programm ein besseres Verständnis für Kunden ermögliche – und Erkenntnisse liefere, die zur Verbesserung der Kundenbeziehungen beitragen.
Finanzinstitute, die in Technologielösungen zur Unterstützung der Compliance gegen Finanzkriminalität investiert haben, verzeichneten zudem geringere Kostensteigerungen und weniger negative Auswirkungen durch die Pandemie: Mehr Investitionen in Technologielösungen für Financial Crime Compliance ermöglichen den Mitarbeitern demnach, „höherwertigere Aufgaben“ zu erfüllen. Das gelte vor allem für Compliance-Experten in der EU. Diese müssen sich mit der der „EU-Geldwäscher-Richtlinie“ auseinandersetzen.
Unternehmen, die eigener Angabe nach mehr als 50 Prozent ihres Budgets für Technologie ausgeben, haben niedrigere durchschnittliche jährliche Compliance-Kosten (44,6 Mio. US-Dollar) im Vergleich zu Unternehmen, die mehr Geld für Mitarbeiter ausgeben (48,4 Mio. US-Dollar). Diese Firmen profitierten auch von einer geringeren negativen Auswirkung beim Onboarding neuer Kunden – 26 Prozent der mittleren bis großen Firmen geben dies als Herausforderung an, im Vergleich zu 44 Prozent der Firmen mit unterdurchschnittlichen Technologieausgaben.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Mehr als die Hälfte der Unternehmen hätten keinen formalen Prozess zur Identifizierung und Nachverfolgung neu auftretender Bedrohungen. Das bedeute, so die Studienautoren, dass der Zeitaufwand für alltägliche Aufgaben wie das Abklären von Warnmeldungen erheblich gestiegen sei.
Die Studie zeige, dass eine zukunftsorientierte Technologiestrategie die Kosten senken und gleichzeitig die Prozesse im gesamten Compliance-Spektrum verbessern kann. Dadurch könnten sich Compliance-Teams auf Aufgaben mit höherer Priorität konzentrieren und besser informierte Risikomanagement-Entscheidungen treffen.
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