Nach dem Krypto-Winter folgt der Frühling

Learnings für institutionelle Anleger

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Der Handel mit Kryptowährungen ist trotz Marktturbulenzen aus dem institutionellen Geschäft nicht mehr wegzudenken. FTX, Silvergate & Co. zeigen dabei auf, wie der Kryptohandel für Banken mit der richtigen Infrastruktur optimiert werden kann.

Handel mit Kryptowährungen im institutionellen Geschäft

Der Handel mit Kryptowährungen ist inzwischen Normalität.

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Horváth ist Partner des Bank Blogs

Das Jahr 2022 ist nicht nur als rabenschwarzes Jahr für Aktien und Anleihen, sondern auch für Kryptowährungen in die Geschichte eingegangen. Neben massiven Wertverlusten von Bitcoin & Co kam es zu spektakulären Skandalen und Pleiten unter Kryptofirmen. Der Kollaps von Terra-Luna, Celsius, FTX oder zuletzt der für den institutionellen Kryptohandel bedeutsamen Bankinstitute Signature und Silvergate haben das Vertrauen in den sich etablierenden Kryptomarkt erschüttert.

Doch nach dem Krypto-Winter scheint nun der Frühling angebrochen zu sein. Viele der relevanten Kryptowährungen sind im Aufwind. So ist die Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes seit der Pleite von FTX im November 2022 um 40 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat das Gesamthandelsvolumen wieder den Stand von vor der FTX-Pleite erlangt. Doch was können Anleger aus den schlechten Zeiten der vergangenen Monate lernen? Der Blick zurück offenbart viele Schwachstellen, die zukünftig behoben werden können.

Bisher wenig Governance bei Kryptobörsen

Der Fall FTX offenbart das teils noch immer mangelhafte Risikomanagement im Bereich der Kryptobörsen. So werden oft sämtliche Dienstleistungen wie Handel, Verwahrung, Brokerage oder Kapitalvergabe und -aufnahme aus einer Hand angeboten. Dieser Aufbau unterscheidet sich grundlegend von dem Setup traditioneller Banken, welche ihre Dienstleistungen in verschiedenen, klar voneinander abgetrennten Abteilungen anbieten und wo entsprechende Chinese Walls die Aktivitäten strikt voneinander trennen.

Diese strikte Trennung ist im klassischen Banking Standard und eine fundamentale Grundlage des gesamten Governance-Ansatzes im Rahmen einer funktionierenden Regulatorik. Die Missachtung dieser Grundregel, gepaart mit einer gewissen kriminellen Energie oder völliger Naivität und Überschätzung, sowie die Blauäugigkeit vieler Marktteilnehmer führte letztendlich zu dem eingetretenen Schaden.

Counterparty-Risiko hat sich materialisiert

Der Kollaps der Kryptobörse FTX hat auf tragische Weise vor Augen geführt, was passieren kann, wenn man nur einem Kontrahenten seine Assets anvertraut – so attraktiv das auch im ersten Moment erscheinen mag. Alle Eier in ein Nest zu legen, ist keine gute Idee aus Sicht der Risikostreuung. Die Einbindung mehrerer Handelskontrahenten reduziert das Risiko eines Totalausfalls des eingesetzten Kapitals erheblich.

Bevor eine Kryptohandelsplattform angeschlossen wird, muss diese im Rahmen des Due Diligence-Prozesses genau analysiert und überprüft werden. Dabei müssen auch Haftungsfragen eruiert und geklärt werden. Was passiert beispielsweise, wenn die von einem Broker verwendete nachgelagerte Handelsplattform pleitegeht? Haftet dann der Broker oder die Bank?

Natürlich bringt die Einbindung mehrerer Handelskontrahenten für die Bank auch eine höhere Komplexität und höhere Kosten mit sich. Für jede genutzte Kryptobörse als Counterparty muss Kapital vorgehalten werden. Das treibt die Liquiditätskosten nach oben.

Nach dem US-Banken-Debakel: smarte Cash-Lösungen gesucht

Aufgrund der Entwicklung im 2022 entstand die Nachfrage nach Smart-Cash-Management-Lösungen. Um die Menge der bei den Kryptobörsen geparkten Assets zu minimieren, bieten sich zwei Wege. Erstens die volle Automatisierung des Liquiditätsmanagements mit vordefinierten Grenzen und zweitens ein zentral verwalteter Liquiditätspool, um die Börsen-Konten just-in-time mit Cash zu versorgen. Letztere Option wurde durch Signature und Silvergate angeboten, welche sofortige USD-Transfers ermöglichten.

Nach dem Ausfall dieser beiden Bankinstitute müssen nun andere Wege für ein smartes Cash Management gefunden werden. Kurzfristig könnten an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins, wie USDC oder Tether, an Bedeutung gewinnen. Der Haken dabei ist, dass Transaktionen dort nur mit Verzögerung abgewickelt werden. Und wie sich letztes Jahr gezeigt hat, können Stablecoins hoch volatil sein. Eine weitere Lösung für eine sofortige Liquiditätsbereitstellung auf Euro-Basis bietet SEPA Instant. Doch die Begrenzung der Transaktionshöhe und die fehlende Marktdurchdringung limitieren den Nutzen für institutionelle Anleger erheblich.

Was Fed Now bringen wird, welches im zweiten Quartal 2023 durch die Federal Reserve gelauncht werden soll, wissen wir schlicht und ergreifend noch nicht. Die klassischen Systeme wie ACH und Swift sind keine Alternative. Sie sind zu langsam und zu teuer. Außerdem könnten sich die Lösungen für außerbörsliche Abwicklung (off-exchange settlement) über Anbieter wie Copper Clearloop oder Fireblocks als dominierende Lösung für das smarte Cash Management erweisen. Diese Systeme ermöglichen den sofortigen Transfer der Finanzmittel zu den Börsenkonten vor einem beabsichtigten Trade.

Um ein smartes Liquiditäts- und Cash-Management erfolgreich zu implementieren, muss eine Bank den Cash-Managementprozess automatisieren können. Dabei werden einzelne Funktionen wie das Pre-Funding, Rebalancing oder der Zahlungsausgleich jeweils automatisiert. Es können auch dynamische Cash-Transfers realisiert werden: zum Beispiel kann das in den Börsenplätzen-Konten geparkte Geld während den üblichen Handelszeiten automatisch erhöht und außerhalb der eigenen Handelszeiten verringert oder sogar ganz abgezogen werden.

Jede Bank ist anders: Maßgeschneiderte Lösungen für den Kryptohandel

Wenn eine Bank damit beginnt, für ihre Kunden den Handel mit digitalen Assets einzurichten, muss sie zusätzlich zum Kernbankensystem weitere Systeme einbinden, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Dazu gehört eine Verwahrstelle, die für den institutionellen Handel geeignet ist, und die Sicherung der privaten Schlüssel vornimmt. Darüber hinaus wird ein System zur Ausführung der Handelsorder benötigt. Dieses verbindet die unterschiedlichen Kryptobörsen. Letztlich benötigt eine Bank noch eine Lösung, um diese verschiedenen Systeme, sowie Funktionen wie Liquiditäts- oder Risikomanagement zu orchestrieren. Alle Funktionen sollten automatisiert und auf einer Plattform gebündelt werden. Wyden ist aktuell der einzige Anbieter weltweit, dessen Plattform diesen Funktionsumfang anbietet.

Bei der Wahl der Infrastruktur für den Digital-Asset-Handel sollte die Bank auch ihre eigenen Bedürfnisse und Eigenschaften berücksichtigen, um eine optimale Lösung zu finden. Viele Faktoren wie der Risikoappetit oder die Struktur der Zielkundschaft sollten hier abgeklopft werden. Diese beeinflussen auch die Auswahl eines geeigneten Geschäftsmodells für den Handel mit Kryptowerten. So ist beispielsweise für eine Bank mit geringer Risikoaffinität, begrenzten Kapitalreserven und wenigen großen Kunden das Agency Trading das optimale Modell. Dabei werden die Kunden-Orders direkt an die Handelsplätze gesendet. Die Banken handeln vorwiegend mit Brokern. Weitere verfügbare Businessmodelle, das Principal Brokerage, oder das Anbieten eines eigenen Handelsplatzes (Secondary Marketplace), bergen ein höheres Gewinnpotenzial, aber dafür auch höhere Risiken.

Im Krypto-Frühling sollten Banken also einerseits aus den Missständen der Kryptoszene, die sich im Krypto-Winter besonders drastisch offenbart haben, lernen. Die sorgfältige Auswahl von mehreren Handelskontrahenten kann das Risiko eines Kapitalausfalls deutlich reduzieren. Ein smartes Cash- Liquiditätsmanagement ist für Banken elementar. Es wird sich zeigen, welche Lösung zum Standard wird. Andererseits sollten Banken bei der Implementierung des Krytohandels für ihre Kunden auch eigene Bedürfnisse und Eigenschaften abwägen, um das optimale System und Geschäftsmodell zu selektieren.

Über den Autor

Andy Flury

Andy Flury ist Gründer und CEO von Wyden, dem weltweit führenden Technologieanbieter für den institutionellen Handel mit digitalen Vermögenswerten. Davor war der MBA und Master of Industral Management u.a. Partner und Head of Algorithmic Trading beim Schweizer Hedgefonds Linard Capital.

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