Bitcoins werden nach wie vor viel und heiß diskutiert. Eignet sich das digitale Zahlungsmittel auf Unternehmensebene für die Finanzierung von Investitionen? Ein Überblick über Möglichkeiten und Hindernisse.
Finanzmanager haben die Aufgabe, nach Investitionen Ausschau halten, die den Unternehmenswert steigern und möglichst kostengünstig finanziert werden. Dazu kann man bei gegebenem Rating Finanzierungsalternativen vergleichen, also beispielsweise Preise für die Aufnahme von Fremdkapital in unterschiedlichen Währungen und Zinsstrukturen. So könnte sich ein Finanzmanager aus der Eurozone in US-Dollar finanzieren, der Fremdwährungsbetrag würde über einen Währungsswap in Euro gedreht.
Ist das auch mit der wohl bekanntesten Kryptowährung Bitcoin möglich? Aus Helikoptersicht wäre es schließlich eine Finanzierung in Fremdwährung wie in US-Dollar.
Kostenvorteile ausloten
Die Kosten für eine Finanzierung lassen sich am Kapitalmarkt ablesen. Der Finanzmanager betrachtet die Renditen von Finanzinstrumenten anderer Unternehmen mit vergleichbarer Risikostruktur und ähnlichem Geschäftsmodell. Wenn er eine Anleihe emittieren möchte, kann er sich die Renditen entsprechender Emittenten anschauen.
Für große und international agierende Unternehmen sind Anleihen in unterschiedlichen Währungen und Laufzeiten verfügbar. Der Markt für Bitcoin-Unternehmensanleihen ist hingegen bislang begrenzt. Bei großen Anleihewährungen gibt es Zinsstrukturkurven für unterschiedliche Segmente. Für den Bitcoin sucht man diese vergebens. Das dürfte es schwierig machen, einen adäquaten Preis für die zu emittierende Anleihe zu finden. Es dürfte aber noch viel schwieriger sein, auf dieser Basis eine Zinskostenersparnis zu realisieren.
Transaktionsschnelligkeit und -sicherheit
Attraktive Zeitfenster für Anleiheemissionen existieren nicht über Tage oder gar Wochen, sondern sind von kurzer Dauer. Bei den gängigen Währungen ist das unproblematisch – es gibt für Anleihen und Währung fortlaufend Preise, zu denen Tickets über viele Millionen sekundenschnell abgewickelt werden können.
Ob das bei Bitcoin genauso möglich ist, scheint fraglich. Das liegt einerseits an der Technik der Transaktionen, andererseits an der im Vergleich zu anderen Währungen geringen Liquidität und Markttiefe. Und es fehlt der Wettbewerb, sodass es zwischen einzelnen Handelsplätzen teilweise erheblich Preisunterschiede gibt. Daher sollte Arbitrage einsetzen und die Preisunterschiede beseitigen. Das scheint bei der Kryptowährung bisher nicht in großem Umfang erfolgt zu sein, was wiederum auf die Technik der Geschäftsabwicklung zurückzuführen sein dürfte.
Sicherung, Wechselkurs und Volatilität
Finanzmanager verfügen über Optionen, Futures, Forwards, Swaps und so weiter, um damit die gewünschte Struktur und das gewünschte Risiko einer Position abzubilden. Mit der Einführung eines Futures auf Bitcoin im Dezember 2017 vom Chicago Board of Exchange und der Chicago Mercantile Exchange ist zumindest ein börsennotierter Future-Kontrakt kreiert worden, der das Potenzial hat, zum Management von Zinsrisiken aus Bitcoin-Transaktionen geeignet zu sein.
Der Erfahrungszeitraum ist aber zu kurz, um zu beurteilen, ob der Kontrakt erfolgreich angenommen wurde. In jedem Fall ist es ein wichtiger Schritt für die langfristige Implementierung des Bitcoin als Währung für Finanzmanager und institutionelle Investoren.
Risiken einer Bitcoin-Finanzierung
Finanzmanager bevorzugen stabile Währungen. Betrachtet man die Kursentwicklung für die Zeit Januar 2012 bis Juni 2018 für Bitcoin gegenüber Euro, so fällt auf, dass erst 2017 die Kursschwankungen signifikanter wurden. Das deutet auf eine höhere Volatilität hin. Bemerkenswert ist auch der Vergleich zu Euro und US-Dollar im gleichen Zeitraum.
Im Vergleich der Zeitreihen zeigt sich, dass die Volatilität beim Bitcoin um ein Vielfaches höher ist als bei Euro und US-Dollar. Bedenkt man zudem, dass es für den Bitcoin keine liquiden Derivate zur Kurssicherung gibt, muss konstatiert werden, dass eine Finanzierung in Bitcoin für Finanzmanager gegenwärtig nicht angezeigt ist.
Weitere Risiken bei einer Finanzierung in Fremdwährung sind politischer oder wirtschaftlicher Natur oder ergeben sich aus Gesetzesänderungen oder neuen regulatorischen Anforderungen. Es können sich Risiken ergeben, wenn Regierungen den Handel, Besitz oder Einsatz der Kryptowährung untersagen. Auch wenn das faktisch regional begrenzte Auswirkungen haben dürfte, so geht von einem solchen Verbot eine Signalwirkung auf den gesamten Markt mit Kryptowährungen aus, die zu Unsicherheiten bei Investoren, Emittenten und anderen Marktteilnehmen führen kann. Das wiederum kann höhere Kursauschläge nach sich ziehen.
Ausblick: Kryptowährungen als Finanzierungsinstrument
Finanzmanager sollten bei Finanzierungsentscheidungen darauf achten, dass sie Finanzierungskosten einsparen und so einen Betrag zur Steigerung des Marktwertes des Unternehmens leisten. Bei der Verwendung von Bitcoin als Finanzierungswährung ist das gegenwärtig noch nicht möglich, im Gegenteil: Der Finanzmanager würde damit für das betreffende Unternehmen zusätzlich Risiken eingehen; diese resultierenden primär aus den Wechselkursrisiken und der hohen Volatilität.
Perspektivisch ist es naheliegend, dass die eine oder andere Kryptowährung – das muss nicht zwingend der Bitcoin sein – die Position einer stabilen und belastbaren großen Währung mit einem liquiden Markt für Kassa- und Termininstrumente einnehmen wird. Und eine solche Kryptowährung gehört dann als fester Bestandteil in die Toolbox der Finanzierungsinstrumente eines Finanzmanagers.
Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2018/19 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen oder als Hardcopy bestellen.