Einer aktuellen Studie zufolge sieht eine Mehrheit der Unternehmen in Deutschland zwar große Chancen für Künstliche Intelligenz, hält sich jedoch bei Investitionen zurück. Auch in der Finanzbranche ist keine Euphorie erkennbar.
Eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom ist der Frage nachgegangen, wie es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in deutschen Unternehmen bestellt ist. Unter den mehr als 600 befragten Unternehmen waren auch Finanzinstitute, deren Auswertung dem Bank Blog zur Verfügung gestellt wurde und die zumindest Tendenzaussagen zulassen.
Die meisten Unternehmen in Deutschland halten der Umfrage zufolge Künstliche Intelligenz für eine, wenn nicht die wichtigste Zukunftstechnologie. Dennoch tun sich viele schwer damit, die Technologie praktisch einzusetzen. Vor allem Unternehmen aus der Finanzbranche scheinen die großen Chancen von KI noch nicht verinnerlicht zu haben.
Künstliche Intelligenz: Chancen und Einsatz liegen weit auseinander
73 Prozent der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland sind der Meinung, Künstliche Intelligenz sei die wichtigste Zukunftstechnologie. Bei Finanzdienstleistern ist diese Überzeugung weniger ausgeprägt. Hier sind nur 56 Prozent dieser Auffassung.
Eine Mehrheit sieht KI positiv: Insgesamt 55 Prozent sehen entsprechende Technologien eher als Chance, bei Finanzinstituten sogar 65 Prozent. Eher ein Risiko sehen 28 Prozent, bei Finanzinstituten nur 17 Prozent. Keinen Einfluss sehen 14 Prozent aller Unternehmen und 19 Prozent der Finanzdienstleister.
Je größer das Unternehmen, desto mehr Chancen werden gesehen. So sehen nur 53 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern KI als Chance, bei Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten sind es aber 73 Prozent, in der Gruppe von 500 bis 1.999 Mitarbeitern 74 Prozent und bei 2.000 oder mehr Mitarbeitern sogar 84 Prozent.
An eine Gefährdung des eigenen Unternehmens durch Künstliche Intelligenz glauben 17 Prozent aller Unternehmen und 15 Prozent der Finanzdienstleister. 79 Prozent sehen keine existenzgefährdende Bedrohung durch KI (83 Prozent der Finanzunternehmen).
Einsatz von KI vor allem zur Effizienzsteigerung
Gerade einmal 6 Prozent der befragten Unternehmen setzen allerdings KI ein, lediglich 22 Prozent planen die KI-Nutzung oder diskutieren darüber. Vor einem Jahr fiel der Anteil mit 2 Prozent KI-Nutzern und 9 Prozent, die planen oder diskutieren, allerdings noch deutlich niedriger aus.
KI übernimmt aktuell in den Unternehmen dabei vor allem einfache Aufgaben, die der Effizienzsteigerung dienen. Fortgeschrittene Anwendungen sind eher die Ausnahme.
Fragt man dagegen jene Unternehmen, die bislang noch keine KI einsetzen, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Ihnen schweben vor allem Szenarien vor, wo eine KI Anfragen und Reklamationen automatisch beantwortet (95 Prozent, FDL 79 Prozent), Transportrouten plant (88 Prozent, FDL 82 Prozent)), vorausschauend Wartung empfiehlt (86 Prozent, FDL 90 Prozent), automatisch Zahlungen bucht (84 Prozent, FDL 86 Prozent) und Werbung personalisiert (83 Prozent, FDL 75 Prozent). Ebenfalls häufig genannt wird der KI-Einsatz für automatisierte Forecasts (78 Prozent, FDL 72 Prozent) und Preisoptimierung (70 Prozent, FDL 49 Prozent). Aber auch den Einsatz von KI für die Produktentwicklung (56 Prozent, FDL 47 Prozent) und die Vorauswahl von Bewerbern (54 Prozent, FDL 64 Prozent) können sich die Unternehmen vorstellen.
KI soll Mitarbeiter entlasten und Fehler verhindern
51 Prozent aller Unternehmen erwarten Vorteile durch den KI-Einsatz durch eine Entlastung von Mitarbeitern und 45 Prozent hoffen auf die Vermeidung menschlicher Fehler im Arbeitsalltag vermeidet. 35 Prozent erwarten schnellere und präzisiere Problemanalysen. 27 Prozent rechnen durch KI mit einem reduzierten Ressourcenverbrauch und einer geringeren Umweltbelastung, 26 Prozent erwarten, dass sich Mitarbeiter dank KI auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können und 24 Prozent, dass die KI Fachwissen liefert, das sonst nicht vorhanden wäre Wenig Hoffnung machen sich die Unternehmen hingegen, dass ihnen eine KI Kosten spart (16 Prozent) oder dass sie völlig neue Produkte und Dienstleistungen ermöglicht (15 Prozent).
Nur geringe Investitionen in Künstliche Intelligenz geplant
Trotz der Vielzahl von Möglichkeiten will nur eine Minderheit der Unternehmen in KI investieren. Gerade einmal 15 Prozent planen KI-Investitionen und nur 6 Prozent geben an, bereits in der Vergangenheit investiert zu haben. 13 Prozent planen für das kommende Jahr oder später KI-Ausgaben. Die große Mehrheit von 59 Prozent hat aber noch nie in KI investiert und hat auch keine entsprechenden Pläne.
Als Hauptgründe für die Investitionszurückhaltung nennen 70 Prozent der befragten Manager und Unternehmer fehlende Zeit und 56 Prozent, dass es im Unternehmen niemanden gibt, der sich um das Thema kümmert. Bei jeweils 44 Prozent dauert der Entscheidungsprozess noch an oder man zögert, um zunächst die Erfahrungen anderer abzuwarten. 38 Prozent geben an, für KI kein Geld zu haben und 36 Prozent beklagen die unklare Rechtslage. 20 Prozent sehen keinen Nutzen von KI für das eigene Unternehmen.
Bestandsaufnahme zum Stand der KI-Forschung
Unternehmen wünschen sich bei der Künstlichen Intelligenz mehr Impulse aus der Forschung. Nur 39 Prozent meinen, dass Deutschland bei der KI-Forschung zur Weltspitze zählt. Und lediglich 38 Prozent glauben, dass die KI-Strategie der Bundesregierung ausreicht, um Wirtschaft und Gesellschaft auf KI vorzubereiten. 69 Prozent sind der Meinung, in Deutschland müssten mehr KI-Experten an den Hochschulen ausgebildet werden.
Die KI-Strategie sieht unter anderem vor, 100 neue KI-Professuren in Deutschland zu schaffen, um die KI-Forschung zu stärken. Allerdings sind nach mehr als einem Jahr erst zwei Professuren besetzt worden, bei rund zehn weiteren ist das Verfahren weit fortgeschritten. Bitkom hat daher auch ein Impulspapier veröffentlicht, das eine Bestandsaufnahme zur KI-Forschung an den Universitäten in Deutschland liefert. Demnach gibt es aktuell 164 KI-Professuren an Universitäten in Deutschland. Die mit Abstand meisten in Baden-Württemberg (39), Bayern (30) und Nordrhein-Westfalen (23), die wenigsten in Sachsen (2) und Mecklenburg-Vorpommern (1).
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