Immer mehr Kunden von Banken und Sparkassen wünschen, dass sich ihre Hausbank stärker für das Thema Nachhaltigkeit engagiert. Sollten sich die Institute diesem Wunsch verweigern oder „Greenwashing“ betreiben, drohen empfindliche Kundenverluste.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für den künftigen Geschäftserfolg von Banken und Sparkassen, aber auch im Sinne der von der Politik formulierten Nachhaltigkeitsziele. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes und das Aufhalten des Klimawandels können nur mit einer Finanzindustrie gelingen, die eine Führungsrolle in der ökosozialen Transformation einnimmt.
Das sehen offenbar auch die Kunden so. Quer durch die Bevölkerung ist der Ruf nach einer stärkeren ökologischen und sozialen Ausrichtung zu vernehmen. Das ist ein zentrales Ergebnis unserer Studie „Green Banking: Machen oder Marketing?“, für die 1.250 deutschen Bankkunden repräsentativ befragt wurden. Klare Botschaft: Banken, die sich nicht nachhaltiger positionieren oder den Eindruck von Greenwashing erzeugen, laufen Gefahr, mehr als die Hälfte ihrer Kunden zu verlieren.
Kunden fordern mehr Nachhaltigkeit
Egal, ob es um die Eindämmung des Klimawandels, um soziale Gerechtigkeit oder regionales Denken und Handeln geht. Für 78 Prozent der Befragten ist Nachhaltigkeit im Alltag wichtig bzw. sehr wichtig. 67 Prozent aller Bankkunden wünschen sich, dass sich ihre Hausbank stärker für das Thema Nachhaltigkeit engagiert. Bei jungen Kunden zwischen 16 und 24 Jahren sind es sogar 77 Prozent.
Laut den befragten Kunden ist dies bei den Hausbanken bislang jedoch kaum zu erkennen. So nehmen rund 40 Prozent bei ihrem Finanzinstitut bislang noch gar keine Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit wahr. Das gilt für alle Bankengruppen – von Privat- über Direkt- bis hin zu Regionalbanken.
Lediglich die Kunden von Direktbanken geben mit 23 Prozent zu Protokoll: „Meine Hausbank ist nachhaltiger als andere Banken.“ Bei anderen Bankengruppen liegt dieser Wert zwischen elf und 16 Prozent. Als „Vorreiter“ oder „Spezialist“ auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit wird kaum ein Institut gesehen.
Banken müssen selbst nachhaltiger werden
Aus Sicht der befragten Kunden sollten Banken jedoch nicht nur nachhaltige Finanzprodukte anbieten, sondern auch bei sich selbst anfangen und die eigene Organisation nachhaltiger und sozialer gestalten.
So erklären 92 Prozent der Befragten, dass ihnen ein CO2-neutraler Geschäftsbetrieb ihrer Bank wichtig ist. 73 Prozent fordern von ihrer Hausbank CO2-Neutralität bis zum Jahr 2035 oder deutlich früher. Das bedeutet, dass die Mehrheit der deutschen Bankkunden deutlich ambitioniertere CO2-Einsparpotenziale von der Finanzbranche fordert als dies beispielsweise das Bundes-Klimaschutzgesetz (Treibhausgasneutralität Deutschlands bis 2045) vorsieht.
Kunden drohen mit Bankwechsel
Dass derzeit nur ein verschwindend geringer Anteil der Befragten das eigene Finanzinstitut als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit wahrnimmt, kann für die Banken gefährlich werden. Die Studie zeigt: Banken, die sich nicht nachhaltiger ausrichten oder den Eindruck von „Greenwashing“ erzeugen, laufen Gefahr, mehr als die Hälfte ihrer Kunden zu verlieren.
So erklären 13 Prozent der Befragten, sie würden auf jeden Fall ihre Hausbank wechseln, wenn diese nicht nachhaltiger werde. 41 Prozent ziehen einen solchen Schritt in Erwägung. Bei der Altersgruppe der 25- bis 38-jährigen ist diese Haltung besonders ausgeprägt. In ihr stellt mangelnde Nachhaltigkeit für 23 Prozent einen Wechselgrund dar und für 47 Prozent einen Grund, über einen Wechsel nachzudenken.
Kunden offen für nachhaltige Bankprodukte
Nachhaltigkeit bringt für Kreditinstitute aber auch neue Chancen mit sich. 51 Prozent der Kunden haben Interesse an einem nachhaltigen Girokonto. 44 Prozent finden Kapitalanlagen in regionale Ökoprojekte besonders attraktiv. Ebenso viele interessieren sich für nachhaltige Fonds, ETFs und Aktien. Nachhaltiges Sparen interessiert 42 Prozent und immerhin 33 Prozent interessieren sich für ökologische Baufinanzierung.
Unter bestimmten Voraussetzungen sind die Kunden sogar bereit, mehr für nachhaltige Finanzprodukte zu zahlen bzw. auf Rendite zu verzichten. So erklären elf Prozent, sie würden dies auf jeden Fall tun. 38 Prozent sagen „ja, unter Umständen“.
Besonders wichtig ist den Befragten bei der Auswahl nachhaltiger Finanzprodukte mit 68 Prozent die Transparenz. Sie wollen wissen, was mit ihrem Geld gemacht wird. Auf Glaubwürdigkeit, z.B. durch Umwelt-Zertifizierungen, achten 57 Prozent. Persönliche Aufklärung und Beratung zum Thema Nachhaltigkeit wünschen sich 47 Prozent.
Nachhaltigkeit als Chance für Banken
Überzeugende nachhaltige Produkte stellen demnach eine echte Chance für die Institute dar und können neue Ertragschancen und Möglichkeiten der Differenzierung bedeuten.
Insgesamt bietet Nachhaltigkeit deutlich mehr Chancen als Risiken für Banken, aber nur, wenn man es beherzt und glaubhaft angeht. Banken, die dieses Thema für sich strategisch identifiziert haben und es zeitnah und ganzheitlich begreifen, können sich einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Instituten verschaffen.
Kunden haben hohe Erwartungen was die nachhaltige Ausrichtung ihrer Bank angeht. Vor allem für Regionalbanken ergeben sich hieraus besondere Positionierungschancen. Um den Erfolg zu sichern, sollten die Institute zügig konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen. „Machen“ ist wichtiger als „Marketing“.