Veränderungen sind in der Finanzbranche ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Die Berücksichtigung des Human Factor auf der Strecke des Non-Financial Risk Management ist insbesondere in der Transformation und im Change-Management nicht zu unterschätzen.
In den Anfängen kannten wir die Operationellen Risiken in der klassischen Aufteilung der Ursachen, Ereignisse und Schäden anhand durch die BCBS Dokumente aus 2003 vorgegebenen Kategorien.
Heutzutage ist das Spektrum nicht-finanzieller Risiken (NFR) sehr viel weiter gefasst und nimmt teilweise ungeahnte Ausmaße an und jeder kennt die sogenannte „Bow-Tie-Struktur“. In jeder dieser Einzelkomponenten kommt der Faktor Mensch irgendwie vor. In meinem kürzlich bei der VÖB Konferenz gehaltenen Vortrag habe ich dazu ein paar Beispiele aufgeführt:
Was hat das mit Transformation und Change zu tun?
Die Wahrnehmung von steigender Anzahl und Umfang von Projekten jeglicher Art verlangt von den Mitarbeitern einen hohen und oft dauerhaften Einsatz, so dass sich viele der Mitwirkenden in einem konstanten Zustand von Transformation befindet, sei es durch Ablösung von IT-Infrastrukturen, Umsetzung regulatorischer Anforderungen, Digitalisierung oder neuer Produktgruppen, um hier nur einige Ursachen aufzuführen. Weite Teile der Finanzbranche befindet sich in einer Dauerschleife der Transformation. Visualisiert ist die Entwicklung von Veränderungen in den letzten ca. zwei Jahrzehnten in etwa wie folgt:
Klassische Risiken im Projektmanagement sind
- Wirtschaftliche und finanzielle Risiken (z. B. Projektbudgets),
- terminliche Risiken (z. B. Projektplanung vs. Umsetzung),
- inhaltliche und technische Risiken (z. B. Anforderungen, Änderung in der Ausgangslage) sowie
- organisatorische Risiken.
Bei allen Risiken, insbesondere jedoch im Bereich der organisatorischen Risiken spielt der Faktor Mensch eine große Rolle.
Das unterschätzte organisatorische Risiko – der Mensch
Wie wichtig der Mensch im Veränderungsprozess ist, wird leider oft unterschätzt. Durch die möglichen organisatorischen Risiken wie z. B. Spannungen im Projektteam, Ausfall von Schlüsselpersonen, fehlende Akzeptanz der Veränderung, Kündigungen von Schlüsselpersonen sowie Abhängigkeiten von Externen stellen ein nicht quantifizierbares Risiko dar und hat auch Auswirkungen auf die anderen oben beschriebenen Kategorien wie z. B. terminliche oder finanzielle Risiken.
Wichtige Erfolgsfaktoren sind bei der Risikoreduzierung Kommunikation, Transparenz und Reduzierung von Unsicherheit. Diese sind unabdinglicher Bestandteil von Projektorganisation und Management, auch wenn sie nicht als messbare Erfolgsfaktoren in Projekt- und Meilensteinpläne aufgenommen werden können. Sie alle sind klassische Führungskomponenten, die nicht nur in klassischen Organisationsstrukturen, sondern vor allem auch im Projektmanagement wichtig sind.
Wie hängt das alles mit dem Laufsport zusammen?
Change-Management ist kein Sprint, es bedarf Ausdauer in der Planung und Durchführung von Veränderungsprojekten, denn jeder Mensch geht mit Veränderung anders um. Daher ist der Vergleich mit einem Marathon sehr passend. Die Vorbereitung ist intensiv und manchmal schmerzhaft, der Lauf selbst oft von nicht beeinflussbaren Faktoren begleitet (Wetter, Strecke, Wohlbefinden) und je besser die Vorbereitung, desto realistischer ist die Erwartungshaltung und die Erreichung des Ziels in der avisierten Zeit und Zustand.
Wichtig dabei ist auch, dass jeder Langstreckenläufer zwar grundsätzlich alleine und für seinen Erfolg unterwegs ist und es sich nicht um einen Mannschaftssport handelt, aber ohne die Unterstützung von Familie und Freunden in der Vorbereitung sowie den zahlreichen Helfern an der Strecke ist der Erfolg zumindest nicht so einfach zu schaffen und vor allem die Freude am Ergebnis nicht so hoch.