Insiderberichten zufolge will die Europäische Zentralbank ab Januar ihr Anleihekaufprogramm deutlich zurückfahren und so eine geldpolitische Wende einleiten.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
EZB will Anleihekäufe offenbar stark reduzieren
Die Europäische Zentralbank (EZB) will nach Insider-Informationen ihre geldpolitische Wende mit einer deutlichen Verringerung ihres Anleihekaufprogramms (QE) einleiten. Die Notenbank erwäge ihre monatlichen Anleihekäufe ab Januar mindestens um die Hälfte zu kürzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Berufung auf informierte Kreise. Das reduzierte Kaufprogramm könnte nach Einschätzung der Insider im kommenden Jahr noch mindestens neun Monate fortgesetzt werden. Nach derzeitigem Stand läuft das Anleihekaufprogramm, mit dem die Währungshüter die Zinsen drücken und die Kreditvergabe anregen wollen, zum Jahresende aus. Auch aus anderen Medienquellen hieß es, die Ratsmitglieder dürften beim nächsten EZB-Treffen am 26. Oktober dafür stimmen, das Kaufprogramm zwar zu verlängern, aber mit einem geringeren Umfang. Über die Höhe werde noch diskutiert. Im Gespräch seien Summen zwischen 25 und 40 Milliarden Euro. Die EZB wollte zu den Informationen keine Stellung nehmen. Die Notenbank kauft seit März 2015 in großem Umfang Staatsanleihen und andere Wertpapiere – derzeit für monatlich 60 Milliarden Euro.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Kritik an neuen Kreditregeln der EZB-Bankenaufsicht hält an
Die neuen Leitlinien der EZB-Bankenaufsicht zum Umgang mit ausfallgefährdeten Krediten stoßen zunehmend auf Kritik. Nach EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani forderte auch der Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschafts- und Währungsausschusses (ECON), Roberto Gualtieri, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Haltung ändern soll. Er erwarte, dass der laufende Konsultationsprozess dazu führe, dass die Aufsicht, „ihre Leitlinien korrigiert, um sie ausgewogener zu gestalten“.
Juncker: London muss Scheidungsrechnung bezahlen
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat betont, London müsse zunächst seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen, um bei den Brexit-Verhandlungen voranzukommen. „Derzeit können wir keinen wirklichen Kompromiss finden, was die finanziellen Verpflichtungen von Großbritannien angeht“, sagte er heute in Luxemburg. Er werde den Mitgliedsländern auf einem EU-Gipfel nächste Woche die Aufnahme von Gesprächen über die zweite Phase nicht empfehlen können.
Eurogruppen-Chef Dijsselbloem berät ESM
Der scheidende niederländische Finanzminister und Vorsitzende der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, wird befristet den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) unterstützen. Nach dem Verlassen der Regierung bis zum Ende seiner Amtszeit als Eurogruppen-Chef im Januar werde er als externer Berater tätig sein, teilte der ESM mit.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Deutsche Bank, HSBC und Citigroup wollen Libor-Sammelklage beilegen.
- Bank of America steigert Quartals-Gewinn.
- Comdirect-Chef Walter erwartet Konsolidierung der FinTech-Branche.
Was in den nächsten Tagen wichtig wird
In den kommenden Tagen stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Der Bankenverband lädt am Samstag anlässlich der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank zu einer Pressekonferenz in Washington ein. Am Abend nimmt der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, vor der Presse Stellung. Am Sonntag wird die Jahrestagung beendet.
- Auf dem ebenfalls zu Ende gehenden Jahrestreffen des Institute of International Finance (IIF) spricht der Präsident der Banque de France, François Villeroy de Galhau.
- Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält die Eröffnungsrede beim Group of Thirty – International Banking Seminar 2017.
- In Niedersachsen wird der neue Landtag gewählt.
- Auch in Österreich wird gewählt: 6,4 Millionen Stimmberechtigte können unter 16 Parteien wählen.
- Am Montag läuft das Ultimatum des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy für die Regierung Kataloniens ab. Regionalpräsident Carles Puigdemont soll klarstellen, ob er die Unabhängigkeit ausgerufen hat oder nicht.
- In Berlin wird der Deutsche Startup Monitor 2017 vorgestellt.