Es wird wieder fusioniert und übernommen: Das M&A-Geschäft hat sich von den Einbrüchen der Krise erholt. Solche Resilienz offenbart die Bedeutung, die jener Zweig für Firmen einnehmen kann. Auch 2021 wird er weiter dynamisch wachsen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Nach dem Pandemiejahr 2020, das inzwischen in Pandemiejahr 2021 übergegangen ist, hat sich das Geschäft mit Mergers & Acquisitions weitgehend von den Einbußen des wiederkehrenden Lockdowns erholt. Das zeigt eine aktuelle Erhebung der Unternehmensberatung Bain & Company, die das weltweite Fusions- und Übernahmegeschehen unter die Lupe genommen hat. Dazu wurden rund 300 M&A-Verantwortliche befragt.
Der Untersuchung nach beweise die positive Entwicklung des M&A-Geschäfts nach den Einbußen zu Jahresbeginn 2020, dass der Bereich der Fusionen und Übernahmen für Firmen eine besondere strategische Bedeutung entwickeln kann.
Erholung seit Pandemiebeginn
Nachdem es im ersten Halbjahr nur wenige Übernahmen gab, nahm das Volumen der Fusionen und Übernahmen im dritten und vierten Quartal um jeweils mehr als 30 Prozent zu. Im Gesamtjahr lag es mit rund 2,8 Billionen US-Dollar noch 15 Prozent unter dem Niveau von 2019, gut 11 Prozent weniger. Doch das M&A-Geschäft erwies sich als wesentlich stabiler als dies zu Beginn der Corona-Pandemie erwartet worden war. Im laufenden Jahr werde der Bereich weiter dynamisch wachsen, heißt es in dem Papier.
Firmenkäufe sind unverzichtbar
45 Prozent der Befragten sehen Firmenkäufe als Treiber für künftige Umsatzzuwächse. Vor drei Jahren waren nur 30 Prozent dieser Ansicht. In komplexen wirtschaftlichen Ökosystemen müssten Unternehmen immer mehr Partnerschaften eingehen oder erfolgskritische Fähigkeiten zukaufen, heißt es von den Studienautoren. Das sei auch einer der Gründe, warum der Anteil an Scope-Deals wachse.
56 Prozent aller Transaktionen über einer Milliarde US-Dollar hatten im vergangenen Jahr die Erweiterung des Geschäfts, den Erwerb neuer Kompetenzen oder den Vorstoß in neue Geschäftsfelder als Ziel. In Deutschland zählte dazu unter anderem die Zusammenarbeit von BMW und Volkswagen mit dem schwedischen Batteriespezialisten Northvolt.
Der Anteil kostengetriebener Scale-Deals sank gleichzeitig auf 44 Prozent. Solche Transaktionen blieben aber für Branchen wichtig, in denen die Corona-Krise den disruptiven Wandel beschleunigt habe, meinen die Studienautoren. Dazu würden Einzelhandel, Medien und Telekommunikation sowie Banken gehören.
Europas Bankenbranche vor Konsolidierung
Im internationalen Vergleich sei der Konzentrationsgrad von Kreditinstituten in europäischen Ländern, besonders in Deutschland, eher gering, so die Autoren der Studie. Deswegen sei eine Konsolidierungswelle absehbar. Bewegung gebe es zudem bei Anbietern von Finanzmarktinfrastrukturen, da klassische Wertschöpfungsketten im Finanzwesen aufbrechen würden. So entstehe nicht nur Raum für Expansion, sondern auch für neue Geschäftsmodelle – zum Beispiel im Daten- und Informationssektor. Auch die Bereiche Kryptowährungen und Digital Assets gehören dazu.
Differenzierte Bewertungen
Je nach Übernahmeziel müssten sich Unternehmen allerdings auf hohe Kaufpreise einstellen, heißt es im Forschungspapier. Anders als in der globalen Finanzkrise 2008/2009 seien die Bewertungen im Jahre 2020 nicht gesunken. Im Gegenteil: Das EBITDA-Multiple stieg auf den Unternehmenswert weltweit auf durchschnittlich 14 – nach 13 im Jahr zuvor.
Allerdings würden sich die Werte je nach Branche deutlich unterscheiden. So seien im Handel und im Energiesektor die Bewertungen zuletzt zurückgegangen –für Technologieunternehmen und Healthcare-Anbieter seien sie dagegen gestiegen. Diese Zweiteilung dürfte sich fortsetzen, so die Studienautoren. Wer in zukunftsträchtige Märkte einsteigen oder seine Position dort ausbauen will, müsse einen Aufpreis zahlen. Die Verkäufer würden um ihren Wert wissen.
Regionale Deals besonders gefragt
Rund 50 Prozent der Befragten erwarte der Studie nach, , dass sich die Zahl der M&A-Deals in seiner jeweiligen Branche 2021 erhöht. Ihre Kauflust verlieren die Unternehmen dadurch also nicht. Regionale Deals werden dabei den interkontinentalen Transaktionen weiter vorgezogen werden, wie bereits in der Vergangenheit. 60 Prozent der Befragten halten die Lokalisierung der Lieferkette für ein wichtiges Thema bei Zukäufen.
Unternehmen müssen weiter investieren. Solche Investitionen reichen von Partnerschaften über Minderheitsbeteiligungen bis hin zu einem eigenen Corporate-Venture-Fund. Zudem werde die Digitalisierung des M&A-Prozesses selbst immer wichtiger. Die Corona-Krise beschleunige im M&A-Geschäft bestehende Trends wie Digitalisierung und Regionalisierung. Zugleich würden Übernahmen und Fusionen über alle Branchen hinweg zu einem integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie.
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