5 Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzbildung bei Jugendlichen

Steigerung von Finanzwissen und –kompetenzen

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Immer wieder wird die schlechte Finanzbildung der Deutschen intensiv diskutiert. Gerade bei jungen Menschen besteht beträchtlicher Verbesserungsbedarf. Fünf Maßnahmen könnten diesen Zustand verbessern.

Steigerung von Finanzwissen und –kompetenzen

Die Steigerung von Finanzwissen und –kompetenzen ermöglicht bessere finanzielle Entscheidungen.

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Finanzbildung ist die Aneignung von Finanzwissen und -kompetenzen, die selbstverantwortliche finanzielle Entscheidungen ermöglichen. Fragen, die bei ausreichender Finanzbildung beantwortet und in geeignetes Handeln „übersetzt“ werden können, lauten zum Beispiel:

  • Was bedeutet Kaufkraftverlust durch Inflation?
  • Was ist unter Rendite und Zinseszinseffekt zu verstehen?
  • Was sind Investmentfonds, wie können diese für die Geldanlage genutzt werden?

Eine ausreichende Finanzbildung wird Heranwachsenden dabei helfen, unbotmäßige Finanzrisiken zu vermeiden und stattdessen sinnvolle Chancen zu erkennen, so dass rational begründete und solide Finanzentscheidungen möglich sind. Auf solch einer Basis lernen die Betreffenden, ihr Leben wirtschaftlich im Griff zu haben, und tragen mittelbar auch zu stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen bei.

Finanzbildung bei Jugendlichen und Heranwachsenden

Die Situation der Finanzbildung hierzulande ist nicht ermutigend. Defizite zeigen sich insbesondere im Vergleich mit skandinavischen Ländern. Wenig Anlass zu Optimismus bereitet auch die umfassende „Jugendstudie 2021 – Wirtschaftsverständnis und Finanzkultur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, deren Ergebnisse seit dem Herbst 2021 öffentlich zugänglich sind.

Demnach bekundeten 30 Prozent der Teilnehmer (deutschsprachige Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24), in der Schule „so gut wie nichts“ über Wirtschaft und Finanzen gelernt zu haben bzw. zu lernen. Weitere 38 Prozent hatten die Einschätzung „nicht so viel“ abgegeben und lediglich 32 Prozent waren der Ansicht, „viel“ zum betreffenden Thema in der Schule gelernt zu haben. Solch eine Konstellation deckt sich mit Erkenntnissen anderer aktueller Befragungen und Studien, bei denen für Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland deutliche Wissens- bzw. Kompetenzdefizite bei Themen wie Geld, Finanzen und Wirtschaft ermittelt wurden.

Fünf Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzbildung

Die Verbesserung der Finanzbildung von Jugendlichen und Heranwachsenden ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die sowohl im Interesse der Betroffenen als auch im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft liegt.

Im Folgenden werden fünf Maßnahmen vorgestellt, wie dies gelingen kann:

  1. Frühzeitige Aktivierung der finanziellen Mündigkeit;
  2. Optimierung schulischer Lehrpläne;
  3. Wirtschaftsunterricht mit Bezug zum Lebensalltag;
  4. Lehrkräfte sensibilisieren und weiterbilden;
  5. Finanzielle Problemfelder erkennen und überwinden.

1. Frühzeitige Aktivierung der finanziellen Mündigkeit

Die Aktivierung zur Mündigkeit in finanzbezogenen Entscheidungssituationen, sprich: die Finanzbildung, sollte gezielt und frühzeitig einsetzen, um Defiziten bei Jugendlichen – und später bei Erwachsenen – einen Riegel vorzuschieben. Oder, um es mit den Worten der Wirtschaftspädagogen und Finanzbildungs-Experten Maximilian Estl und Stefan Wagner zu sagen: „Auch wenn Jugendliche meist noch nicht mit beiden Beinen im selbstständigen Finanzleben stehen, kann es dennoch gelingen, bereits Grundsteine, Einstellungen, Motivationen und Wissen zu schaffen und zu festigen“.

2. Optimierung schulischer Lehrpläne

Finanz-/Wirtschaftsthemen sind stärker in schulischen Lehrplänen zu verankern. Diesbezüglich hat es in den zurückliegenden Jahren Verbesserungen gegeben: ökonomische Bildung wird nun verstärkt berücksichtigt. Experten wie R.W. Jahn (Universität Magdeburg) halten es aber für fraglich, ob Aspekte wie Geldanlage, Vorsorge oder Geldpolitik jeweils wirklich in hinreichender Breite und Tiefe behandelt werden können. Forderungen nach einem eigenständigen Fach Wirtschaft seien insoweit vollauf berechtigt.

Dabei komme Schulen beträchtliche Verantwortung zu, denn diese sind ja mit Blick auf unterschiedliche soziale Voraussetzungen in Familien gefordert, Unterricht und Lernformen so zu gestalten, dass trotz unterschiedlicher Umfeldbedingungen allen Kindern eine gute Ausgangsposition eingeräumt wird.

3. Wirtschaftsunterricht mit Bezug zum Lebensalltag

Ein eigenständiges Schulfach Wirtschaft kann sich für die Finanzbildung jedoch nur dann als nützlich erweisen, wenn der Unterricht lebendig und praxisnah gestaltet wird. Rückmeldungen aus der Schulpraxis zeigen aber, dass Finanzbildungsinhalte wie etwa Sparformen und Vermögensbildung im wirtschaftsbezogenen Unterricht oftmals nur am Rande gestreift und als Wissens-/Handlungskompetenzen kaum ausgebildet werden. Kenntnisse zu Aktien oder Investmentfonds sowie zu Risiken und Potentialen verschiedener Sparformen werden nicht oder nur rudimentär vermittelt.

Empfehlenswert wäre es daher, solche Inhalte stärker in den Unterricht zu integrieren, dabei auch den Lebensalltagsbezug herzustellen und Eigenaktivität der Schüler zu fördern (Beispiel: anhand von Realdaten erkunden, warum bestimmte Anlagen Zuwächse gebracht haben und andere enttäuschten, verbunden mit Recherchen, wie man sich vor Verlusten am besten schützt respektive sinnvoll diversifiziert).

4. Lehrkräfte sensibilisieren und weiterbilden

Der Erfolg schulischer Maßnahmen zur Finanzbildung hängt zudem davon ab, dass Lehrkräfte das entsprechende Bewusstsein aufweisen. Leider hat die Diskussion um die „Aktienrente“ in Deutschland gezeigt, dass teils beträchtliche, letztlich ideologisch motivierte Widerstände gegen solche Investitions-/Altersvorsorge-Konzepte bestehen. Und dies, obwohl sie sich seit Jahrzehnten in anderen Ländern bewähren; wie etwa der norwegische Staatsfonds oder das Rentenmodell in Schweden.

In Deutschland werden hingegen Bestrebungen, die Altersvorsorge und einen Kapitalstock-gedeckten Vermögensaufbau über die Beteiligung am Produktivkapital zu erzielen, nicht selten mit polemischen Attributen wie „Börsenkasino“ oder „Zockerei“ kommentiert.

Würden auch Lehrkräfte derartige Positionen gegenüber Schülern vertreten, so wäre dies eine Unterminierung des Finanzbildungsunterrichts, der ja gerade Potentiale angemessener Vermögensbildung kritisch reflektieren sollte. Solche nicht zu unterschätzenden Risiken lassen sich insbesondere durch gezielte Weiterbildung von Lehrkräften zu Wirtschafts- und Finanzthemen einschließlich der konkreten Finanzbildungsinhalte reduzieren.

5. Finanzielle Problemfelder erkennen und überwinden

Finanzthemen erscheinen vielen jungen Menschen als schwierig und Misstrauen mag überwiegen. Die Wurzel dazu wird schon in Kindheit und Jugend gelegt. So konnten Studien von Union Investment zeigen, dass über die Erziehung familiäre „Codes“ tradiert werden, die zum Umgang mit Geld simplifizierte, aber umso wirksamere „Glaubenssätze“ beinhalten.

Diese Codes prägen sich gerade in jungen Jahren ein und können sich später vor allem im Anlage- oder Vorsorgeverhalten nachteilig auswirken. Dazu zählen etwa „Glaubenssätze“ wie

  • „Investmentfonds sind gefährlich“,
  • „Aktien sind nur etwas für Reiche“ odet
  • „Geld gehört am besten aufs Sparbuch“.

Bei der Durchbrechung solch destruktiver Muster sollten Mitarbeiter namentlich in Banken und Sparkassen eine wichtige Rolle einnehmen. Zu denken ist dabei u.a. an Kooperationen zwischen Banken und Schulen zur Förderung des finanziellen Verständnisses. Beispiele hierfür sind die von Volks- und Raiffeisenbanken bereits praktizierten Anregungen des Durchdringens finanzieller Zusammenhänge durch Exkursionen von Schülern zur Deutschen Börse, DZ Bank oder Bundesbank, die von Auszubildenden der Genossenschaftsbanken begleitet werden.

Fazit: Finanzbildung muss praktiziert werden

Elementare Finanzbildungsinhalte sollten bereits in Elternhaus und Schule vermittelt werden. Gefordert sind Lehrkräfte, aber ebenso Mitarbeiter in Banken, um mit ihrem Handeln zu einer Verbesserung der hierzulande defizitären Finanzbildung beizutragen.

Sinnvoll wäre eine zukünftig umfassendere Etablierung eines fokussierten Schulfachs „Wirtschaft“. Solche Zukunftsüberlegungen können auch in die im vergangenen Jahr bereits angestoßene „Initiative Finanzielle Bildung“ des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung einfließen.

Über den Autor

Dr. Yvonne Zimmermann

Dr. Yvonne Zimmermann ist Generalbevollmächtigte und Leiterin Vertrieb der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG. Zuvor war die Bankkauffrau und Betriebswirtin u.a. Vorstandsvorsitzende der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. (ADG) Generalbevollmächtige der L-Bank und Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Hamburg.

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