Megatrend Nachhaltigkeit – Was noch fehlt: wirklich handeln!

Banken und CO2-Abgabe als Treiber des Wandels

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Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind zentrale Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Banken können hierbei wichtige Aufgaben übernehmen, um den Wandel voranzutreiben.

Banken als Treiber bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Finanzinstitute müssen zum Treiber bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden.

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Anfang dieses Jahres erschien der Global Risk Report des World Economic Forum. 1.000 Entscheider*innen aus dem öffentlichen Sektor, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft wurden nach den größten Risiken der Welt gefragt. Ergebnis: In den nächsten zehn Jahren erscheinen extreme Wetterereignisse, ein Scheitern beim Klimaschutz sowie Naturkatastrophen als größte Bedrohung.

Ein wichtiger Sektor mit dem an den Stellschrauben der Entwicklung gedreht werden kann, ist die Finanzbranche. Die gute Nachricht: Die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen wird größer, was auch Umfragen zeigen. Drei Viertel der Anleger*innen finden nachhaltiges Handeln wichtiger als kurzfristige Gewinne.

Richtige Priorität: CO2 einsparen

Bereits bei der UN Konferenz 1997 in Kyoto war klar, dass gehandelt werden muss. Aber die Prioritäten stehen Kopf, Rendite ist immer noch am Wichtigsten. Die richtige Reihenfolge wäre: Mensch, Klima, Wirtschaft.  Wie es gehen könnte zeigt die Digitalisierung. Hier wird vorgeprescht,– koste es, was es wolle. Unternehmen investieren freigiebig, für den 5G kassiert der Staat Milliarden. Bei Nachhaltigkeit wird indes gebremst – koste es, was es wolle.

1997 hätten wir noch eine gute Chance gehabt für einen entspannten Abschied von den Treibhausgasen. Das haben wir verpasst. Nun gilt es, effektiv und schnell zu handeln. Je länger wir zögern, umso schwieriger wird die Umstellung. Denn das Zeitfenster was uns bleibt, um die Erderwärmung zu begrenzen, wird immer kleiner.

Zeitfenster für einen CO2 Ausstieg wird kleiner

Das Zeitfenster für einen CO2-Aussteig um die Erderwärmung zu begrenzen, wird immer kleiner.

Die Politik reagiert kaum oder mit dirigistischen Methoden. Den glühendsten Verfechtern der Markwirtschaft fallen heute nur planwirtschaftliche Maßnahmen ein. Es wird z.B. ernsthaft die Ansiedlung von Behörden in den Braunkohlegebieten als wirtschaftsfördernde Maßnahme diskutiert.

Notwendig: CO2-Abgabe

Marktwirtschaftliches Instrument für eine klimafreundliche Wirtschaft wäre dagegen eine CO2-Abgabe, die die GLS Bank seit zwei Jahren fordert. Dank dieser Abgabe würde sich umweltschädigendes Verhalten nicht mehr lohnen. Wir müssen hier nicht auf eine gesamteuropäische Lösung warten, sondern können allein oder mit anderen Ländern gemeinsam anfangen. Wir sollten uns dafür einsetzen, dass Klimaschäden nicht mehr von der Gemeinschaft, sondern den Verursachern getragen werden. Und je länger wir mit einer CO2-Abgabe warten, desto höher wird diese ausfallen müssen. Immer mehr Unternehmen und Verbände fordern einen höheren CO2-Preis, selbst Unternehmen wie EnBW oder der Industrieverband BDI.

Die Klimakrise lässt sich nicht mehr privat lösen, nur noch menschheitlich. Sie taucht mittlerweile als Risiko in Konzernbilanzen auf. Jeder Euro, der in stark CO2 emittierende Technologien investiert wird, ist potentiell ausfallgefährdet. Ein verzögerter Ausstieg aus der CO2-Emission gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit. Derzeit scheint es nicht so, als ob die globalen Klimaziele eingehalten werden. Davon werden auch die Finanzmärkte betroffen sein. Dies zwingt zum Blick über die Unternehmensgrenzen hinaus.

Verschiedene Partner*innen müssen sich zusammenschließen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Kooperation zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft und Politik ist notwendig. Daher hat die GLS Bank den CO2 Abgabe e.V. 2017 mitgegründet. Dieser schlägt eine Klimaabgabe auf Treibhausgasemissionen der fossilen Energieträger vor. Mit der Gegenfinanzierung bestehender Umlagen & Steuern auf Energie sorgt diese Lenkungsabgabe ohne Mehrkosten für Haushalte und die meisten Unternehmen für einen effizienten Klimaschutz. Die CO2 Abgabe wird von diversen Akteuren gefordert, von wissenschaftlichen Instituten, großen Unternehmen, Verbänden und Kommunen.

Bewegung in Deutschland und auf europäischer Ebene

Auch auf europäischer Ebene gibt es Bewegung. 2018 veröffentlichte die EU den Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Demnach sollen Kapitalströme gemäß den Klimazielen von Paris und den SDGs umgelenkt werden. Die katastrophalen und unvorhersehbaren Folgen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung machen dringendes Handeln erforderlich. Dem Finanzsystem kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Durch die erhöhte Berücksichtigung klimapolitischer Risiken soll außerdem ein langfristigeres Denken in der Kapitalmarktanlage gefördert werden, wodurch ein stabilerer Finanzmarkt geschaffen werden soll. Um die EU-Klima- und Energieziele bis 2030 zu verwirklichen, muss Europa einen jährlichen Investitionsrückstand von rd. 180 Mrd. EUR aufholen.

Hierzulande tut sich auch etwas: Die Bundesregierung wünscht sich, dass Deutschland führender Sustainable-Finance-Standort wird. Dazu sollen Kräfte aus der Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft gebündelt werden.

Die UN Prinzipien für verantwortungsvolles Bankwesen

Eine Initiative für verantwortungsvolles Banking geht auch von der UN aus: Mit den Principles for Responsible Banking (PRB), also den „UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Banking“, können sich Banken an gesellschaftlichen Zielen ausrichten. Dafür bieten die PRB ein einheitliches Rahmenwerk, um Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen zu integrieren. Ergänzt werden sie durch Handreichungen zur Implementierung. Die GLS Bank hat als erste deutsche Bank die PRB unterstützt.

GABV Climate Change Commitment

Noch weiter geht das Klimaschutzversprechen der Global Alliance for Banking on Values (GABV). Dieser weltweite Zusammenschluss von Banken zielt darauf ab, durch Finanzierungen zu sozialer und ökologischer Entwicklung beizutragen. Es geht darum, die Auswirkungen von Bankaktivitäten auf das Weltklima transparent zu machen. Zur Berechnung der Treibhausgasemissionen werden die GABV-Mitglieder eine von einer Gruppe niederländischer Banken entwickelte Messmethode verwenden. Selbst wie sie das machen ist transparent und auf der Platform for Carbon Accounting Financials (PCAF) einsehbar. Die PCAF-Methode deckt alle relevanten Anlageklassen ab, wie etwa Aktien, Kredite, Hypotheken, gewerbliche Immobilien und Anleihen. Das ist ein Start, der hoffentlich in der gesamten Branche Nachahmung findet.

Die Lage ist ernst – aber nicht hoffnungslos

Noch ist es nicht zu spät um die Erderwärmung auf ein verkraftbares Niveau zu begrenzen. Uns bleibt ein kleines Zeitfenster, das wir nutzen müssen. Ein verzögerter Ausstieg aus der CO2-Emission gefährdet nicht nur den Planeten und das Leben darauf, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Jetzt ist die Zeit umzulenken.

Über den Autor

Thomas Jorberg

Thomas Jorberg ist Vorstandssprecher in der GLS Bank. Er ist zuständig für Kommunikation und Entwicklung, die Gesamtbanksteuerung, Wirkungsmessung, den Stiftungs- und Schenkungsbereich, Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie Internationale Aktivitäten. Der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Ökonom ist u.a. Gründungsvorstand der Global Alliance for Banking on Values.

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