Laut einer aktuellen Studie ist der Frauenanteil in Vorständen deutscher Unternehmen zuletzt stärker gestiegen. Bis zu einer echten Gleichstellung sind jedoch noch einige Voraussetzungen zu erfüllen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) offenbart, dass im vergangenen Jahr der Frauenanteil in den Vorständen der Privatwirtschaft erneut leicht angestiegen ist. Die Untersuchung umfasste mehr als 500 Unternehmen, darunter die 200 umsatzstärksten Unternehmen, 160 in den DAX-Indizes notierte Unternehmen, 100 Banken, 60 Versicherungen und fast 70 Unternehmen, an denen der Bund beteiligt ist.
Ungeachtet einiger weniger Ausnahmen zeigt sich, dass die Zahl der Frauen in leitenden Gremien großer Unternehmen seit einiger Zeit Jahr für Jahr steigt – mal stärker, mal weniger stark.
Frauen in deutschen Top-Führungsgremien
Im letzten Jahr betrug der Frauenanteil in den 200 umsatzstärksten Unternehmen (Top-200) in Deutschland etwa 18 Prozent, was einen Anstieg um etwa zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. In den 40 größten börsennotierten Unternehmen (DAX-40) lag der Anteil der Vorständinnen sogar noch etwas höher bei 23 Prozent. Banken und Versicherungen konnten im Vergleich zu anderen Unternehmen Fortschritte erzielen und ihre Anteile auf knapp 17 beziehungsweise gut 18 Prozent steigern.
Trotz der Tatsache, dass in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen erstmals Frauen in ihre Vorstände berufen haben, bleibt offenbar vielerorts weiterer Fortschritt aus. In der Position eines Vorstandsvorsitzenden sind Frauen mittlerweile in vielen Unternehmen sogar seltener anzutreffen als noch vor einigen Jahren. In der Top-200-Gruppe gab es beispielsweise im vierten Quartal 2023 nur noch neun Frauen als Vorstandsvorsitzende, was den zweiten Rückgang in Folge darstellt.
In den Aufsichtsräten der untersuchten Unternehmensgruppen liegt der Frauenanteil zwar durchgehend höher als in den Vorständen, übersteigt aber nirgends die 40-Prozent-Marke.
Frauen sind meist allein im Vorstand
Viele Unternehmen, die der Mindestbeteiligungspflicht unterliegen, erfüllen schrittweise durch Neubesetzungen die gesetzlichen Vorgaben. In der Top-200-Gruppe ist die Mehrheit der Unternehmen jedoch nicht an das Mindestbeteiligungsgebot gebunden. Hier ist nur in rund der Hälfte der Unternehmen eine Frau im Vorstand.
Und selbst wenn es eine Vorständin gibt, ist sie in 85 Prozent der Unternehmen die einzige Frau in diesem Gremium. Dies stellt zwar bereits einen spürbaren Fortschritt im Vergleich zu keiner Frau im Vorstand dar, sollte jedoch nicht als das finale Ziel betrachtet werden.
Unterschiede beim Gender Pay Gap
Frauen in Führungspositionen können einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Geschlechtergleichstellung leisten. So zeigt die Analyse der Daten, dass in Unternehmen mit mehr Frauen auf der ersten und zweiten Führungsebene der Gender Pay Gap, also der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, unter den Beschäftigten in diesem Betrieb abnimmt.
Besonders signifikant ist dieser Effekt, wenn mehr Frauen auf die zweite Führungsebene gelangen. Im Vergleich zu einem Szenario ohne Frauen auf dieser Führungsebene verringert sich der in Deutschland zuletzt 18 Prozent betragende Gender Pay Gap um mehrere Prozentpunkte. Auf der obersten Führungsebene scheint hingegen mindestens ein Drittel Frauen erforderlich zu sein, um vergleichbare Auswirkungen auf den Gender Pay Gap zu erzielen.
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