Unter Führungskräften gibt es mehr psychisch auffällige Persönlichkeiten als in der Durchschnittsbevölkerung. Im Buch „Mein Chef ist irre – Ihrer auch?“ geben Hans Christian Schrader und Jürgen Hesse praktische Hinweise, wie man damit umgehen kann.
Die Arbeitswelt verändert sich. Engagierte, zufriedene Mitarbeitende sind entscheidend für Produktivität und Innovationskraft in Unternehmen. Führungskräfte sollten heutzutage eher Coach und Förderer als Befehlsgeber sein. Doch vielfach ist die Realität noch immer eine andere. Viele Mitarbeiter und Führungskräfte erleben cholerische Chefs, die herumbrüllen und kurz vor dem Durchdrehen sind. Ein Drittel der 45 Millionen lohnabhängig Beschäftigten sollen unter geistigen Erkrankungen ihrer Chefs leiden.
Zwar ist längst nicht jede Führungskraft ein Psychopath, aber der Weg vom „normalen“ Alpha-Tierchen zu einem mit „übersteigerter“ Wesensart scheint mitunter ein kurzer zu sein. Eloquenz und Charisma können erstaunlich oft überzogenes Selbstbewusstsein, Narzissmus und Egomanie überdecken.
Auch im Finanzbereich gibt es prominente Beispiele. So ist z.B. von Hermann Josef Abs – dem ehemaligen Chef der Deutschen Bank – überliefert, dass er einst einem Vorstandskollegen ein Telefon hinterhergeworfen haben soll – die wogen damals noch mehrere Kilo. Und auch anderen bekannten Managern von Finanzorganisationen wird ähnliches – auch in jüngerer Zeit – nachgesagt.
Psychopathen in der Führung
Hans Christian Schrader und Jürgen Hesse meinen: Egomanen, Narzissten und andere psychopathisch veranlagte Charaktere streben verstärkt nach Macht und fühlen sich von Führungs- und Hierarchiestrukturen besonders angezogen. Derartige fehlgeleitete Persönlichkeiten manipulieren, schüchtern ein, schmücken sich mit fremden Federn oder legen sogar strafbares Fehlverhalten an den Tag.
Vom Chefsessel aus fällt es ihnen leichter, ihre Machtgelüste auszuleben, ohne größere Risiken einzugehen, Widerstände befürchten oder gar mit negativen Konsequenzen für sich rechnen zu müssen. Verstärkend komme hinzu, dass sich psychopathisch veranlagte Persönlichkeiten auf dem Weg nach oben zusätzlich negativ verändern und die Fähigkeit verlieren, sich kritisch zu hinterfragen.
10 Grundtypen von Persönlichkeitsstörungen
Die Autoren unterscheiden zehn unterschiedliche Typen:
- Den Narzisst, der nach Macht, Prestige und Bewunderung strebt und dazu neigt, die eigene Person überzubewerten.
- Den Egomanen, der nach Macht und Einfluss strebt und zu extremer Aggression neigt, wenn seine Wünsche und Forderungen nicht erfüllt werden.
- Den Tyrann, der dominieren will und vor allem Schwachen gegenüber einen aggressiv-autoritären Umgangsstil pflegt.
- Den Theatralischen, mit einem Drang zur Selbstinszenierung und dramatischen Auftritten.
- Den Schizoiden, dem zwischenmenschliche Beziehungen gleichgültig sind.
- Den Paranoiden, mit einer ständigen Angst vor Verfolgung, Täuschung, Betrug und Intrigen.
- Den Zwanghaften, mit einer ausgeprägten Kontroll- und Ordnungssucht.
- Den Depressiven, den Passivität, eine negative Grundstimmung sowie Antriebs- und Lustlosigkeit auszeichnet.
- Den Phobischen, der durch übertriebene Sorge, Angst und ein damit verbundenes Vermeidungsverhalten auffällt.
- Den Süchtigen, den meist Stress, Druck, Konkurrenzkampf und Versagensangst in eine krankhafte Sucht geführt haben.
Strategien zum Umgang mit verhaltensauffälligen Chefs
Ist ein Chef verhaltensauffällig, gilt es, sich zunächst einmal bewusst machen, mit welchem Typ man es zu tun hat und wie stark ausgeprägt die Persönlichkeitsstörung tatsächlich ist. Handelt es sich um kleine Macken, die man ändern kann oder sind es stärker auffällige Störungen?
In ihrem Buch „Mein Chef ist irre – Ihrer auch?“ geben die Autoren dazu klare und fundierte Hinweise und erläutern Handlungsstrategien anhand praktischer Beispiele.
Über die Autoren Hans Christian Schrader und Jürgen Hesse
Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader sind Diplom-Psychologen mit langjähriger Beratungserfahrung in vielen Bereichen der Arbeitswelt.
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