Metaverse als neuer Standard für Finanzinstitute und Kunden?

Ein Weg in die Kreislaufwirtschaft?

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Viele Innovatoren und traditionelle Finanzdienstleister experimentieren derzeit im Metaverse. Es könnte die Interaktion zwischen Finanzinstituten und Kunden grundlegend verändern und zudem wichtige Wege in die Kreislaufwirtschaft öffnen.

Metaverse als neuer Standard für Finanzinstitute und Kunden

Ist das Metaverse ein neuer Standard für Finanzinstitute und Kunden und vielleicht sogar ein Weg in die Kreislaufwirtschaft?

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Es gibt viele Definitionen von Metaverse, jedoch wird das Metaverse als eine Reihe von miteinander verbundenen, miteinander kompatiblen Online-Welten mit Elementen der virtuellen Realität und der erweiterten Realität verstanden. Das Metaverse funktioniert als eine beständige, immersive und vollständig online verfügbare Welt, in der wir arbeiten, spielen, entspannen, Transaktionen durchführen und Kontakte knüpfen können.

Das Konzept des Metaverse ist jedoch nicht völlig neu. Online-Videospiele wie Fortnite und Roblox ermöglichen den Spielern bereits seit einigen Jahren, persistente Online-Welten zu betreten, in denen Transaktionen für digitale Güter und Dienstleistungen durchgeführt werden können. Das Metaverse scheint sich jedoch mehr und mehr zu einer globalen Drehscheibe für Handel und E-Commerce zu entwickeln, was einen lukrativen Markt für Finanzinstitute schafft.

Im Moment wurden die meisten Geschäftsmöglichkeiten des Metaverse für die Finanzinstitute noch nicht umgesetzt. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die Interaktion zwischen Finanzinstituten wie Banken und Kunden in den kommenden Jahren grundlegend verändert. Ein wichtiger Gedanke dabei ist auch, ob es nicht wichtige Wege in die Kreislaufwirtschaft öffnen könnte.

Wie erfolgt die Interaktion im Metaverse?

Das Metaverse ist sowohl eine 3D- als auch eine soziale Umgebung ist, weshalb man sich in der virtuellen Welt auch zu erkennen geben muss. Dies erfolgt mittels eines Avatars. Der Avatar ist im Wesentlichen eine Manifestation eines Benutzers im Metaverse. Er kann genauso aussehen die Person in der realen Welt oder gänzlich imaginär.

Der Avatar, welcher uns in der virtuellen Welt repräsentiert und mit welchem wir einkaufen, Kontakte knüpfen, lernen und arbeiten und in Zukunft auch Finanztransaktionen abschliessen können, bildet unsere digitale Identität ab. Mit der u.E. steigenden Popularität und Bedeutung des Metaverse wird es zu einer Verschmelzung der Welten kommen, womit der Avatar zu einer zweiten Identität verkommt.

Warum ist das Metaverse für Banken und Finanzinstitute lukrativ?

Das Metaverse bietet für Banken und Finanzinstitute sowohl kurz- als auch langfristige Vorteile. Kurzfristig könnten Banken das Metaverse nutzen, um immersive Erlebnisse für Branding und Werbung zu schaffen, die dabei helfen, neue Kunden zu gewinnen. Des Weiteren können virtuelle Meetings dazu genutzt werden, das Personal darin zu schulen, Beziehungen zu Kunden aufzubauen und häufige Kundenanliegen zu beantworten. Mittelfristig werden wohl virtuelle Handelsräume und Investitionsräume eingeführt, um die Generation Z für Investitionen zu gewinnen. Auf längere Sicht werden Finanzinstitute potenzielle Kunden über das Metaverse onboarden, allfällige Vorteile über die Krypto-Wallets gewähren und jegliche Finanzgeschäfte mittels einer einzigen Metaverse-Plattform anbieten.

American Express beispielsweise hat bereits mehrere reale Zahlungsdienstleistungen als Marke rechtlich schützen lassen, um in der virtuellen Welt Kartenzahlungen, Geldautomaten, Bankdienstleistungen und Betrugserkennung für Kunden anzubieten. JP Morgan und HSBC, beide grosser Befürworter des Blockchains im Bankenwesen, haben bereits Land in Decentraland bzw. Sandbox erworben, um Geschäfte im Metaverse abzuschliessen.

Bankenaktivitäten im Metaverse im Jahr 2022

Bankenaktivitäten im Metaverse im Jahr 2022 (nicht abschliessende und indikative Liste von WhiteSight).

Blockchain und digitale Zahlungen

Die Käufe im Metaverse werden durch Krypto-Wallets oder die Nutzung einer Börse wie Binance ermöglicht. Auf diese Weise können FIAT Währungen in Kryptowährungen umgewandelt werden und die Nutzer können Transaktionen in der digitalen Welt durchführen. Die Blockchain-Technologie ist dabei eine der wichtigsten Grundlagen des Metaverse.

Konsumenten, Klienten, Banken, etc. benutzen im Metaverse für jede Transaktion die Blockchain-Technologie, welche u.a. auch grenzüberschreitende Zahlungen stark vereinfachen.  Jede Blockchain-gestützte grenzüberschreitende Zahlung dauert nur wenige Sekunden oder Minuten und nicht wie bei regulären Zahlungen 3 bis 5 Geschäftstage. Da es sich bei der Kryptowährung um eine globalisierte Währung handelt, haben verschiedene Faktoren wie Zeitzonenunterschiede und Währungsunterschiede keinen Einfluss auf die Transaktionszeit. Die Transaktionen über Blockchain sind für Banken auch kostengünstiger, da in der Realität oftmals der zwischengeschalteten dritten Partei eine Gebühr bezahlt werden muss.  Bei der Nutzung eines Blockchain-Netzwerks für grenzüberschreitende Zahlungen fallen die Transaktionsgebühren nur für den Betreiber des Blockchain-Netzwerks an. Daneben bieten Blockchain Zahlungen auch ein erhöhtes Level an Sicherheit und Transparenz.

Mögliche aktuelle Hindernisse?

Das Metaverse stellt für das Finanzwesen spannende Möglichkeiten dar. Die Finanzdienstleister, welche sich im Metaverse bewegen, setzen sich aber auch Reputations- und Rechtsrisiken aus und sind daher angehalten, ein hohes Maß an Kontrollmechanismen anzuwenden, bevor sie Dienstleistungen im Metaverse offerieren. Ferner müssen die regulatorischen Bestimmungen in den einzelnen Ländern beachtet werden. In China existiert für Finanzinstitute beispielsweise ein Verbot für Kryptowährungstransaktionen bzw. allgemein ein Verbot für jegliches Krypto-Mining und Kryptowährung.

Des Weiteren ist die Anmeldung in das Metaverse recht kompliziert. Nicht jeder hat die technischen Fähigkeiten, um mit Kryptowährungen zu arbeiten oder überhaupt zu verstehen, wie sie funktionieren. Die Technologie, die hinter der Bereitstellung eines immersiven Erlebnisses steht, ist nicht annähernd so allgegenwärtig wie Smartphones und Computer. Eine dezentralisierte, autonome Welt der Zukunft wird höchstwahrscheinlich Werkzeuge benötigen, um sie für ein größeres Publikum zugänglich und nutzbar zu machen. Zudem wird die Zukunft zeigen, ob die Menschen über Avatare in einem virtuellen Raum aufhalten wollen, anstatt Offline-Erfahrungen in der realen Welt zu machen, vor allem, wenn die Pandemie-Beschränkungen aufgehoben worden sind.

Kreislaufwirtschaft und Metaverse

Eine der entscheidenden Fragen ist, welches Finanz- und Beschaffungswesen hinter dem Metaverse stehen soll. Das alte «take – make – waste» System? Wir entnehmen immer mehr natürliche Ressourcen, die wir mit Energie und Arbeit vordergründig bereichern, benutzen die Ergebnisse, und im Grossteil der Fälle werden diese am Ende Müll. Oder Kreislaufwirtschaft? Die Natur, von der sich im Grundsatz alles ableitet, kennt keinen Müll. Jedes Blatt, das von einem Baum fällt, wird wieder in den natürlichen Kreislauf eingeordnet. Das Gleiche gilt für jedes Tier, jeden Menschen. Alles ist von Kreisläufen bestimmt. Warum nicht auch die Wirtschaft?

Zirkuläre Modelle schaffen geschlossene Material und Energie-Kreisläufe – ohne Müll. Dabei sehen wir zwei Kreise – den biologischen und den technologischen. „Konsumation“ passiert in den „biologischen Kreisen“, wo Essen oder biologisch-basierte Materialien designt sind, um durch Prozesse wie wirkliches (nicht bloss gesetzliches) Kompostieren und anaerobische Verdauung ins System zurückzukehren. Diese Zyklen regenerieren lebende Systeme wie Erde, welche wiederum erneuerbare Ressourcen für die Wirtschaft bereitstellen. Daneben gewinnen und stellen die «technischen Kreisläufe» Produkte, Komponenten und Materialien durch Strategien wie Wiederverwendung, Reparatur, Wiederaufarbeitung oder Recycling wieder her.

Biologische und technische Kreisläufe im Überblick

Kreislaufwirtschaft: Biologische und technische Kreisläufe im Überblick.

Gerade der zweite Teil, welcher gerade für das Metaverse entscheidend ist, bietet sich an. Es bleibt zu hoffen, dass gerade bei der anlaufenden Produktion all der erforderlichen Komponenten Kreislaufwirtschaftsprinzipien zum Einsatz kommen werden. Zudem sollten die grundsätzlichen Ideen, welche Eingang finden werden, und uns dereinst in Lehre, Ausbildung, Transaktionen und normalen Interaktionen im Metaverse begleiten werden, klaren Bezug zur Kreislaufwirtschaft haben.

Fazit: Viele Fragen zur Zukunft des Metaverse

Unabhängig vorstehender Ausführungen sollte man sich vor Augen halten, dass sich die Metaverse-Web-3.0-Aktivitäten in einem vorläufigen, konzeptionellen Stadium befinden. Viele Finanzdienstleister haben die Welt des Metaverse zwar betreten. Es bestehen aber aktuell für Finanzdienstleister und Klienten immer noch Fragen, die noch näher untersucht werden müssen, um sicherzustellen, dass die Reise in das neue Digitalzeitalter nicht nur spannend, sondern sowohl publikumswirksam und -offen als auch rechtlich zulässig ist. Diese Zeitenwende könnte insbesondere, wenn mit der für unseren Planeten essenziellen Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft verbunden, wirklich systemrelevant werden.


Nicola Luca Zehnder – Manager, PwC Legal Switzerland

Nicola Luca Zehnder

Nicola Luca Zehnder ist Koautor des Beitrags. Der Jurist ist Manager bei PwC in Zürich im Bereich Compliance, RegTech & Managed Legal Services. Zuvor war er für verschiedene führende Zürcher Anwaltskanzleien tätig.

 


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Über den Autor

Dr. Guenther Dobrauz-Saldapenna

Dr. Günther Dobrauz-Saldapenna ist Partner bei PwC in Zürich und leitet den Bereich Legal für die Schweiz. Zudem ist er privat in zahlreiche Kreislaufwirtschaft-Projekte engagiert und transparent via die exelixis capital AG investiert. Zuvor war der Jurist und MBA u.a. für Deloitte als Senior Manager Regulatory, Compliance & Legal tätig.

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