Michael Kemmer zu den digitalen Herausforderungen für die Banken

Fünf Fragen und Antworten zur Digitalisierung der Finanzdienstleistung

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Finanzinstitute befinden sich inmitten einer digitalen Revolution, die durchaus disruptive Ausmaße annehmen kann. Im Rahmen einer kleinen Artikelserie nehmen Experten der wichtigsten Institute und Institutsgruppen Stellung zu diesem Trend. Lesen Sie heute das Statement von Michael Kemmer, Chef des Bankenverbandes.

10 Experten über die zunehmende Digitalisierung der Finanzdienstleistung

Die Digitalisierung der Finanzdienstleistung ist auf dem Vormarsch. In einer kleinen Serie erläutern Bankexperten ihre Einschätzung
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Die Digitalisierung der Finanzdienstleistung und die daraus erwachsenden Herausforderungen für Banken und Sparkassen sind derzeit eines der beherrschenden Themen der Branche.

Um herauszufinden, wie hierzulande die wichtigsten Institute und Institutsgruppen diesen Trend einschätzen und ihm begegnen habe ich fünf Fragen formuliert und führende Vertreter des deutschen Bankwesens um ein Statement gebeten.

Fünf Antworten von Michael Kemmer, Bundesverband deutscher Banken

Lesen Sie nachfolgend die Ausführungen von Dr. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken.

Michael Kemmer, Bankenverband, zur Digitalisierung der Finanzdienstleistung

Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands

Was bedeutet für Sie „Digitalisierung“ und worin sehen Sie für Ihre Institutsgruppe die besonderen Chancen und Risiken?

Michael Kemmer: Die Digitalisierung verändert unsere Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend. Von der Kommunikation mit den Kunden angefangen bis hin zu der Möglichkeit, völlig neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle anzubieten. Der mobile Zugang zum Internet – eng verbunden mit der sozialen Vernetzung – potenziert dabei die Vielfalt an neuen Dienstleistungen. Gleichzeitig sinken die Einstiegsbarrieren für neue Anbieter im Markt, so dass sich neue Ideen schneller durchsetzen können. Gerade kleinere Unternehmen, wie etwa FinTechs, leisten hier oftmals Pionierarbeit und bieten Lösungen an, die von der Kreditwirtschaft dann aufgenommen und weiterentwickelt werden. Sie eröffnen dadurch Perspektiven für die Banken, die in dieser Form noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar waren.

Mit den datengetriebenen Geschäftsmodellen der digitalen Welt steigt bei den Kunden aber auch das Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrauen. Der Schutz persönlicher Daten hat daher für Banken stets oberste Priorität. Banken genießen hier nach wie vor besonderes Vertrauen. Diese Stärke kann von unserer Branche durchaus als Chance zur Differenzierung gegenüber anderen ergriffen werden.

Welches sind die größten drei Herausforderungen für Ihre Institutsgruppe?

Michael Kemmer: Die Dynamik mit der neue Entwicklungen auf den Markt kommen, bedeutet für die Banken eine große Herausforderung in punkto Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität. Hier mussten wir in den letzten Jahren umdenken, um schneller reagieren zu können. Allerdings sind wir in vielen Bereichen eine Netzwerkindustrie. Das heißt: neue Dienstleistungen – etwa im Bereich des Zahlungsverkehrs – müssen prinzipiell alle Kunden erreichen. Sie können deshalb nur gemeinschaftlich in der Kreditwirtschaft entwickelt werden. Das erhöht zwar die Komplexität in der Entwicklung; dafür kann die Kreditwirtschaft dann aber auch Lösungen bieten, die über das geschlossene Ökosystem eines einzelnen Unternehmens hinausgehen.

Zudem bewegen sich Banken in einem strengen regulatorischem Korsett. Dies erschwert einerseits den Marktzugang, engt andererseits aber auch unseren Spielraum ein. Die andauernde Regulierung der Banken hat zudem in den letzten Jahren erhebliche Ressourcen bei der strategischen Planung und im IT-Bereich gebunden. Während die Regulierung einerseits versucht, die Risiken der Finanzmärkte zu mindern, hat sie neuerdings zusätzlich den Anspruch, die Innovation durch Förderung des Wettbewerbs zu erhöhen. Die Herausforderung besteht nun darin, diese beiden Ziele miteinander in Einklang zu bringen, ohne das Level Playing Field zu gefährden.

Nicht zuletzt brauchen Innovationen kreative Köpfe, für die es ein entsprechend attraktives Umfeld zu schaffen gilt. Die Banken haben verstanden, dass hierfür oftmals ein Kulturwandel in den Instituten erforderlich ist, und sind dabei, diesen Prozess zu vollziehen.

Derzeit entstehen zahlreiche sogenannte FinTech Startups, die insbesondere im Privatkundengeschäft versuchen, mit innovativen, kundenorientierten digitalen Angeboten den etablierten Banken Konkurrenz zu machen? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus diesem Trend für Ihre Institutsgruppe?

Michael Kemmer: Dass neue Anbieter auf der Bildfläche erscheinen und mit ihren Produkten und Dienstleistungen den bereits etablierten Unternehmen Konkurrenz machen, ist in der Marktwirtschaft völlig selbstverständlich und für einen stetigen Fortschritt auch hilfreich.

Die Digitalisierung wirkt dabei als Katalysator, der Entwicklungen stark beschleunigt und Unternehmen wie Kunden völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Von daher hat das schon eine besondere Qualität. Ich sehe die privaten Banken an dieser Stelle aber gut aufgestellt.

Im Übrigen geht es ja nicht nur um die direkte Konkurrenz um Kunden. Im Gegenteil. Von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Startups im FinTech-Bereich und Banken können beide Seiten profitieren.

Den großen Internetunternehmen Amazon, Apple, Facebook und Google wird immer mal wieder ein Einstieg in den Bereich Finanzdienstleistung unterstellt. Im Zahlungsverkehr ist dieser ja bereits vollzogen. Wie beurteilen Sie diese neuen Wettbewerber und wie bereiten Sie sich darauf vor?

Michael Kemmer: Die großen Technologieunternehmen haben einen völlig neuen Markt erschlossen, mit großen Chancen für alle Beteiligten. Bislang ist allerdings noch nicht abzusehen, welche Ziele die Technologieunternehmen langfristig im Bankgeschäft verfolgen. Die bisherigen Aktivitäten in Deutschland sind noch sehr überschaubar. Einen Generalangriff der großen Tech-Unternehmen kann ich derzeit nicht erkennen. Die Aktivitäten konzentrieren sich überwiegend auf den Zahlungsverkehr. Also einen Bereich, in dem Kundendaten für die Unternehmen von Nutzen sein können. Viele neue Konkurrenten dürften allerdings davor zurückschrecken, sich der umfassenden Aufsicht und Regulierung von Banken auszusetzen. Natürlich verfolgen wir diese Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit.

Wieviel investiert Ihre Institutsgruppe in den kommenden fünf Jahren in die Digitalisierung, wie groß sind dabei die Anteile für „Run the Bank“ und „Change the Bank“ und welche Bereiche sind die von Ihnen priorisierten?

Michael Kemmer: Wir erheben keine Daten zum Investitionsvolumen unserer Mitgliedsinstitute. Insofern kann ich Ihnen keine Zahlen nennen. Da sich unserer Banken zudem stark in Bezug auf Größe und Geschäftsmodell unterscheiden, wäre auch eine Schätzung hier nicht hilfreich.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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