Im Buch „Misbehaving“ geht Nobelpreisträger Richard Thaler der Frage nach, was uns die Verhaltensökonomik über unsere Entscheidungen verrät und was wir daraus lernen können.
Der Homo oeconomicus ist eine Erfindung der Volkswirtschaftslehre. Rational handelnd, stets nach Nutzenmaximierung strebend, sucht man ihn in der realen Welt vergeblich. Hier dominieren Menschen mit normalen Stärken und Schwächen, die oft unvernünftig und damit entgegen ihrem Eigeninteresse handeln.
In den 70er-Jahren begannen die beiden Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman, reales menschliches Verhalten in die Ökonomie einzuführen. Kahneman erhielt dafür 2002 den Wirtschafts-Nobelpreis. Richard Thaler führte das menschliche Verhalten in die Mikroökonomie ein und erhielt dafür den Nobelpreis im Jahr 2017.
Beide Ansätze verbinden Psychologie und Ökonomie zur Disziplin der Verhaltensökonomik. Sie gaben den Wirtschaftswissenschaften wie auch der Politik ein neues Instrumentarium an die Hand, um menschliches Verhalten besser zu verstehen und praktikable Konzepte zu entwickeln.
Verhaltensökonomik und Entscheidungen
Thaler hat als erster Ökonom anschaulich gezeigt, dass menschliches Handeln in Wirtschaft und Alltag zutiefst irrational und unberechenbar ist. In seinem Buch fasst er die Forschungen der Verhaltensökonomik (behavioral economics) zusammen und zeigt anhand vieler Beispiele aus Beruf und Alltag, warum das Konzept des rational handelnden Homo oeconomicus ein fataler Irrglaube ist.
Ein Beispiel? Wenn Kunden erfahren, dass ein Radio, der in einem Geschäft 45 Euro kostet, in einer zehn Minuten entfernten Filiale für 35 Euro zu haben ist, sind sie wahrscheinlich bereit, die zusätzliche Fahrt auf sich zu nehmen. Handelt es sich um einen Fernseher, der hier 495 und dort 485 Euro kostet, sind sie es wahrscheinlich nicht, obwohl die Ersparnis ebenfalls 10 Euro beträgt.
Neue Sicht auf die Wirtschaft
Thaler erzählt kompetent und lebendig, wie die Verfechter des neuen Denkens allmählich Fuß fassten und für ihren Ansatz immer mehr Mitstreiter fanden. Der ebenso kluge wie amüsante Blick auf die psychologischen Grundlagen unserer Entscheidungen verändert die Sicht auf die Wirtschaft, auf die Welt und nicht zuletzt auf die Menschen selbst.
Im folgenden Video erleben Sie Richard Thaler in einem Google Talk über sein Buch:
Das unterhaltsame Buch erklärt viele Merkwürdigkeiten unseres Verhaltens. Zum Beispiel, warum es so schwer fällt, Geld fürs Alter zurückzulegen, obwohl dies vernünftig wäre, warum Menschen zu viel fettige Speisen essen, obwohl sie wissen, dass es schadet und warum Neujahrsvorsätze fast immer zum Scheitern verurteilt sind.
Thaler zeigt aber auch, wie einfache Anreize das Verhalten von Menschen in die gewünschte Richtung lenken können.
Über den Autor Richard Thaler
Richard Thaler lehrt Behavioral Science and Economics an der University of Chicago. Er zählt zu den weltweit führenden Experten für Verhaltensökonomik und war u. a. Berater des US-Präsidenten Barack Obama. 2017 erhielt er für seine Forschungen zur Wirtschaftspsychologie den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
„Misbehaving“ als Buch oder Zusammenfassung
Das Buch hat 510 Seiten und ist informativ, dabei aber kurzweilig geschrieben. Sie erhalten es u.a. bei Amazon.
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