Nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie ziehen die Arbeitnehmer Bilanz: Wie es ihnen ergangen ist, was sie sich von ihren Chefs wünschen und wie sie das Homeoffice finden, verraten sie in einer aktuellen Studie. Weder Kritik noch Lob halten sie zurück.
Wie lief es für den gemeinen Arbeitnehmer in den vergangenen anderthalb Jahren, die von der Corona-Pandemie gezeichnet waren? Welche Wünsche haben sich aufgetan, was erwartet er von seinen Vorgesetzten? Das Marktforschungsinstitut Rheingold und der Personaldienstleister Hays haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Für ihre Studie befragten sie 1.000 Arbeitnehmer.
Für manche wohl überraschend: Die Mehrheit der Befragten gab in der Umfrage zu Protokoll, dass sie in den vergangenen anderthalb Jahre positive Erfahrungen gemacht hätten. Sie hätten sich durch die Unternehmen oder die direkten Vorgesetzen gut informiert und „mitgenommen“ gefühlt.
Das Homeoffice ist Fluch und Segen zugleich
Für 35 Prozent der Befragten ist der Wechsel ins Homeoffice die größte Veränderung der jüngsten Zeit. Die vielen Videoanrufe und Projekte sind für sie eine Belastung. Ein Drittel von ihnen ist gestresster als zuvor.
70 Prozent der Befragten fehlt im Homeoffice der persönliche Kontakt mit den Kollegen. Die Befragten fühlen weniger Zusammenhalt und sich selbst weniger integriert.
Immerhin behaupten 64 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, produktiver zu sein. 70 Prozent empfinden das Verschmelzen von Beruflichem und Privatem als angenehm: Sie schätzen die Flexibilität und Eigenverantwortung – und dass sie Familie und Job besser unter einen Hut bekommen.
Die Befragten sprachen sich letztlich für ein hybrides Arbeitsmodell aus. 55 Prozent nehmen im hybriden Arbeitsmodus keine Veränderung der Arbeitsbelastung wahr. Eine Kombination aus Homeoffice und ein bis drei Tagen im Büro ist für viele der optimale Mix.
Arbeitnehmer üben Kritik an ihren Vorgesetzten
Vorgesetzte, die den neuen Arbeitsstil nicht unterstützten, werden negativ wahrgenommen. Ihnen werfen die Befragten mangelndes Vertrauen vor – da sie an guter Leistung zweifeln, wenn ihre Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten. Zudem beklagen 41 Prozent der befragten Arbeitnehmer fehlende Empathie. 30 Prozent berichteten von überzogener Kontrolle. Sie sorgen sich darum, dass die neuen digitalen Tools zu ihrer Kontrolle missbraucht werden und in einen digitalen Taylorismus führen.
Mitarbeiter wünschen sich eine gute Beziehung zum Chef
Doch offenbar haben nicht alle Chefs einen schlechten Job bei der Betreuung ihrer Teams gemacht: Etwas mehr als die Hälfte der Befragten zeigte sich beeindruckt vom Engagement und der Fürsorge, die ihnen ihre Vorgesetzten in dieser schwierigeren Situation entgegengebracht hätten.
60 Prozent der Studienteilnehmer erwähnten, dass ihre Führungskraft ein besseres Verständnis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entwickelt habe. 63 Prozent meinten, dass die offene und transparente Kommunikation zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl beigetragen habe.
Geht es um Wertschätzung, ist für 57 Prozent Lob und Zuspruch ein wichtiger Faktor ihrer Zufriedenheit beim Arbeitgeber. Insbesondere in einer Zeit, in der man sich nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt, seien Wertschätzung und Feedback seitens der Führungskräfte wichtig.
Mitarbeiter fordern Vertrauen und Teilhabe
93 Prozent der Befragten wünschen sich eine vertrauensvolle Beziehung zum Vorgesetzen – und flexibles, selbstständiges Arbeiten. Ebenfalls 93 Prozent der befragten Arbeitnehmer möchte von den Führungskräften stärker einbezogen werden und auf Augenhöhe kommunizieren. Doch nur zwei Drittel der Vorgesetzten würden derart handeln.
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