Prof. Dr. Andreas Mitschele, Duale Hochschule Baden-Württemberg, zu den Herausforderungen für das Retail Banking in 2016
Digitalisierung von Prozessen, Vertriebskanälen und Leistungen
„2016 wird sich wenig an den das Retailgeschäft beherrschenden Rahmenbedingungen ändern: Ertrags- und Konsolidierungsdruck durch (a) niedrige Zinsen, (b) ein enges regulatorisches Korsett mit hohen relativen Kosten für Retailbanken und (c) einen hart umkämpften Markt. Diese Themen sind bereits hinlänglich bekannt.
Die aus meiner Sicht wichtigsten drei Themen für das Retail Banking lassen sich in diese drei Worte fassen: Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung
- Digitalisierung 1 (Interne Prozesse): Die Prozesse einer klassischen Retail-Bank, z. B. im Bereich Baufinanzierung, bergen noch viel Potenzial zur Optimierung. Um dem Ertragsdruck wirksam zu begegnen und das Geschäftsmodell nachhaltig aufrecht zu erhalten, sollten diese Potenziale gehoben werden.
- Digitalisierung 2 (Vertriebskanäle): Es gibt kein Zurück – Kunden aller Altersklassen sind immer mehr auf den digitalen Kanälen unterwegs. Auch Filialbanken sollten ihre Kunden also mobil und per Internet mit einem ansprechenden Angebot erreichen. Zugleich wird sich aus Kostengründen und mangels Auslastung die Konsolidierung der Filialen fortsetzen.
- Digitalisierung 3 (Seamless Banking): Verschiedene klassische Retailbanken bieten ihren Kunden durch Kooperationen mit Fintechs innovative Dienstleistungen an (z. B. automatische Rechnungserfassung zur Überweisung per Smartphone mit gini). Noch handelt es sich scheinbar um „Nice-to-have“-Features – Kunden lernen diese Dienstleistungen jedoch schätzen und werden sie zukünftig von ihrer Bank erwarten. Dadurch wird sich der Trend zum „Seamless Banking“ verstärken. Darunter verstehe ich Bankgeschäft, das ähnlich einfach funktioniert wie ein Apple-Gerät und das Spaß macht.“