Statt Rechenschieber und Taschenrechner kommt heutzutage moderne Finanzsoftware bei der Aufstellung von Bilanz und GuV zum Einsatz. Über die aktuellen Anforderungen an das Finanzwesen sprach ich mit den beiden Gründern von IDL Software, Bernward Egenolf und Harald Frühwacht.
IDL Software digitalisiert Finanzprozesse von mittelständischen Unternehmen und Konzernen weltweit. Als die Firma 1990 gegründet wurde, war die Welt der Jahresabschlüsse noch eine andere: Bilanzen des Vorjahres wurden durch den Kopierer geschickt und mit Tipp-Ex auf den aktuellen Abschluss hin aktualisiert. Berichte kamen auf dem Postweg. Das fachliche Wissen des Zahlenwerks steckte zu 150 Prozent in den Köpfen der Finanzleiter. Jeder Arbeitsschritt ging von Hand.
Eine Software, die mit Daten gefüttert, entlang der fachlichen Logik konsolidierte Jahresabschlüsse, Einzelabschlüsse sowie fertige Reports und Berichte für das Disclosure oder für branchenspezifische regulatorische Anforderungen liefert – das war jenseits der Vorstellungskraft der meisten Finanzverantwortlichen.
Gespräch mit Bernward Egenolf und Harald Frühwacht
Die beiden IDL-Gründer Bernward Egenolf und Harald Frühwacht haben Pionierarbeit geleistet. Im Interview erzählen sie, wie ihr Unternehmen zum Marktführer für Financial Performance Management wurde.
Bernward Egenolf ist CFO der IDL-Unternehmensgruppe. Er startete nach seinem BWL Studium als Prüfer bei KPMG in Frankfurt am Main und gründete 1990 IDL. In 30 Jahren Unternehmensgeschichte baute er als Fachmann für das Finanzwesen das IDL-Software- und Service-Portfolio rund um Anforderungen der Unternehmenssteuerung kontinuierlich aus.
Harald Frühwacht ist Leiter Produktmanagement der IDL-Unternehmensgruppe. Nach seinem BWL Studium startete er 1991 seine Karriere als betriebswirtschaftlicher Berater bei IDL, realisierte verschiedenste Konsolidierungsprojekte und leitete die fachliche Weiterentwicklung des IDL-Software-Portfolios. Er publizierte zu verschiedenen Themen des Rechnungswesens und hatte mehrere Jahre einen Lehrauftrag an der European Business School im Bereich Konzernrechnungswesen.
Die Anforderungen an das Finanzwesen haben sich immens verändert
Der Bank Blog: Analysten bescheinigen IDL die Position des Marktführers mehrere Jahre in Folge. Was machen Sie besser als andere Software-Anbieter im Finanzwesen?
Harald Frühwacht: Wir haben bei den Herausforderungen, vor denen unsere Kunden im Laufe der Jahre standen, immer genau hingesehen und uns gefragt, wie kann man das noch besser machen? Dabei haben wir es geschafft, das betriebswirtschaftliche Experten-Wissen unserer Beratung in eine moderne, modular aufgebaute Software zu bringen, mit der sowohl privatwirtschaftliche Unternehmen als auch Banken weltweit durchgängig ihre Finanzberichterstattungsprozesse digitalisieren können. Zudem haben wir früh dafür gesorgt, dass wir regulatorische Anforderungen wie das FinRep-Meldewesen, Country-by-Country-Reporting und ESEF bedienen und über Schnittstellen mit unserer Software auf alle Systemwelten aufsetzen können.
IDL ist Partner von Microsoft und IBM. Unsere Software ist von SAP für die Anbindung von SAP ERP und SAP S/4 HANA zertifiziert. Außerdem bieten wir „Software Made in Germany“ von unserem Entwicklungsstandort in Ahrensburg bei Hamburg. Das sind sicherlich Wettbewerbsvorteile, die wir gut genutzt haben.
Der Bank Blog: Wie haben sich die Anforderungen an das Finanzwesen verändert?
Harald Frühwacht: Sie haben sich gravierend verändert. Dass Zahlen und Daten heute von Software digital erhoben, strukturiert und aufbereitet werden, erfordert eine Vielzahl neuer Kompetenzen in der Finanzabteilung, schafft neue Funktionen und bringt speziell im Bankenbereich neue regulatorische Anforderungen mit sich. Dass wir irgendwann die Finanzprozesse global agierender Konzerne und Banken durchgängig mit Software unterstützen und viele neue Chancen durch die Aktualität, Transparenz und Analysemöglichkeiten von Finanzdaten nutzen können, das war vor 30 Jahren noch Utopie.
Wir sind durch einen immensen Vertrauensbildungsprozess in digitale Technologie gegangen
Der Bank Blog: Wir sprechen also über den Wandel durch Digitalisierung. Welche Aspekte davon, waren für IDL in den 30 Jahren besonders entscheidend?
Harald Frühwacht: Ich denke, einer der wesentlichsten Aspekte ist der immense Vertrauensbildungsprozess in digitale Technologie, durch den wir in den letzten Jahrzehnten gegangen sind. Am Anfang war Software eine Insel. Nur Nerds konnten das bedienen. Speziell in Banken wollte man mit viel persönlichem, fachlichen Wissen die Kontrolle über all die komplexen Vorgänge im Finanzwesen bewahren. Das hat sich verändert. Durch die Hintertür der mobilen Devices für Privatkonsumenten, erst langsam und dann eruptiv. Heute ist Software Teil unserer Alltagswelt. Sie ist smart und anwenderfreundlich und sie hat spielerischen Charakter. Außerdem vertrauen wir heute darauf, dass in Software mehr Information, Kompetenz und Erfahrung steckt, als wir sie uns selbst aneignen könnten. Dies rechtzeitig zu erkennen und unsere Tools darauf auszurichten, das war für uns als Software-Hersteller entscheidend.
Richtig gute Software bringt Benefits und fordert neues, innovatives Denken
Der Bank Blog: Ist Software ohne Menschen in der Steuerung von Institutionen für Sie denkbar? Und sind wir dafür bereit?
Bernward Egenolf: Sich selbst steuernde Finanzinstitute? – Eine spannende Idee. Allerdings gibt es bislang keine Ansätze, die mich überzeugen. Ich beobachte viel mehr, dass wir es weiterhin mit Basisarbeit zu tun haben. Es geht für viele Unternehmen und speziell für Banken neben den Anforderungen des Tagesgeschäftes immer noch stark darum zu verstehen, was der aktuelle Stand der Digitalisierung eigentlich fordert und welcher Nutzen neben all den neuen Pflichten daraus gezogen werden kann. Solche Institutionen sind große Tanker, die sich selbst im Wildwasser nicht so schnell drehen lassen. Gerade beim Thema Prozesse ist die Einführung von Software für die Finanzberichterstattung eine Chance, sich schneller anzupassen. Weil richtig gute Software neben all den Benefits, die sie bringt, innovatives, neues Denken einfordert und Schwachstellen aufzeigt.
Der Bank Blog: Sind das nicht gerade die Punkte, die oft gescheut werden?
Bernward Egenolf: Sicherlich. Aber noch unbequemer ist es, den entscheidenden Punkt zu übersehen. Wer ein global agierendes Unternehmen oder Kreditinstitut erfolgreich steuern will, muss sich den Herausforderungen rechtzeitig stellen. Software, Menschen und Prozesse gehen Hand in Hand und müssen die Dynamik im Marktgeschehen verstehen. Die Idee unserer Software ist es seit jeher, Prozess-Know-how für die Finanzabteilung in Unternehmen zu tragen. Im Falle der Banken steht das Prozess-Know-how rund um das regulatorische Financial Reporting im Fokus. Das führt zwar bei der Einführung zu Komfortzonendiskussionen, am Ende jedoch profitieren unsere Kunden immer davon. Sie sparen Zeit, Geld, Ressourcen und Nerven.
Steuerungssysteme müssen dynamisch sein
Der Bank Blog: Was zeichnet heute, im Jahr 2020, eine gute Software im Finanzwesen aus?
Harald Frühwacht: Heute braucht es dynamische Steuerungssysteme, die in der Lage sind, Unternehmen und Banken intelligent durch alle Finanzthemen zu führen, Fehler zu eliminieren und dabei den Aufwand auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Das beginnt bei einem durchdachten Datenmanagement und dem Thema Schnittstellen, geht weiter über die Anforderungen in Bezug auf die Datenqualität, beispielsweise durch Plausibilitätschecks oder Prüfregeln, hinüber zu den Disziplinen Planung und Forecasting, dem Fast Close in der Konsolidierung, über Möglichkeiten der Datenanalyse bis in das Thema Disclosure Management. Alles unter Beachtung der regulatorischen Reporting Anforderungen verschiedener Aufsichtsbehörden. Dazu braucht es viel Erfahrung sowie umfassendes fachliches, technisches und prozessuales Know-how. Und dafür steht IDL.
Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.