Nachfolger dringend gesucht!

Drohende Überalterung gefährdet Unternehmensexistenz

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Viele Firmeninhaber blicken sorgenvoll in die Zukunft. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger erweist sich oft als äußerst schwierig. Immer mehr übergabebereite Unternehmer stehen immer weniger übernahmewilligen Jungunternehmern gegenüber.

Existenzkrise durch Überalterung im deutschen Mittelstand

Die drohende Überalterung und fehlende Nachfolger gefährden Unternehmensexistenzen im deutschen Mittelstand.

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Die 3,67 Mio. mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Mio. EUR bilden mit 99,95 Prozent Anteil an der Gesamtzahl der Unternehmen das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Nach einer aktuellen Studie der KfW planen alleine bis Ende 2020 rund 227.000 Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Unternehmensnachfolge.

Die Dimension des Problems soll nachfolgend am Beispiel des Standorts Hamburg verdeutlicht werden. Alleine hier haben einer Umfrage der Handelskammer vom Januar 2017 zufolge 61,1 Prozent der befragten Unternehmen noch keinen Nachfolger gefunden.

Müssen Unternehmen aufgeben, weil kein passender Nachfolger gefunden wurde, ist dies nicht nur für den Inhaber schmerzlich. Es hat auch für dessen Mitarbeiter und für den Wirtschaftsstandort insgesamt erhebliche Konsequenzen. In Hamburg hat sich nicht zuletzt deshalb ein Fördernetzwerk, in dem die Wirtschaftsfördereinrichtungen der Stadt kooperieren, dieses Themas angenommen.

Die Chefs werden älter

Als einen Treiber der Entwicklung machen die Autoren den demografischen Wandel aus, von dem der stark eigentümergeprägte Mittelstand besonders betroffen ist. Das Durchschnittsalter der Unternehmenslenker kleinerer und mittlerer Unternehmen in Hamburg beträgt 50 Jahre. Rund 60 Prozent sind aber bereits älter. Sie bevorzugen zwar die familieninterne Nachfolgeregelung, doch oft steht hierfür kein geeigneter Kandidat zur Verfügung. Daher stehen übergabewillige Unternehmer immer öfter vor der Herausforderung, einen externen Nachfolger zu suchen und zu finden.

Aber auch die machen sich rar. Die Zahl derjenigen, die ein bestehendes Unternehmen fortführen oder ein neues gründen wollen, sinkt beständig. Die Gründerquote fiel laut Kreditanstalt für Wiederaufbau im Jahr 2017 auf einen Tiefstand von 1,08 Prozent, was sich unter anderem aus der stabilen Arbeitsmarktsituation erklärt. Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens oder die tätige Beteiligung an einem solchen sind für viele Gründer offensichtlich weniger attraktiv. Auf Übernahmegründer entfiel 2016 ein Anteil von 9 Prozent, auf Beteiligungsgründer 14 Prozent.

Herzblutrendite und Investitionsstau

Trotz dieser ungünstigen Rahmenbedingungen schieben viele Unternehmer das Problem auf die lange Bank, nicht zuletzt aus emotionalen Gründen. Sie beginnen zu spät mit der Vorbereitung und Planung des Nachfolgeprozesses, für den mindestens drei Jahre anzusetzen sind. Ist ein Interessent gefunden, scheitert die Übergabe oftmals an unrealistischen Kaufpreisvorstellungen. 41 Prozent der Alt-Inhaber fordern laut einem Report der Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern (DIHK) einen zu hohen Kaufpreis gemessen am Marktumfeld.

Die Inhaber neigen zur Berechnung einer „Herzblutrendite“ für ihr Lebenswerk. Vielfach ist der Verkaufserlös auch ein fest einkalkulierter, wesentlicher Baustein der Altersversorgung. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Unternehmenschefs mit höherem Alter sowohl aus Investitionen als auch aus Innovationen zurückziehen, sodass Übernehmer häufig zunächst einen Investitionsstau im Unternehmen auflösen müssen.

So ist es kein Wunder, dass aufseiten der Übernahmewilligen die Finanzierung der Übernahme der Dreh- und Angelpunkt ist. Meist sind größere Summen zu stemmen und das fällt vielen schwer. Trotz des günstigen Zinsumfelds berichteten 40 Prozent der Übernahmewilligen im Jahr 2017 von Finanzierungsschwierigkeiten, so ein Ergebnis der DIHK-Studie.

Öffentliche Förderangebote nutzen

Zur Lösung dieses Problems kann die öffentliche Förderung einen wesentlichen Beitrag leisten. Das Beispiel der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, kurz IFB Hamburg, zeigt, wie dies gelingen kann. Sie unterstützt in Kooperation mit der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg und der jeweiligen Hausbank Unternehmensnachfolgen und Existenzgründungen durch günstige und risikogerechte Investitions- und Betriebsmittelkredite. Diese sind über die Hausbanken erhältlich.

Eine gesicherte Finanzierung ist zentraler, wenngleich nicht alleiniger Baustein für den Erfolg einer Unternehmensnachfolge. Wie sie weiter gefördert werden kann, dazu listet ein Arbeitspapier des Hamburger Fördernetzwerks eine ganze Reihe von Empfehlungen auf: von der rechtzeitigen Sensibilisierung der Inhaber für das Thema über die Einrichtung einer Informationsplattform „Unternehmensnachfolge in Hamburg“ mit allen relevanten Informationen hin zu einem stärkeren Engagement in den Gründungsnetzwerken und positiven Rollenvorbildern.

Derzeit wird das Thema Gründung vor allem von den Start-ups dominiert. Eine Unternehmensübergabe als Möglichkeit zur Selbstständigkeit haben potenzielle Gründer nicht ausreichend im Blick oder schrecken vor ihr zurück. Hier lassen sich mithilfe öffentlicher Förderangebote Lösungen für den oftmals hohen Kapitalbedarf finden. In Gründungsnetzwerken sollte zudem stärker auf diese Möglichkeit hingewiesen und auch neue Zielgruppen adressiert und unterstützt werden.


Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2018/19 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen oder als Hardcopy bestellen.

Über den Autor

Ralf Sommer

Ralf Sommer ist Vorstandsvorsitzender der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg), dem zentralen Förderinstitut der Freien und Hansestadt Hamburg für die Umsetzung der Förderaktivitäten in den Bereichen Wohnraum, Wirtschaft, Innovation und Umwelt.

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Ein Kommentar

  1. Avatar

    Die Banken haben schon seit Jahren das Thema stiefmütterlich behandelt. In den Firmenkreditabteilungen wurde weder entsprechendes Know-How aufgebaut, noch wurden Ansprachestrategien entwickelt um schon frühzeitig die infrage kommenden Unternehmen zu begleiten. Jetzt rächt sich dieses Unterlassen. Denn die immer wieder in den Sonntagsreden viel beschworene Partnerfunktion gegenüber den Unternehmen wird in der Realität nicht ausgefüllt.

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