Dank der Berichtspflicht von Banken und Sparkassen erhalten Verbraucher einen Überblick über die Nachhaltigkeit ihrer Bank. Eine aktuelle Studie schafft Klarheit, welche Strategien Finanzinstitute ergreifen, um nachhaltiger zu werden – und welche nicht.
Die Bankenbranche steht beim Thema nachhaltiges Wirtschaften noch am Anfang. Allgemein fehlt es an einer Gesamtstrategie mit klaren Zielen. Trotzdem gibt es ein Umdenken, ein besseres Bewusstsein auf Seiten der Banken seitdem die Berichtspflicht eingeführt wurde. Diese erleichtert außerdem eine bessere Messung sowie die Bestimmung der zu treffenden Maßnahmen. Bisher kommen zwar alle Banken ihrer Berichtspflicht der CSR-Berichte (Corporate Social Responsibility) nach, welche die Kreditinstitute seit 2017 vorlegen müssen, doch das Thema Nachhaltigkeit ist noch nicht gänzlich in den Unternehmensstrategien verankert.
Auf Basis dieser Nachhaltigkeitsberichte führt die Zielke Research GmbH eine Analyse deutscher Kreditinstitute durch. Dafür wurden 119 Kreditinstitute mit einer Bilanzsumme von mehr als 5 Milliarden Euro analysiert, darunter 44 Privat- und Geschäftsbanken, 57 Sparkassen, 18 Volks- und Raiffeisenbanken. Im Fokus der Untersuchung: Die Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Union – und ob diese erfüllt werden.
Ganzheitliche Aspekte von Nachhaltigkeit nicht überall erkannt
Der ganzheitliche Aspekte von Nachhaltigkeit ist noch nicht bei allen Kreditinstituten erkannt. Daher ist das Thema oft noch nicht in der Unternehmensstrategie verankert. Viele Geldinstitute glauben, sie hätten als Dienstleistungsunternehmen – im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe – nur geringe Möglichkeiten, etwa durch reduzierten Papierverbrauch oder Ökostrom nachhaltiger zu werden. Dabei wird die Verantwortung etwa in der Kreditvergabe und bei der Anlagepolitik jedoch nicht erkannt oder ignoriert.
Nachhaltigkeitsberichte bergen Vorteile für Banken und Kunden
Mit der Berichtspflicht erhalten Privat- und Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken die Möglichkeit, einen Benchmarking-Vergleich zu vorzunehmen. Auch für Bankkunden bringt das Vorteile: Sie bekommen einen besseren Überblick, ob ihre Hausbank umweltfreundlich handelt. Trotzdem ist die Mehrheit der Berichte nicht leicht zu finden, bei manchen Banken bedarf es einer aufwändigen Suche und andere Banken veröffentlichen sie nur im Bundesanzeiger.
Wenig Banken transparent bei ihrer Nachhaltigkeitsbilanz
Die Untersuchung hat gezeigt, dass lediglich 5 Banken der 119 Banken sehr ausführlich und transparent in ihrer Darstellung der Nachhaltigkeit in der Kreditvergabepolitik sind – und außerdem die höchste Punktzahl 2 erzielen. Darunter sind die KfW, Landesbank Baden-Württemberg, GLS Gemeinschaftsbank, ING Group sowie die UBS Group.
Weitere 10 der ausgewerteten Institute machen zudem überhaupt keine Angaben zum Thema ESG in ihrer Kreditvergabepolitik und erhielten demnach eine Negativbepunktung. Allgemein äußern viele Kreditinstitute, wie wichtig Nachhaltigkeit für sie ist und wie sehr sie daran arbeiten, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Trotzdem geben insgesamt 51 Kreditinstitute keinen Scope 1 (direkte Emissionen), 50 Kreditinstitute keinen Scope 2 (Emissionen aus bezogener Energie) und 61 Kreditinstitute keinen Scope 3 (indirekte Emissionen) an.
Große Institute bei Umwelt- und Governance vorne
Nach der Untersuchung sind insbesondere die großen Kreditinstitute beim Thema Umwelt und Governance stark. Hier belegte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit 4,08 von erreichbaren 4,83 den ersten Platz, gefolgt von der Landesbank Baden-Württemberg und der Deutschen Kreditbank (DKB) auf Platz 2 und 3. Die hinteren Plätze reservierten die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), die Teambank AG sowie die Deutsche Industriebank – diese erreichte den 41. und damit letzten Platz mit einer Negativbepunktung von -1,03 Punkten, von möglichen -4 Punkten.
Der Grund für das gute Ergebnis der KfW, liegt einerseits an der überdurchschnittlichen Inklusionsrate sowie das transparente Angebot an Sozialleitungen. Bei dem Schlusslicht IKB erklärt sich der Platz mit dem Bericht, in welchem nicht auf Maßnahmen zur CO2-Reduktion eingegangen wird. Zudem werden nur zwei Kategorien im sozialen Bereich abgedeckt.
Eigene Instanzen zur Nachhaltigkeit haben nur wenige Banken
Im ökologischen Bereich liegt der Durchschnitt der Institute bei einem Wert von 0,82, im sozialen Bereich bei 1,13 sowie im Bereich Governance bei einem Wert von 3,0. Hier hat es im Ranking bei keiner Bank eine negative Bewertung gegeben – im Gegenteil: 19 von insgesamt 41 untersuchten Banken haben sogar die Maximalpunktzahl von 4 erreicht.
Trotzdem bleibt es bei der Erkenntnis, dass nur vereinzelt Banken über eigene Instanzen beim Thema Nachhaltigkeit verfügen. Außerdem nutzen im ökologischen Bereich beinahe 80 Prozent Ökostrom, im Sozialen fördert eine Mehrheit von 59 Prozent Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Sparkassen im sozialen Bereich vorne
In der Untersuchung wurden insgesamt 57 Sparkassen mit einer Bilanzsumme von mehr als fünf Milliarden Euro sowie einer Beschäftigtenzahl ab 500 Mitarbeitern ausgewertet. Es fällt auf: Die Stärke der Sparkassen liegt eindeutig im sozialen Bereich.
Hier belegen die ersten drei Plätze die Stadtsparkasse Wuppertal mit 3,42 Punkten, die Taunus Sparkasse mit 2,67 Punkten und die KSK Biberach mit 2,64 Punkten. Die hinteren Plätze belegen die KSK Göppingen mit 0,08 Punkten, die Sparkasse Südholstein mit 0,53 Punkten und die Stadtsparkasse München mit -1,44 Punkten auf Platz 39. Nur die letzten beiden Sparkassen haben eine negative Bewertung erhalten. Im Hinblick auf die transparente Darstellung erreicht die Stadtsparkasse Wuppertal als einzige Sparkasse die volle Punktzahl für die transparente Darstellung des Net Promotor Scores. Gleiches gilt für das soziale Engagement, dieses ist ebenfalls ausführlich dokumentiert.
VR-Banken schneiden besonders schlecht ab
Das Gesamterscheinungsbild von Volks- und Raiffeisenbanken bleibt nach der Untersuchung eher schwach, denn bei ihnen waren die nichtfinanziellen Erklärungen unter anderem ausschließlich im Bundesanzeiger finden. Doch den größten Punkteverluste erzielten die VR Banken durchschnittlich beim CO2 Ausstoß (Scopes) sowie ESG in der Kreditvergabepolitik. Die vordersten Plätze erreichten unter den VR-Banken die GLS Gemeinschaftsbank, die Sparda-Bank München sowie die Frankfurter Volksbank.
Deutlich wurde, dass eine Stärke der GLS-Bank die Maßnahmen zur CO2-Reduktion durch Ökostrom sind sowie alternative Anlagen. Ganze sieben VR-Banken erreichen ein negatives Ergebnis. Ähnlich wie bei den Sparkassen, sind auch hier viele Institute der Meinung, dass sie als nichtproduzierende Dienstleister wenig Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung haben. Zuletzt wird sichtbar, dass die VR-Banken vor allem in den Bereichen „Environment“ und „Social“ noch viel nachzuholen haben.
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