Von der Nische ins Rampenlicht – Nachhaltigkeit bei Banken

Die Rolle der Branche als Ganzes ist entscheidend

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Mehr als 350 Mrd. EUR zusätzliche Investitionen sind laut EU-Kommission bis 2030 jedes Jahr notwendig, um die definierten Klimaziele alleine im Energiebereich zu erreichen. Die Erwartungen an Finanzierer steigen. Die Branche ist gefordert und muss ihren Beitrag leisten.

Banken müssen einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten

Banken und Sparkassen müssen einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

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Das Bundesverfassungsgericht stellte Ende April 2021 fest, dass mangelnde Ambitionen beim Klimaschutz die Freiheitsrechte der jüngeren Generation verletzen. Das Urteil ist nur eine Bestätigung der Erkenntnisse der letzten Jahre, wie dringend der Handlungsbedarf in diesem Bereich ist. Doch wie schafft man es, die Transformation voranzutreiben und die Masse zu begleiten, ohne Fingerpointing zu betreiben oder die Menschen gar abzuschrecken?

Mehr und mehr Kunden erwarten von Wirtschaftsunternehmen, dass sie nicht nur kurzfristig Profite maximieren, sondern nachhaltige Investitionen tätigen, die sich langfristig auszahlen und den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Wie andere Wirtschaftszweige auch, sollte die Bankenbranche Nachhaltigkeit nicht als Belastung, sondern als Chance und Kompass sehen. Bei der DKB ist das Thema bereits seit 25 Jahren Teil der DNA und nicht mehr wegzudenken. Unser Selbstverständnis als nachhaltigste Bank unter den Top 20 in Deutschland geht damit einher, dass wir ausgewählte Zukunftsbranchen mit nachhaltig ausgerichteten Kreditlösungen finanzieren, unseren Kunden nachhaltige Produkte anbieten, und sie gleichzeitig dabei begleiten, sich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Für uns ist wichtig, dass wir das Thema final aus der Nische holen und für unsere Kunden niedrigschwellige Angebote bereithalten. Eben Nachhaltigkeit für Jedermann und ohne erhobenen Zeigefinger. Nachhaltigkeit darf kein Zwang sein.

Warum Regulatorik nur der erste Schritt sein kann

Der mangelnde Beitrag vieler Branchen zu den Klimazielen, hat nicht unbegründet Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden aktiv werden lassen. Sie forcieren nun die nachhaltige Ausrichtung der Geschäftsmodelle und Portfolien durch regulatorische Einschnitte. So werden die Banken mit der EU-Taxonomie zukünftig incentiviert, eine möglichst hohe „Green Asset Ratio“ zu halten. Durch die im Juli dieses Jahres veröffentlichte Sustainable Finance Strategie der Kommission sollen die Rahmenbedingungen noch einheitlicher und transparenter werden und Standards bspw. im Bereich Green Bonds vorgeschlagen werden.

Diese Initiativen sind wichtig und richtig, um das Thema in der gesamten Branche voranzubringen. Gleichzeitig nimmt die Komplexität der Regelungen zu und die administrativen Anforderungen im Reporting führen bei nachhaltigen Produkten und Finanzierungen aktuell häufig zu höheren Kosten. Die Regulatorik sollte sich daher an Best Practices im Markt orientieren und praxisnah, gemeinsam mit der Branche, die wichtigsten Rahmenbedingungen weiterentwickeln.

Es ist in diesem Kontext richtig, Brücken zu bauen und auch Investitionen in Transformationsprozesse zu fördern – wie es beispielsweise in der Taxonomie mit der Anerkennung der Übergangsaktivitäten (Transactional Activity) geschehen soll. Nur so können wir alle Unternehmen und Kunden mitnehmen, auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft.

Banken als Enabler und Begleiter im Transformationsprozess

Wir haben den Anspruch, uns nicht nur von der Regulatorik treiben zu lassen, sondern den Transformationsprozess proaktiv als #geldverbesserer voranzutreiben – gemeinsam mit Kunden, Politik, Verbänden und Partnern. Nachhaltigkeit und Sustainable Finance müssen weiter aus der Nische in die Masse getragen werden. Es muss klar sein, dass man als Bank erfolgreich sein kann, weil man sich nachhaltig ausrichtet, nicht obwohl man dies tut. Wir stehen schon viele Jahre für Nachhaltigkeit und sehen uns auch in der Position eine Hebelwirkung für dieses Thema zu haben.

Mit 11 Milliarden Euro sind wir der größte Finanzierer der Energiewende in Deutschland. Darüber hinaus finanzieren wir familien-und altersgerechtes Wohnen, Einrichtungen für Gesundheit, Pflege, Bildung und Forschung sowie den öffentlichen Personennahverkehr. In den Branchen, in denen wir tätig sind, können wir sehr viel erreichen. Wir wissen, dass Kredite der größte Hebel der Banken sind, gerade in Europa – wo der überwiegende Teil der Wirtschaft über diese finanziert ist. Unsere nachhaltigen Finanzierungen wollen wir daher auf 80 Mrd. Euro hochschrauben. Wir glauben aber auch, dass hier die gesamte Branche gefordert ist. Denn keine Bank entscheidet nur anhand der Bonität, an wen sie Kredite vergibt.

In der Masse liegt die Kraft – durch nachhaltige Angebote auch im Retail

Gleichzeitig gehört zu einer ganzheitlichen Herangehensweise, dass man auch seinen Privatkunden nachhaltige Produkte bietet und sie an diese heranführt. Denn auch wenn das Thema Nachhaltigkeit omnipräsent in Medien und Öffentlichkeit vertreten ist und von der Politik vorangetrieben wird, ist es für viele, wenn es um ihre Geldanlage geht, noch immer schwierig zu greifen. So haben in einer Umfrage des BdB erst 8 Prozent der Befragten wirklich nachhaltig investiert: es scheitert dabei vor allem an fehlendem Wissen, bzw. Zugang zu den richtigen Informationen zu fehlen. Und das, obwohl es einer zunehmenden Zahl privater Anleger laut der Umfrage doch eigentlich wichtig ist, dass ihre Geldanlage zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung beiträgt.

Auch unsere Kunden kaufen vermehrt nachhaltige ETFs und Fonds in ihre Portfolios. Der Markt entwickelt sich inzwischen sehr dynamisch und die Emittenten bringen immer weitere nachhaltige, aber auch kosteneffiziente Anlageprodukte auf den Markt. Besonders die junge Generation möchte diese Optionen aufgezeigt bekommen, informiert werden und dabei weiterhin die Wahl haben wie eine Studie der SwissLife zeigt.

Wir versuchen diesen Wünschen zu entsprechen und informieren bspw. in unserem Börsennewsletter über 40.000 unserer Kunden zu wichtigen Trends in der Welt der Geldanlagen. Auch bieten wir ihnen verschiedene Möglichkeiten, um im speziellen mit nachhaltigen Anlageformen in Berührung zu kommen. So kann sich über das DKB-Bürgersparen jede und jeder in seiner Region mit einer festverzinsten Spareinlage an Investitionsvorhaben wie Wind-und Solarparks, Nahwärmenetzen und Kindergärten beteiligen. Über die DKB-Crowd können Anleger zusätzlich Nachrangdarlehen an die Projektträger sozial-ökologischer Vorhaben vergeben.

In Zusammenarbeit mit der BayernInvest bieten wir außerdem Nachhaltigkeitsfonds an, welche zu den am besten bewerteten grünen Fonds weltweit gehören. Gleichzeitig setzen diese Anleihen neben einem „grünen“, auch einen sozialen Schwerpunkt und adressieren damit die globalen Herausforderungen unserer Zeit. Auch hier kommt unsere Überzeugung, das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken, also zum Tragen.

Fazit: Ambitionen statt Abschreckung – nur so erreichen wir 1,5 Grad

Um die Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen erreichen zu können, sind wir als Branche gefordert, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Das Thema muss in der breiten Masse ankommen und gleichzeitig müssen klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Transparenz ermöglichen, ohne abschreckend zu wirken. Sustainable Finance darf nicht durch Greenwashing oder fadenscheinige PR in Misskredit gebracht werden. Es muss vielmehr zum sine qua non der gesamten Finanzbranche werden.

Über den Autor

Maren Heiß

Maren Heiß ist Senior Vice President im Retail Banking der Deutschen Kreditbank AG (DKB) und verantwortet gemeinsam mit Sascha Dewald das Privatkundengeschäft. Ihre Hauptaufgaben sind Risiko- und Regulierungsmanagement, Payment (Konto & Karten), Online Sales, Brokerage, Banking Experience und Business Development. Zuvor war die Bankbetriebswirtin in der Unternehmensberatung und bei der Commerzbank tätig.

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