Ein Nachhaltigkeitsranking der größten Banken in Deutschland zeigt, dass deutsche Kreditinstitute auf Klimarisiken noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Strategien und Produkte neu zu denken, liegt jedoch im eigenen Interesse der Finanzinstitute.

Studien und Research zu strategischen Trends und Entwicklungen in der Finanzdienstleistung

Zahlreiche Trends und Entwicklungen sind von übergeordneter strategischer Bedeutung für Banken und Sparkassen. Im Bank Blog finden Sie Studien zu den wichtigsten strategischen Trends und Entwicklungen im Finanzbereich.

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Banken stehen – ausgelöst auch durch die Finanzkrise – vor anspruchsvollen Veränderungen, wie zunehmende Regulierung, niedrige Zinsen, Überliquidität und Anforderungen durch die Digitalisierung und neue Wettbewerber. Die größte Herausforderung, die Bekämpfung des Klimawandels und damit die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, kommt noch hinzu.

Mit der Bekämpfung der Klimakrise, der Anpassung an die unvermeidbaren Folgen der Erderhitzung und dem Verlust der Artenvielfalt stehen Wirtschaft und Gesellschaft vor massiven Veränderungen. Die Entwicklungen setzen auch die Finanzbranche unter Zugzwang, denn die Risiken der Erderwärmung und die Chancen seiner Begrenzung werden die Art und Weise, wie Banken ihr Kerngeschäft betreiben, radikal verändern.

Banken müssen zum Mitgestalter des Wandels werden

Im deutschen Finanzsystem haben Banken und Sparkassen auch deswegen eine wichtige Position inne, weil Kredite unter den Finanzierungsformen in Deutschland eine größere Rolle spielen als in anderen Ländern. Damit hat der Finanzsektor einen der stärksten Hebel in der Hand, um die Realwirtschaft auf einen Weg zu führen, der die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzt.

Immer mehr Kunden fragen sich daher, wem sie ihr Geld anvertrauen und was damit getan wird. Nachhaltige Geldanlagen gewinnen demzufolge an Bedeutung, sind aber nur ein Baustein im Mosaik eines Finanzwesens, das Nachhaltigkeit unterstützt.

Bankenrating zur Nachhaltigkeit

Vor diesem Hintergrund hat der WWF Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen deutsche Geschäftsbanken einer Analyse unterzogen und sie zur aktuellen Integration von Nachhaltigkeit in Strategien, Prozesse und Produkte befragt.

Bewertet wurden 14 Geldhäuser, die nach Bilanzsumme zu den größten in Deutschland tätigen Kreditinstituten gehören und privaten und/oder geschäftlichen Kunden ein umfassendes Angebot an Bankleistungen anbieten. Berücksichtigt wurden Universalbanken aus den drei Bereichen privatwirtschaftliche Kreditinstitute, öffentlich-rechtliche Sparkassen und Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken.

Die Ergebnisse der Studie sollen einerseits der Öffentlichkeit, Kunden, Medien sowie der Politik zu einer Meinung verhelfen. Andererseits dienen die Ergebnisse einem intensiveren Austausch zwischen WWF und Banken. Der WWF Deutschland versteht die vorliegende Studie daher auch als Auftakt eines Dialogs mit dem Bankensektor.

Die Integration von Nachhaltigkeit muss verbessert werden

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass keines der Institute den Anforderungen des WWF an die „zukunftsfähige Bank 2025“ gerecht wird. Die Integration von Nachhaltigkeit in den Strategien, im Risikomanagement und bei der Produktgestaltung müsse daher dringend verbessert werden.

Die 14 größten Kreditinstitute in Deutschland seien strategisch nicht ausreichend vorbereitet, um die strukturellen Veränderungen in Industrien, die finanziellen Risiken aus sich entwertenden Vermögensgütern durch zum Beispiel extreme Wetterereignisse und der sich abrupt wandelnden Wirtschaft zu erfassen und vorwegzunehmen.

So geht aus dem WWF-Rating hervor, dass Banken klimabedingte Risiken kaum systematisch erfassen und steuern. Die deutschen Banken sind an die heute international erarbeiteten Ansätze zur Erfassung dieser Risiken nicht beteiligt. Entsprechend werden die bestehenden Ansätze und Methoden zu Erfassung von Klimarisiken nicht angewendet. Hierzu gehören die Science Based Target-Initiative oder die 2 Degrees Investing Initiative.

Zudem ist das derzeitige Volumen an nachhaltigen Finanzprodukten der untersuchten Banken im Vergleich zu den bisherigen konventionellen Produkten sehr gering. Finanzprodukte, die die Transformation der Industrie unterstützen, sind Nischenprodukte und würden bislang nur von wenigen Banken angeboten.

Banken müssen konsequenter handeln

Die Mehrzahl der Banken habe sich zu internationalen Normen verpflichtet. Trotzdem würden weiterhin fragewürdige Projekte und Unternehmen gefördert, wie etwa die Finanzierung von Sojaanbau im Amazonas sowie der Bau von Staudämmen in Welterbenstätten bei denen Menschenrechte ignoriert sowie Umweltzerstörungen in Kauf genommen werden.

Positiv zu werten ist, dass einige deutsche Banken die von der UN definierten „Principles for Responsible Banking“ unterschrieben haben. Die Umsetzung dieser Prinzipien müsse jedoch noch unter Beweis gestellt werden.

Zunehmender Druck durch Regulierung

Der Druck auf die Finanzhäuser ist bereits hoch und er wird weiter steigen. Die zunehmende politische Steuerung und Regulierung in Bezug auf die Integration von Nachhaltigkeit im Risikomanagement der Banken wird zu großen Veränderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Kerngeschäft der Banken führen. Auf diese Veränderungen seien die Banken mit ihren aktuellen Prozessen und Produkten nicht ausreichend aufgestellt.

Ergebnisse des WWF-Bankenratings 2019/2020; innerhalb der Kategorien in alphabetischer Reihenfolge.

So seien die untersuchten Institute noch nicht darauf vorbereitet, dass beispielsweise Bankberater zukünftig verpflichtet werden, Kunden aktiv über ihre Präferenzen hinsichtlich nachhaltiger Geldanlage zu befragen und entsprechende Produkte anzubieten. Die Umsetzung dieser EU-Regulierung ist für Anfang 2021 geplant.

Die Banken verfügen zudem kaum über die notwendige Datengrundlage zur Messung der Umweltwirkung von Unternehmen und Projekte, die sie finanzieren. Hierzu fehlen allerdings auch die gesetzlichen Regelungen hinsichtlich der Datenerfassung bei Unternehmen und die Verpflichtung zur Bereitstellung der Daten an die finanzierenden Banken.

Einige Banken sind bereits auf dem Weg

Bei der Bekämpfung der Klimakrise kann der Finanzsektor nicht im Alleingang handeln. Banken müssten aber zum Mitgestalter des Wandels werden. Strategien und Produkte neu zu denken, liege im eigenen Interesse der Finanzinstitute.

Der WWF bewertet jedoch die Zeichen positiv, dass sich einige deutsche Banken mit den Herausforderungen befassen und damit begonnen haben, sich zukunftsgerecht aufzustellen und mit nachhaltigen Strategien und Produkten bereits auf den Weg gemacht haben:

  • So werden bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und HypoVereinsbank (HVB) Nachhaltigkeitskriterien bei der Festlegung der Vorstandsvergütung berücksichtigt.
  • Die ING-DiBa nutzt verschiedene Instrumente, um die für die Bank wesentlichen Klimaaspekte zu identifizieren. Mit dem „Terra-Ansatz“ verfolgt die ING einen Ansatz zur Bewertung und Steuerung der Klimarisiken von Finanzportfolios.
  • Mit dem Bürgersparen ermöglicht die Deutsche Kreditbank (DKB) der Bevölkerung vor Ort, sich über eine laufzeitgebundene und festverzinste Spareinlage an einem regionalen Investitionsvorhaben zu beteiligen.

Nachhaltigkeitsstrategien müssen sich in allen Bereichen einer Bank finden, sowohl auf der Managementebene als auch bei der Produktgestaltung. Perspektivisch müsse die gesamte Produktpallette der Banken auf die notwendige Transformation der Industriesektoren angepasst werden.

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