Erst die Einführung von Browsern machte das Internet zu dem populären Medium, das es heute ist. Nun könnte ein neuer – mit Künstlicher Intelligenz ausgestatteter – Chatbot eine ähnliche Revolution bedeuten.
Das Internet gibt es zwar schon seit fast 55 Jahren, allgemein nutzbar wurde es jedoch erst mit der Einführung des Hypertext Transfer Protocols 1989. Und die eigentliche Popularität verdankt des der Einführung des Netscape-Browsers im Jahr 1994.
Internet war Weckruf für Software-Unternehmen
Am 26. Mai 1995 schrieb Microsoft-Gründer Bill Gates sein berühmtes internes Memo, in dem er das Internet als aufkommende Flutwelle bezeichnete. Es sei die wichtigste Einzelentwicklung seit Erfindung des IBM-PCs und von entscheidender Bedeutung für jeden Teil des Geschäfts von Microsoft.
Dies war ein großer Weckruf für das damalige Desktop-Software-Unternehmen. Er führte zu einer sofortigen Verschiebung der Prioritäten und der Ressourcen von Microsoft, um das aufkommende World Wide Web in Angriff zu nehmen.
ChatGPT als Weckruf für Technologie-Unternehmen
Heute mehren sich die Stimmen, dass der im letzten November veröffentlichte Chatbot ChatGPT eine ähnliche Bedeutung haben könnte, wie Netscape für das Internet. Mithilfe Künstlicher Intelligenz liefert das Tool Antworten auf per Text eingegebene Fragen.
Noch ist das Ganze ein Prototyp, doch es gibt bereits Stimmen, die es als ernsthafte Bedrohung für den Suchmaschinen-Alleinherrscher Google halten. Microsoft prüft aktuelle eine Einbindung von ChatGPT sowohl in die eigene Suchmaschine Bing als auch in seine Office Software. Zudem wird sogar eine milliardenschwere Beteiligung in Erwägung gezogen.
Hält KI was sie verspricht?
Bei all dem Hype vergessen manche, dass die Erwartungen an Künstliche Intelligenz bereits seit ihrer Entwicklung in den 50er Jahren einerseits hoch waren, andererseits in der Realität bislang nie vollständig erfüllt werden konnten. Noch hat keine KI den Turing-Test wirklich bestanden. Er besagt (vereinfacht formuliert), dass KI dann intelligent sei, wenn ein Mensch fünf Minuten lang ein Gespräch führen kann, ohne zu merken, dass er mit einer Maschine spricht.
Bei all dem Hype und dem Überschwang nach dem Debüt von ChatGPT weiß niemand so recht, wie sich das auf Arbeit, Wirtschaft, Kreativität und unser Leben tatsächlich auswirken könnte. Aber das Tool belebt wieder einmal den Mythos von der „denkenden Maschine“ und führt zu vielfältigen Aktivitäten.
Der Entwickler von ChatGPT Sam Altman warnt indes bereits vor übertriebenen Erwartungen: Nutzer seien viel zu optimistisch. Sie würden geradezu darum betten, enttäuscht zu werden.
KI als wichtige Unterstützung
Egal, wie es mit ChatGPT weitergeht, Technologien aus dem Bereich Künstliche Intelligenz sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Im Alltag ermöglichen sie die Kommunikation per natürlicher Sprache mit Maschinen (Siri, Alexa & Co.), im geschäftlichen Bereich u.a. die gezielte Auswertung von großen Datenmengen oder den Einsatz intelligenter Chatbots im Kundenservice.
Auch wenn KI selbst vielleicht (oder hoffentlich) nie selbständig wird denken können, ist sie eine wertvolle Unterstützung der menschlichen Kreativität, der Fähigkeit, Wissen in Handeln einzubringen und die Genauigkeit zu verbessern. Auch für Finanzinstitute bleibt KI sowohl im Front als auch im Back Office relevant und hält eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten bereit.