Die Digitalisierung beeinflusst auch den Bereich der Geldanlage. In Deutschland gewinnt das Online-Investieren zunehmend an Beliebtheit. Insbesondere Neo-Broker sind bei Anlegern sehr gefragt, wie eine aktuelle Umfrage belegt.
Angesichts der aktuellen Zinslage und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation setzen Deutschlands Kleinanleger auf Sicherheit und risikoarme Anlagen. Tages- und Festgeldprodukte bleiben mit 31 Prozent die bevorzugte Anlageklasse, während Aktien (20 Prozent) und ETFs (19 Prozent) zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Das wachsende Interesse an Aktien und ETFs zeigt, dass sich Anlegerinnen und Anleger vermehrt mit chancenorientierten Anlagemöglichkeiten beschäftigen, die langfristige Potenziale bieten.
Das belegt eine aktuelle Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint, die auch den Einfluss der Digitalisierung auf die Geldanlage und das Verhalten der Anleger untersucht hat.
Balance zwischen Beständigkeit und Flexibilität
Bei Anlageentscheidungen legen Menschen in Deutschland Wert auf eine ausgewogene Balance zwischen Beständigkeit und Flexibilität. Sparpläne sind mit 44 Prozent die bevorzugte Anlageform, knapp gefolgt von einmaligen Anlagen (40 Prozent) und Anlagen mit Beratung (18 Prozent). Diese Ergebnisse zeigen, dass die Befragten regelmäßige Investitionen und situative Anlagemöglichkeiten gegenüber Expertenberatung deutlich bevorzugen.
Digitale Kanäle dominieren die Geldanlage
Die Umfrageergebnisse unter Kleinanlegern mit Investments zeigen, dass Online-Broker und Neo-Broker die bevorzugten Kanäle für Investitionen sind. Investoren interessieren sich demnach zunehmend für kosteneffiziente und flexible Online-Lösungen.
41 Prozent der befragten Anleger nutzen digitale Plattformen. Traditionelle Filialen von Kreditinstituten bleiben zwar relevant, verlieren jedoch an Bedeutung und werden von 35 Prozent der Kleinanleger genutzt.
Unabhängige Vermögensverwalter (13 Prozent), automatisierte Robo-Advisor (7 Prozent) und Finanzberater (IFAs) (7 Prozent) spielen eine geringere Rolle.
Sinkende Bedeutung von Nachhaltigkeit
Die Umfrage zeigt auch, dass die Bedeutung von ESG-Kriterien zurückgeht. Anleger suchen vor allem nach Rendite und streuen ihre Investments. 51 Prozent der Kleinanleger in Deutschland geben an, dass sie sich bei Investitionsentscheidungen nicht auf einen bestimmten thematischen Anlagebereich konzentrieren.
Dennoch beeinflusst die aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Debatte über Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG) nach wie vor die Anlageentscheidungen von Kleinanlegern, verliert jedoch im Vergleich zu Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz an Bedeutung. Dies zeigt die kürzlich durchgeführte Sustainable Finance Umfrage von BearingPoint, bei der nur sechs Prozent der Sparer angaben, ESG-Kriterien bei Aktien, Anleihen oder Fonds zu berücksichtigen.
Insgesamt bekunden 16 Prozent der Befragten Interesse an nachhaltigen ESG-Investments. Dies wird gefolgt von Künstlicher Intelligenz (15 Prozent), weiteren digitalen Innovationen (13 Prozent), dem Gesundheitssektor (12 Prozent) und dem Mobilitäts-/Automobilsektor (11 Prozent).
Aktienfonds und ETFs sind die beliebtesten Anlageformen
Die Ergebnisse zeigen, dass für Anleger neben chancenorientierten Anlageoptionen auch Risikostreuung und Renditeoptimierung durch passive Investments bedeutende Faktoren bei der Investitionsentscheidung sind.
Die beliebtesten Anlageformen sind Aktienfonds (35 Prozent) und ETFs (33 Prozent). Mischfonds (24 Prozent), Indexfonds (13 Prozent) und Anleihefonds (12 Prozent) folgen mit einigem Abstand.
Bei der Fondsauswahl achten die Anleger auf eine ausgewogene Balance zwischen Renditechancen, Kostenstruktur und Risikomanagement. Für 42 Prozent stehen Rendite und Performance im Vordergrund. 33 Prozent achten auf die Gebührenstruktur und 26 Prozent auf die Risikoadjustierung. Zudem beeinflussen Empfehlungen und Beratung (23 Prozent) sowie die Bekanntheit des Fonds (15 Prozent) die Auswahl.
Finanzbildung ist wichtig für die Geldanlage
Warum zögern Menschen, in Anlageprodukte zu investieren und von den Chancen des Finanzmarktes zu profitieren? Neben finanziellen Hürden wie niedrigem Einkommen (37 Prozent) und fehlenden Vermögenswerten (33 Prozent) zeigt die Umfrage, dass ein Mangel an finanziellem Wissen eine zentrale Barriere für deutsche Kleinanleger darstellt (24 Prozent).
Die betont einmal mehr die Bedeutung von Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Bildung. Zudem unterstreicht es die Notwendigkeit, den Zugang zu Investitionsmöglichkeiten für einen breiten Querschnitt der Bevölkerung zu fördern.
Infografik: Auswirkungen der Digitalisierung auf die Geldanlage
Die folgende Infografik fasst wichtige Ergebnisse der Studie zusammen und zeigt die Auswirkungen der Digitalisierung auf Anlageentscheidungen: