Neobanken haben in den letzten Jahren enormen Investoren- und Kundenzulauf erhalten. Eine Analyse zeigt jedoch, dass die meisten dieser neuen Wettbewerber Verluste erleiden. Für den Weg in die Rentabilität sind zehn Punkte entscheidend.
Nur wenige Entwicklungen innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche haben sich mit solch atemberaubender Geschwindigkeit vollzogen wie die Evolution der Neobanken. Weniger als 10 Jahre nachdem die ersten Smartphone-Banken auf den Markt kamen, entwickelten sich diese digitalen Disruptoren zu einem globalen eigenständigen Segment.
Eine Analyse des Beratungsunternehmens Simon-Kucher skizziert den aktuellen Stand der Branche, untersucht, wie es ihr in den wichtigsten Regionen ergeht, und gibt Antworten darauf, wie mehr Neobanken profitabel werden können.
Neobanken: Eine Branche auf Wachstumskurs
Im Jahr 2020 wurden 94 Neobanken gegründet. 2021 kamen zwar weniger, aber immerhin noch 59 neue hinzu. Bei jeder dritten Neugründung handelt es sich dabei um reine Digitalbanken, gegründet von Finanzdienstleistungskonzernen oder konventionellen Banken. Ein Trend, der sich laut Studie weiter verstärken wird. Vor allem, da etablierte Banken nach Optionen suchen, neue Märkte und Segmente zu erreichen.
Mittlerweile gibt es laut Studie rund 400 Neobanken auf der ganzen Welt, die fast eine Milliarde Kunden betreuen, darunter Privatpersonen sowie kleine und mittelständische Unternehmen.
In Deutschland gibt es derzeit zwischen sieben und acht Millionen Neobanking-Kunden. Gemäß dem Ranking sind Neobanken in Deutschland im aktuellen Länder-Vergleich mit Platz 8 von 60 gut aufgestellt. Die Platzierung beruhe allerdings auf dem vergleichsweise frühen Markteintritt der deutschen Neobanken. Mittlerweile aber hätten internationale Neobanken die deutschen Vertreter in Sachen Innovationsgeschwindigkeit und Ertragsstärke deutlich überflügelt.
Lücke zwischen Wachstum und Rentabilität von Neobanken
Es überrascht nicht, dass dieses Wachstum von den Anlegern nicht unbemerkt geblieben ist. Nach einem beispiellosen Anstieg der Bewertungen im Jahr 2021 sei die Branche aktuell rund 300 Milliarden US-Dollar wert ist. Globale Pioniere wie Nubank, Dave und Revolut sind entweder bereits an die Börse gegangen oder bereiten sich darauf vor, in naher Zukunft an die Börse zu gehen.
Die Analyse zeigt aber auch, dass sich das beeindruckende Wachstum und die Bewertungszahlen von Neobanken überwiegend noch nicht in entsprechender Rentabilität niedergeschlagen haben. Basierend auf verfügbaren Finanzdaten und eigenen Analysen gehen die Autoren der Studie davon aus, dass derzeit weniger als 5 Prozent dieser Herausforderer die Gewinnschwelle erreicht haben. Nur zwei von 25 der größten Neobanken der Welt sind derzeit profitabel. Die Mehrheit erzielt weniger als 28 Euro Jahresumsatz pro Kunde. Spätestens im siebten Betriebsjahr steige das Risiko des Scheiterns exponentiell an.
Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass einige Länder zwar Pioniere in diesem Sektor sind, andere, wie Japan, jedoch Schwierigkeiten haben, Schritt zu halten. Damit stelle sich die Frage, wie Neobanken nachhaltig profitabel werden können.
Playbook für die Rentabilität von Neobanken
Aus der Analyse wurden 10 Momente der Wahrheit über den Lebenszyklus einer Neobank identifiziert, die in einem Playbook für die Rentabilität zusammengefasst sind. Diese gut zu managen sei der Schlüssel zum Erfolg.
Die zehn Punkte sind:
- Intelligente Identifizierung von Schmerzpunkten,
- Ehrgeizige und dennoch realistische Business Cases,
- Startup-Mentalität und Organisation,
- Kluger Markt- und Segmentfokus,
- Innovation und Trendspotting-Fähigkeit,
- Exzellentes Growth Hacking,
- Moderne Preisstrategien,
- Monetarisierungs-Playbook,
- Kundenbedarf ansprechen,
- Partnerschaften und Ökosysteme.
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2 Kommentare
Interessanter Artikel, „Die meisten Neobanken machen Verlust“. Leider ist einer der Abschnitte inkomplett:
…… Spätestens im siebten Betriebsjahr steige das Risiko des Scheiterns exponentiell an……(?)
Inkomplett ist der Absatz nicht. Es fehlte lediglich ein Punkt. Danke für den Hinweis