Eine Studie zeigt: deutsche Finanzvorstände sind pessimistisch bezüglich der Geschäftsaussichten. In der Folge verschieben sich die Investitionsschwerpunkte. Für generative Künstliche Intelligenz wird hohes Potential gesehen.
Deloitte hat Finanzvorstände zu ihren Einschätzungen und Prioritäten befragt. Demnach erwarten die CFOs keine wirtschaftliche Erholung. Als Ursachen sehen sie u.a. den Fachkräftemangel, die steigenden Lohnkosten, eine schwache Inlandsnachfrage und geopolitische Risiken.
Risiken verändern Investitionen
Die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen bleibt allerdings weiterhin bestehen. Um dem örtlichen Fachkräftemangel und den hohen Lohnkosten entgegenzuwirken, konzentrieren sich die meisten Unternehmen darauf, ihre Investitionen in Effizienzsteigerungen, Digitalisierung und Automatisierung zu lenken. Aufgrund der hohen Zinsen planen sie vermehrt, auf Innenfinanzierung zurückzugreifen.
Auch die Schwerpunkte der Investitionen verschieben sich, vor allem aufgrund der instabilen geopolitischen Risikolandschaft. Drei Viertel der befragten Unternehmen beabsichtigen, in den nächsten drei bis fünf Jahren vor allem in Deutschland zu investieren, gefolgt von Europa und Nordamerika, wo besonders die Chemieindustrie verstärkt investieren möchte. Für den Maschinenbau rückt zudem Indien näher, und auch für das verarbeitende Gewerbe werden Nordamerika und Indien zunehmend attraktiver. Bei exportorientierten Unternehmen liegen Nordamerika, Indien und Deutschland fast gleichauf, jeweils mit über 40 Prozent.
Hohe Erwartungen an Künstliche Intelligenz
Die Erwartungen an Künstliche Intelligenz (KI) sind hoch und reichen von der Steigerung von Effizienz, Qualität und Produktivität bis zur Förderung von Innovationen für Produkte und Dienstleistungen. Ohne diese Technologie wird es in naher Zukunft wohl nicht mehr gehen. Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im verarbeitenden Gewerbe sehen die CFOs zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Für den Maschinenbau stellt die Verbesserung der Genauigkeit von Modellen und Szenarien den wichtigsten Vorteil dar.
Etwa zwei Drittel der befragten Finanzvorstände gehen davon aus, dass insbesondere generative KI in fünf Jahren einen wichtigen oder sogar sehr wichtigen Platz in ihrer Geschäftsstrategie einnehmen wird. Obwohl die meisten Unternehmen sich noch in den Anfängen der Einführung dieser Technologie befinden, sehen die meisten CFOs in den kommenden fünf Jahren ein beträchtliches Entwicklungspotenzial.
44 Prozent der Befragten experimentieren bereits mit GenKI. Insbesondere Großunternehmen zeigen ein verstärktes Interesse daran: Fast zwei Drittel von ihnen führen entsprechende Tests durch. Der Dienstleistungssektor ist führend bei der Einführung von GenAI, wobei bereits etwa jedes sechste Unternehmen generative KI in seine Strategie integriert hat.
Hohes Potential von generativer Künstlicher Intelligenz
Insbesondere in Milliardenunternehmen wurde das Entwicklungspotenzial dieser Technologie erkannt, da hier fast 80 Prozent der CFOs generative KI als wichtig oder sehr wichtig für ihre Unternehmen betrachten. Die Tech-Industrie gilt als Vorreiter in der Integration von KI in ihre Strategien, während das Bankenwesen in den kommenden fünf Jahren schnell aufholen möchte.
Die primären Ziele der Implementierung generativer KI sind vor allem die Verbesserung von Produktivität, Margen und Effizienz (40 Prozent), die Realisierung von Kosteneinsparungen (37 Prozent) und die Ermöglichung neuer Produkte (36 Prozent).
Allerdings gibt es derzeit noch Hindernisse, die einer umfassenden Nutzung im Wege stehen. Die befragten CFOs identifizieren insbesondere den Mangel an qualifizierten Fachkräften (53 Prozent) als größte Hürde für den Einsatz generativer KI. Datenschutz und damit verbundene Sicherheitsfragen sind ebenfalls noch ungeklärt und werden von 39 Prozent als Argument gegen die Anwendung von GenKI angeführt.
Fehlende Fachkräfte für Finanzen
Die Studie zeigt außerdem, dass auch in der Finanzfunktion Fachkräfte fehlen. Es gestaltet sich als erhebliche Herausforderung, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden und interne Ressourcen mit ausreichendem innovativem Prozess-Know-how aufzubauen. Besonders betroffen sind die Finanzabteilungen von Großunternehmen sowie Akteure im Automobil- und Maschinenbau. Insgesamt geben 70 Prozent der Befragten an, Engpässe bei ihren eigenen Ressourcen zu erleben.
Ähnlich wie im Bereich der Künstlichen Intelligenz mangelt es der Finanzfunktion an kompetentem Personal, das die geforderte Kombination aus fachlichem und technologischem Wissen im Hinblick auf neue digitale Technologien besitzt. Unternehmen sehen aktuelle Gehalts- und Arbeitsmodelle nicht als besondere Herausforderung, außer in der Immobilienwirtschaft, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Der Mangel an technisch und digital versierten Fachkräften behindert zudem den Ausbau der Prozess- und Systemlandschaft.
Obwohl Outsourcing als mögliche Lösung betrachtet wird, machen bisher nur wenige Befragte davon Gebrauch. Wie erwartet zeigt sich die höchste Bereitschaft zum Outsourcing bei Routineaufgaben: Etwa ein Fünftel der Befragten nutzt diese Option bereits, ein weiteres Fünftel prüft dies. Immer mehr Unternehmen denken auch darüber nach, fehlendes eigenes fachliches Expertenwissen extern einzukaufen, insbesondere im Bereich Daten- und Prozessmanagement, Transformations-Know-how oder Analytics. In den nächsten Jahren könnte die Outsourcing-Quote in diesem Bereich auf etwa 30 Prozent steigen.
Die Studie „CFO Survey Herbst 2023“ können Sie hier beziehen.
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