Im Buch „Die neue Vielfalt des Geldes“ wird erläutert, warum Menschen zukünftig mit den unterschiedlichsten Formen des Geldes bezahlen werden. Über die Hintergründe und Perspektiven habe ich mich mit dem Autor Cyrus de la Rubia unterhalten. Bank Blog Leser haben die Chance ein Exemplar zu gewinnen.
Bitcoin, Ether, digitaler Euro, Krypto-Assets, NFTs: viele Themen rund um Blockchain und Smart Contracts scheinen im Trend zu liegen. Sie sollten vieles einfacher machen, mehr Möglichkeiten zum Bezahlen und zur Geldanlage bieten und das Finanzsystem nachhaltig verändern.
Trotz der Euphorie haben Kryptowährungen in den letzten Monaten einen dramatischen Wertverlust erlitten. Immer mehr Menschen kennen sie zwar, aber das Vertrauen scheint erst mal gestört.
Interview mit Cyrus de la Rubia, Hamburg Commercial Bank
Cyrus de la Rubia hat das Thema in seinem Buch „Die neue Vielfalt des Geldes“ aufgegriffen. Über sein Buch und weitere spannende Themen der Kryptowelt habe ich mich mit ihm unterhalten.
De la Rubia ist Chefvolkswirt und Leiter des Research der Hamburg Commercial Bank. Der Diplom-Volkswirt ist zudem als wirtschaftspolitischer Berater auf Projektbasis tätig und ist Dozent der Frankfurt School of Finance & Management.
Im Finanzsektor entsteht gerade etwas Neues
Der Bank Blog: Sie beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit Kryptowährungen und haben jetzt ein Buch zu dem Thema herausgegeben. Schaut man sich die Kurse von Bitcoin und Co. an ist das Timing ja nicht sonderlich günstig gewählt, oder?
Cyrus de la Rubia: Natürlich verkauft sich ein Buch über Kryptowährungen besonders gut, wenn der Kryptomarkt gerade boomt, was ja bekanntermaßen derzeit nicht der Fall ist. Allerdings habe ich mein Buch auch nicht „Reich werden mit Krypto“ genannt, sondern der Titel lautet „Die neue Vielfalt des Geldes“.
Sehen Sie, ein ehemaliger Notenbankchef der USA hat vor 13 Jahren mal gesagt, dass es in den vergangenen Jahrzehnten im Finanzsektor nur eine einzige sinnvolle Innovation gegeben habe, und das sei der Geldautomat gewesen. Ich glaube, dass wir jetzt einen der seltenen Momente erleben, wo im Finanzsektor wirklich etwas Neues entsteht, und das ist bedeutender als der Geldautomat.
Am Anfang stand der Bitcoin
Der Bank Blog: Neu, mag ja sein, aber ist es auch wirklich sinnvoll, was da passiert?
Cyrus de la Rubia: Ich versuche mal kurz zu beschreiben, was da gerade passiert im Finanzsektor. Dann kann man vielleicht besser sehen, was daran sinnvoll ist. Angefangen hat ja alles mit der Kryptowährung Bitcoin. Bitcoin ist für sich gesehen schon eine sensationelle Innovation, denn die Bitcoin-Blockchain erlaubt es, fälschungssicher einen digitalen Wert über das Internet zu versenden, ohne dass eine Bank oder eine andere Institution dazwischen geschaltet ist. Das war vorher nicht möglich, denn digitale Werte können normalerweise einfach kopiert werden.
Der Bank Blog: Und wie gelingt das?
Cyrus de la Rubia: Im Wesentlichen gelingt das über das dezentrale Blockchain-Netzwerk, in dem jeder Bitcoin-Transfer auf tausenden von Servern gespeichert ist und jede neue Transaktion auf all diesen Servern miteinander abgeglichen wird. Dabei gibt es ein ausgeklügeltes Anreizsystem, um sicherzustellen, dass verkürzt gesagt jeder Nutzer dieser Blockchain nur so viel Bitcoin ausgibt, wie er auch tatsächlich hat.
Smart Contracts ermöglichen neue Geschäftsmodelle
Der Bank Blog: Okay, aber der Sinn von Bitcoin hat sich mir noch nicht erschlossen.
Cyrus de la Rubia: Ja, über den Sinn von Bitcoin kann man trefflich streiten. Viele Ökonomen sagen, dass alles was einen Preis hat, auch einen Nutzen hat. Bei einem Preis von etwa 20.000 Euro pro Bitcoin könnte man daher schon meinen, dass einige Anleger darin durchaus einen Nutzen oder Sinn sehen. Aber die Geschichte ist ja auch noch nicht zu Ende erzählt.
Bitcoin ist ja nur der Anfang. 2015 folgte darauf aufbauend nämlich eine weitere Innovation, die Ethereum-Blockchain, die einen wesentlich weitergehenden Ansatz verfolgt. Diese Blockchain erlaubt es nämlich, dass ganze Computerprogramme auf der Blockchain gespeichert werden. Das sind die so genannten Smart Contracts und diese Smart Contracts stellen Geschäftsmodelle dar. Da gibt es Smart Contracts, die als Kryptoverwahrer agieren, andere als Kryptoassetmanager, es gibt dezentrale Kryptobörsenplätze usw.
Tokens ermöglichen den Aufbau einer neuen Infrastruktur
Der Bank Blog: Das hört sich an wie eine Parallelwelt, eine Welt in der Spielgeld geschaffen wird und man dann die Dinge kopiert, die in der realen Welt bereits existieren. Sie schreiben ja auch von dieser digitalen Welt The Sandbox, wo virtuelle Häuser und Grundstücke zu wahnwitzigen Preisen gekauft werden können. Wird das nicht alles wieder zusammenbrechen und sich in Luft auflösen?
Cyrus de la Rubia: Natürlich werden viele dieser virtuellen Geschäftsmodelle bald nicht mehr existieren, das haben wir ja auch in der Internetblase so erlebt. Heute kann man sich allerdings ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen.
Aber das Entscheidende ist etwas anderes: Was wir jetzt in dem Kryptosektor sehen, das ist der Aufbau einer neuen Infrastruktur. Die Kryptobörse Uniswap beispielsweise, an der heute alle möglichen Kryptowerte gehandelt werden, an ihr werden morgen wahrscheinlich Vermögenstoken wie etwa tokenisierte Aktien, tokenisierte Immobilien usw. gehandelt werden.
Der Bank Blog: Bitte erklären Sie doch mal, was eine tokenisierte Immobilie ist.
Cyrus de la Rubia: Sicher. Wenn ich einen Vermögenswert tokenisiere, dann teile ich, etwa mit Hilfe der Ethereum-Blockchain, diesen in beispielsweise tausende von digitalen Einheiten, den Token, und jeder Token repräsentiert einen Anspruch auf diesen Vermögenswert und seinen Cash Flow. Also bei einer tokenisierten Immobilie besitze ich einen entsprechenden Bruchteil dieser Immobilie und habe einen Anspruch auf einen Bruchteil der Mieteinnahmen, um es mal ganz einfach zu sagen. Genauso ist es auch bei einer tokenisierten Aktie.
Ja, und diese Token, die können dann auf einer Kryptobörse gehandelt werden, in sie können dezentrale Asset Manager investieren, ich kann die Token als Sicherheit bei einem dezentralen Kreditgeber einreichen und bekomme dafür einen Kredit ausgereicht, mit dem ich dann meine Terrasse neu machen kann, oder was auch immer. Auf jeden Fall befinden wir uns dann eben nicht mehr in der parallelen Spielewelt.
Banken werden Marktanteile verlieren
Der Bank Blog: Heißt das, dass Banken bald überflüssig werden?
Cyrus de la Rubia: Das ist wirklich eine sehr spannende Frage, zumal ich ja selber in einer Bank arbeite. Ich glaube, dass Banken in ihrer Gesamtheit tatsächlich Marktanteile in bestimmten Bereichen verlieren werden. Das betrifft den nationalen Zahlungsverkehr und das klassische Geschäft der Kreditvergabe und der Spareinlagen.
Aber Banken haben auch eine Chance, in der künftigen Finanzwelt, die stärker auf die Blockchain setzt, eine wichtige Rolle zu spielen. Banken sind beispielsweise schon heute Emittenten von Stablecoins, wenn man so will. Denn sie schaffen Giralgeld, dass mit dem Versprechen unterlegt ist, dass es bei Bedarf gegen Bargeld, also Zentralbankgeld, 1 zu 1 getauscht wird. Da böte es sich ja eigentlich an, dass Banken auch in der Kryptowelt als Stablecoin-Emittenten auftreten.
Wo sie auch eine wichtige Rolle spielen können, ist im internationalen Zahlungsverkehr. Es gibt ja heute das Netz von Korrespondenzbanken, über die internationale Zahlungen mit Hilfe des Nachrichtensystems Swift abgewickelt werden. Dieses Zahlungssystem ist teuer und die Zahlungen dauern lange. Wenn man hier ein Blockchain-basiertes System einführen würde, wo auch die Dokumente auf der gleichen Blockchain wandern, könnten enorme Effizienzgewinne erreicht werden.
Banken könnten ihr Know-how nutzen
Der Bank Blog: Und was ist mit der Bonitätsanalyse von Krediten, erledigt das auch die Blockchain?
Cyrus de la Rubia: Nun, es gibt natürlich Algorithmen, die hier ebenfalls Verwendung finden könnten, aber das betrifft vor allem standardisierte Konsumentenkredite. Wenn es um Kredite für Unternehmen geht, dürften dezentrale Kreditgeber vor allem bei besicherten Krediten eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Als Sicherheit würde man also einen Vermögenstoken in einem Smart Contract hinterlegen und bekommt dafür einen Kredit ausgezahlt. Die Banken könnten hier allerdings mit ihrem Know-how in der Bonitätsanalyse eine wichtige Rolle spielen und sich diese Dienstleistung bezahlen lassen.
Der Bank Blog: Wie soll das funktionieren?
Cyrus de la Rubia: So ähnlich, wie das heute mit den Ratingagenturen geschieht. Ein Unternehmen, dass sich Geld über eine dezentrale Kreditplattform besorgen möchte, würde für die Bonitätsbeurteilung einer Bank eine Gebühr zahlen und bekommt im Gegenzug eine bestimmte Bonität zugesprochen, die den potenziellen Anlegern bekannt gegeben wird.
Der Bank Blog: Das Ganze ist ja im Grunde genommen Crowdfunding.
Cyrus de la Rubia: Ja, aber mit dem großen Vorteil, dass ich Token erwerbe, die grundsätzlich handelbar sind. Ich komme also schneller wieder an mein Geld als wenn ich das Geld einem klassischen Crowdfunding-Projekt anvertraue.
Die neue Vielfalt des Geldes
Der Bank Blog: Zum Abschluss dann doch noch eine grundsätzliche Frage: Wieso heißt das Buch „Die neue Vielfalt des Geldes“?
Cyrus de la Rubia: Weil ich davon ausgehe, dass man in zehn bis 20 Jahren mit ganz vielen verschiedenen Währungen in seiner Wallet umgehen wird, mit Ether, mit Bitcoin, mit Token von bekannten Aktien, die ebenfalls als Zahlungsmittel eingesetzt werden können, aber auch mit dem digitalen Euro. Und diese Vielfalt, die wird durch die Blockchain-Technologie ermöglicht.
Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.
„Die neue Vielfalt des Geldes“ kaufen oder gewinnen
Das Buch hat 144 Seiten. Sie erhalten es u.a. bei Amazon.
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