Mit der Einführung von PSD2 sahen viele den Startschuss für Open Banking. Inzwischen scheint Ernüchterung eingetreten zu sein. Banken, FinTechs und Kunden zeigt sich die angepriesene neue Plattformwelt jedenfalls – wenn überhaupt – nur in wenigen Ansätzen.
Die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 sollte mehr Sicherheit, mehr Komfort und mehr Transparenz für Bankkunden bringen. Die mögliche Öffnung des Zugriffs auf Kundendaten sollte den Wettbewerb erhöhen und die Grundlage für innovative Angebote gegenüber Kunden schaffen. Während Banken vor allem neue Wettbewerber fürchteten sahen sich diese goldenen Zeiten gegenüber. Und von Beratern wurde Open Banking als Grundstein für die Erschließung neuer Ertragsquellen gepriesen.
Inzwischen scheint Ernüchterung eingekehrt:
- PSD mag objektiv die Sicherheit beim digitalen Banking gesteigert haben, subjektiv hat es Online Banking komplizierter gemacht und die Customer Experience verschlechtert.
- Die Öffnung von Schnittstellen funktioniert nur eingeschränkt, die Freigabe von Daten durch Kunden ebenfalls.
- Innovative neue Angebote findet man nur nach intensiver Suche.
- Banken und Sparkassen sehen zwar einerseits die Chancen einer Öffnung, andererseits schrecken sie vor den notwendigen Investitionen in die schöne neue Welt zurück.
- Der zusätzliche Ertragssegen lässt auf sich warten, wobei sich die Frage nach Huhn und Ei stellt.
Funktioniert Open Banking?
Im heutigen Wochenrückblick auf interessante Themen aus der internationalen Finanzszene soll der Frage nachgegangen werden, ob Open Banking funktioniert, ob und wie die Erwartungen erfüllt wurden und was gegebenenfalls noch zu tun ist.
Viele Banken sehen in Open Banking vor allem einen Anwendungsfall für Kontoaggregation. Sie stehen damit aber erst am Anfang dessen, wozu Open Banking in der Lage ist und welche potenziellen neuen Lösungen sich entwickeln können.
Happy Birthday: 2 Jahre PSD2
Die zweite europäische Zahlungsrichtlinie (PSD2) wurde gerade zwei Jahre alt. Ist sie eine Erfolgsgeschichte? Im FinTech-Bereich konnten zwar beeindruckende Fortschritte erzielt werden, dennoch hat PSD2 noch einen langen Weg vor sich, um Innovation und Wettbewerb zu steigern.
Mehr dazu hier: PSD2 turns two: Where do we go from here?
Open Banking ist großartig!
Ein Grundproblem mit Open Banking ist, dass es einen großartigen Namen hat. Ein Name, der Lust macht, daran zu glauben. Ein Name, der die Idee, sich ihm zu widersetzen, absurd und hoffnungslos unberührt erscheinen lässt. Wer möchte nicht, dass das Bankwesen offener wird? Banking sollte nicht geschlossen werden! Die Navigation sollte nicht umständlich oder schwierig sein. Kunden sollten Herr über ihre Daten sein und sie sollten sie mitnehmen können, wohin immer sie wollen!
Open Banking fühlt sich sowohl tugendhaft als auch unvermeidlich an, und aus diesem Grund geraten wir häufig in die Falle der Annahme, dass eine wettbewerbsfähigere, transparentere und tragbarere Zukunft des Bankwesens unmittelbar bevorsteht und eine offensichtliche Verbesserung des Status quo darstellt, selbst wenn es dafür keine Beweise gibt.
Mehr dazu hier: The Stories We Tell Ourselves About Open Banking
Bei Open Banking ist noch viel zu tun
Das derzeitige Open Banking-Angebot der meisten Banken beschränkt sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Es bietet Zugriff auf das Girokonto eines Kunden und ermöglicht die Initiierung von Zahlungen und die Aggregation von Konten. Viele Banken sehen solche APIs als Bedrohung und nur als Notwendigkeit, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Die Ansätze zur Monetarisierung sind bislang weitgehend ausgeblieben.
Mehr dazu hier: Open Banking is here to stay – here is how to make the most of it
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Die Digitalisierung erfordert eine neue Personalstrategie
Finanzdienstleistungsunternehmen müssen sich verändern, um den digitalen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Dies erfordert neue Technologien und Automatisierung und verändert die Fähigkeiten und Talente, die für die Zukunft erforderlich sind. Leider sind diese gesuchten Fähigkeiten Mangelware, was neue Personalstrategien erforderlich macht.
Mehr dazu hier: Banking Must Bridge the Growing Digital Transformation Skills Gap
Zahlungen werden zunehmend unsichtbar
Die Innovationen im Zahlungsverkehr erreichen eine nächste Ebene: Von schnellen oder kontaktlosen Zahlungen hin zu unsichtbaren Zahlungen und zu multimodalen Transaktionen.
Mehr dazu hier: Technology Driving Invisible Payments
Denkt Ihre Bank disruptiv?
Der Schlüssel zur disruptiven Transformation besteht darin, das gesamte Unternehmen in die Lage zu versetzen, den Bedürfnissen zukünftiger Kunden trotz der Herausforderungen und Unannehmlichkeiten, die diese Änderung verursachen kann, gerecht zu werden.
Mehr dazu hier: Does Your Institution Have a Disruptive Mindset?
Zum Verhältnis Banking und Technologie
Vor zehn Jahren hat niemand über FinTech gesprochen. Heute tut es jeder. In zehn Jahren spricht vielleicht auch niemand mehr über FinTech sondern stattdessen über Technologien, die das Banking verändern. Chris Skinner meint jedenfalls: „Banking ist das, was wir tun, und Technologie ist das, wie wir es tun.“
Mehr dazu hier: Banking is what we do and technology is how we do it
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Kanadische Bank bereitet sich auf Quantum-Computing vor
Die Revolution durch Quantencomputer rückt näher und die kanadische Scotiabank begonnen, die Migration zu Verschlüsselungsmethoden zu untersuchen, die die Hacker der Zukunft fernhalten sollen.
Mehr dazu hier: Scotiabank gears up for the quantum computing age
Britische Neobank bietet mobiles Open Banking
Revolut hat eine Open Banking-Funktion gestartet, mit der Kunden in Großbritannien ihre Bankkonten und die dort gemachten Umsätze anderer Anbieter über die App der Neobank einsehen können.
Mehr dazu hier: Revolut launches open banking for all UK retail and business customers
Norwegische Bank setzt auf Open Banking App
Einen Schritt weiter geht die norwegische DNB. Sie erweitert ihr Kontoaggregationstool um Konto-zu-Konto-Zahlungen von jeder Bank, die in der Mobile-Banking-App aufgeführt ist.
Mehr dazu hier: DNB introduces payment initiation via account aggregation app
Barclays verlängert Zusammenarbeit mit Visa
Die Barclays Bank hat ihre langjährige Partnerschaft mit Visa verlängert und ein neues mehrjähriges europäisches Abkommen mit dem Kartensystem unterzeichnet, um die Innovation und Produktentwicklung voranzutreiben und das Wachstum in neuen Märkten zu unterstützen.
Mehr dazu hier: Barclays signs European agreement with Visa
Mastercard expandiert in China
Mastercard hat die Genehmigung der People’s Bank of China (PBOC) erhalten, formelle Vorbereitungen für die Einrichtung einer inländischen Bankkarten-Clearingstelle im Land zu treffen.
Mehr dazu hier: Mastercard wins approval to set up shop in China