Offene Hub-Lösungen vereinfachen die Erfassung von ESG-Daten

Harmonisierung nutzt Unternehmen und Banken

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Neue EU-Regularien verpflichten Finanzinstitute zur Veröffentlichung von ESG-Daten, womit komplexe Datenerhebungen bei Kreditnehmern unvermeidlich sind. Offene Hub-Lösungen reduzieren den Erhebungsaufwand und helfen Unternehmern.

Finanzinstitute sind auf Daten zur Nachhaltigkeit angewiesen

Finanzinstitute sind auf Daten zur Nachhaltigkeit angewiesen.

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Seit dem EU Green Deal ist die Abkürzung ESG, Kurzform für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung), in aller Munde. Auf Basis dieser drei Faktoren sollen Unternehmen und Banken ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft offenlegen und entstehende Risiken bewerten. Und dies aus gutem Grund: Studien wie „The heat is on“ des Chief Risk Officer‘s Forums schätzen die aus dem Klimawandel resultierenden Schäden auf bis zu 550 Billionen US-$ weltweit.

Die EU hat reagiert und mit Richtlinien wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) Fakten geschaffen. Auch die für mittlere und kleinere Finanzinstitute bedeutsame und im September 2022 veröffentlichte 7. Novelle der MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement) der Bafin enthält die eindeutige Aufforderung, dass „(…) die Auswirkungen von ESG-Risiken angemessen und explizit einzubeziehen sind“. Kurzum: Banken kommen nicht umher, Nachhaltigkeitsdaten, sogenannte ESG-Daten, von Geschäftspartnern zu erfassen und diese in den internen Entscheidungs- und Risikomanagementprozessen zu berücksichtigen.

Forderung nach Informationen zur Nachhaltigkeitsperformance längst Alltag

Finanzinstitute beginnen gerade erst, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Für Unternehmen ist es aber schon längst zum Alltag geworden, sich mit verschiedensten Fragebögen, Verpflichtungserklärungen, oder Anfragen von Geschäftspartnern zur eigenen Nachhaltigkeitsperformance zu befassen. Christian Jöst, mittelständischer Unternehmer und Vize-Präsident der IHK Darmstadt, erläutert das sehr treffend: „Ich habe im letzten Jahr sicher 30-mal die Frage beantwortet, ob ich Kinder oder Zwangsarbeiter im Unternehmen beschäftige. Und das als mittelständisches, deutsches Familienunternehmen, das ausschließlich in Deutschland produziert. Allein im Jahr 2022 haben wir 33 Manntage auf die Beantwortung der ESG-Fragen in unterschiedlichsten Fragenbögen verwendet. Ich gebe diese Daten gerne an, es wäre aber klasse, wenn ich das nur an einer Stelle tun müsste!“

Bastian Brunow, Head of Global Sales von Fibro Läpple Technology (FLT) stellt fest: „Die Forderung von Nachhaltigkeitsinformationen für Lieferfreigaben sind längst Standard in der Automobilbranche und unsere Finanzierungspartner ziehen inzwischen nach. Wir stellen jedoch fest, dass der Umfang der Anfragen von wenigen Seiten bis hin zu hunderten Fragen reicht. Die Fragen und die Themenfelder variieren und wir müssen jede Frage einzeln bearbeiten, die gewünschten Datenpunkte zusammenstellen und diese für die konkrete Anfrage aufbereiten. Das dürfte sich jetzt jedes Jahr wiederholen. Das ist schon heute nicht mehr mit internen Ressourcen zu stemmen.“

Aus diesen beiden Aussagen kristallisiert sich schnell das zentrale Problem heraus: Zwar steht fest, dass ESG-Daten von Unternehmen erfasst werden müssen, welche Datenpunkte das konkret sind, wird jedoch wird von den betroffenen Parteien unterschiedlich interpretiert. Das mündet in unzähligen unterschiedlichen Fragebögen zum selben Thema und unnötigen Kosten – Kundenorientierung sieht anders aus.

Harmonisierung der Anforderungen nutzt Unternehmen und Banken

Aber wie können sich Finanzinstitute diesen Vorgaben stellen, ohne ihre Kunden zu verärgern? Sind institutsspezifische Lösungen unvermeidlich, oder gibt es Möglichkeiten Aufwand als auch Kosten zu reduzieren und betroffenen Unternehmern die aufwendige Datenbereitstellung zumindest zu erleichtern? „Banken haben aufgrund der verschiedenen Regulatorien die Vorgabe, Daten im Bereich Nachhaltigkeit von ihren Kunden zu einzuholen. Es ist aber nicht genau definiert, wie diese Daten aussehen sollen. Das führt zu der Situation, dass jede Bank mit einem selbstgestrickten Fragebogen auf die Kunden zugeht“, sagt Markus Hoskovec von der österreichischen Kontrollbank (OeKB), die in Österreich die führende Rolle in der Orchestrierung der Beschaffung von ESG-Daten durch die Finanzindustrie übernommen hat.

Die typische Reaktion von Banken ist die Realisierung von hausindividuellen Anforderungen und entsprechenden Lösungen. Bereits heute ist es gelebte Praxis bei Mittelständlern, Fragenbögen mit inhaltlich ähnlichen aber eben nicht deckungsgleichen Inhalten manuell in verschiedenen Medien mit hohem Zeitaufwand auszufüllen – Tendenz stark steigend. Dazu sind die erhobenen Daten oftmals nicht maschinenlesbar, so dass zusätzlicher manueller Aufwand für die systemseitige Erfassung, Validierung und Weiterverarbeitung der Daten entsteht. Die Entwicklung von integrierten, digitalen Abfragestrecken ist schlicht keine kritische Kernkompetenz einer Bank. Im Interesse von Unternehmen und der Finanzindustrie besteht dringender Handlungsbedarf: Es gilt harmonisierte Standards zu schaffen, die durch zentrale Lösungen kosteneffizient umgesetzt werden.

Plattformlösungen zur Erfassung von ESG-Daten

Hier setzen Plattformlösungen wie etwa openESG.de an, die auf Basis von einheitlichen Standards leistungsfähige und regulierungskonforme Tools zur Erfassung von ESG-Daten bieten. Durch nutzerorientierte und verständliche Masken werden Unternehmen – auch ohne umfangreiches Fachwissen – durch den gesamten Erfassungsprozess geleitet, von der Authentifizierung bis zur praktischen Erläuterung jedes Datenpunkts.

Auf Grundlage eines, standardisierten „Basis“-Fragenbogens, der sich aus den gängigen Rahmenwerken wie GRI und ESRS ableitet, werden ESG-Rohdaten digital erfasst. Dadurch, dass ein Großteil der Datenbedarfe deckungsgleich ist und jeweils Rohdaten erfasst werden, wird der Erfassungsaufwand für Unternehmen erheblich reduziert. Diese behalten selbstverständlich die volle Kontrolle über ihre Daten, da Informationen nur nach expliziter Zustimmung des Dateneigentümers an Geschäftspartner übermittelt werden. Gleichzeitig erhalten Finanzinstitute auf Plausibilität geprüfte, digital verwertbare Rohdaten, die sie ohne Mehraufwand mit internen Systemen verarbeiten können.

Die österreichische Kontrollbank (OeKB) hat bereits eine Lösung in ähnlicher Form für die österreichischen Banken realisiert. „Für die Banken ist der Mehrwert, dass sie nicht selbst die Fragebögen entwickeln, auf die Unternehmen zugehen, die Informationen einholen und die erhaltenen Informationen im Anschluss überprüfen müssen. Stattdessen bekommen sie einen fertigen geprüften Datensatz, den sie über eine IT-Schnittstelle in ihre Systeme einspielen und automatisiert weiterverarbeiten können. Das spart sehr viel Zeit und Geld“ erläutert Markus Hoskovec, Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen, Analysen & Nachhaltigkeit der OeKB.

Trotz Fokus auf Großunternehmen vor allem KMUs betroffen

Im Gegensatz zu den rechtlichen Offenlegungspflichten, die selbst in der letzten Ausbaustufe nur Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern betreffen, werden Banken nach der MaRisk-Novelle für Kreditantrags- und Risikomanagementprozesse nicht umher kommen, auch für kleinere und mittelständige Unternehmen (KMUs) ESG-Daten zu erfassen. Damit sind de facto nicht nur die 75.000 deutschen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern betroffen, sondern ebenso die mehr als 3 Millionen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern.

Die Erfassung von ESG-Daten bleibt eine zentrale Herausforderung für Banken und Unternehmen. Um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und die erwarteten Risiken angemessen abzubilden, ist eine umfassende Erhebung der Daten erforderlich. Zentrale Lösungen können den Aufwand bei Unternehmen und Finanzinstituten mindern, setzen jedoch eine Harmonisierung der Datenanforderungen und Vermeidung von institutseigenen Lösungen voraus. Um in dem mittelfristig absehbaren Umfang wirtschaftlich sinnvoll und maschinenlesbare ESG-Daten zu erfassen, sind digitale, zentrale Lösungen unumgänglich.

Über den Autor

Michael Sindram

Michael Sindram ist Gesellschafter des Kasseler FinTechs fino und Geschäftsführer des Daten-Hubs openESG. Nach seinem BWL-Studium arbeitete er als Strategieberater sowie in verschiedenen Führungsaufgaben in der Industrie. Der Strategie- und Vertriebsexperte ist zudem als Dozent an verschiedenen Hochschulen zu Vertriebs- und Digitalisierungsthemen tätig.

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