Finanzinstitute befinden sich inmitten einer digitalen Revolution, die durchaus disruptive Ausmaße annehmen kann. Im Rahmen einer kleinen Artikelserie nehmen Experten der wichtigsten Institute und Institutsgruppen Stellung zu diesem Trend. Lesen Sie heute das Statement von Ole Franke, Commerzbank.
Die Digitalisierung der Finanzdienstleistung und die daraus erwachsenden Herausforderungen für Banken und Sparkassen sind derzeit eines der beherrschenden Themen der Branche.
Um herauszufinden, wie hierzulande die wichtigsten Institute und Institutsgruppen diesen Trend einschätzen und ihm begegnen habe ich fünf Fragen formuliert und führende Vertreter des deutschen Bankwesens um ein Statement gebeten.
Fünf Antworten von Ole Franke, Commerzbank
Lesen Sie nachfolgend die Ausführungen von Ole Franke, Bereichsleiter Direct Banking der Commerzbank AG.
Bank Blog: Was bedeutet für Sie „Digitalisierung“ und worin sehen Sie für Ihr Institut die besonderen Chancen und Risiken?
Ole Franke: Die Digitalisierung in unserer Branche nimmt weiter zu. Darauf müssen wir uns als Commerzbank einstellen. Das tun wir, indem wir uns zu einer echten Multikanalbank entwickeln. Die Zukunft des Privatkundengeschäftes ist digital, aber auch noch persönlich. Das heißt: Wir setzen auf ein leistungsfähiges Digitalangebot und persönliche Beratung in den Filialen. Neukunden wollen wir künftig vor allem über digitale Kanäle gewinnen. Die persönliche Beratung zu komplexen Themen wie Vermögensanlage, Vorsorge oder Baufinanzierung wird auch weiterhin in der Filiale stattfinden und sogar noch zunehmen.
Bank Blog: Welches sind die größten drei Herausforderungen für Ihr Institut?
Ole Franke: Die Herausforderung ist, all das was mit Digitalisierung zusammenhängt, zu berücksichtigen und vorbereitet zu sein. Das bedeutet aber nicht, radikal auf Zukunftsvisionen umzustellen. Wir entwickeln und bieten digitale Inhalte an, die letztendlich bereits heute einen entsprechenden Mehrwert und Nutzen haben und zu Kundenbindung und Wachstum führen.
Digitalisierung steht auch für Beschleunigung. Wer erfolgreich sein will, muss schneller und beweglicher werden. Ein Beispiel: 2011 haben wir unsere erste Banking-App eingeführt. Für ihre Entwicklung benötigten wir ganze 1,5 Jahre. Unsere Kontostand-App haben wir in gerade einmal sechs Wochen entwickelt. Das gelingt uns nur, wenn wir den Mut haben, Dinge einfach auszuprobieren. Funktioniert ein Angebot nicht, werden wir es durch ein neues ersetzen. Und wer schnell sein will, braucht eine schnelle Organisation. Das bedeutet. Alle Kernprozesse – ob digital oder in der Filiale – müssen identisch und einfach sein.
Eine weitere Herausforderung ist ein einfaches, komfortables und zugleich sicheres Online und Mobile Banking für Kunden anzubieten. Grundsätzlich gilt: Informationssicherheit nimmt in der Commerzbank einen sehr wesentlichen Stellenwert ein. Unsere Sicherheitssysteme sind immer auf dem aktuellsten Stand. Als erste Bank in Deutschland haben wir deshalb die photoTAN eingeführt. Das Verfahren bietet maximale Sicherheit. Und seit Jahresbeginn bieten wir für Nutzer der modernen Legitimationsverfahren photoTAN und mobileTAN eine Sicherheitsgarantie für das Online und Mobile Banking. Das heißt: Als erste große Filialbank in Deutschland erstatten wir die vollständige Schadenssumme.
Bank Blog: Derzeit entstehen zahlreiche sogenannte FinTech Startups, die insbesondere im Privatkundengeschäft versuchen, mit innovativen, kundenorientierten digitalen Angeboten den etablierten Banken Konkurrenz zu machen? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus diesem Trend für Ihr Institut?
Ole Franke: Wir beschäftigen uns mit der Entwicklung von FinTech-Gründungen. Wir fördern junge Gründer und beobachten sehr genau, was ankommt im Markt und was nicht. Auch sprechen wir mit innovativen Anbietern im Markt, in Deutschland und international. So haben wir Tochtergesellschaften gegründet, um in Innovationen im Finanzsektor zu investieren.
Der „main incubator“ investiert zum Beispiel in Unternehmen, die sich noch in einer sehr frühen Phase ihrer Entwicklung befinden. „CommerzVentures“ beschäftigt sich mit Unternehmen, die ein sehr attraktives Geschäftsmodell haben, bereits über erste marktfähige Produkte verfügen, und Eigenkapital benötigen, um ihr Wachstum zu finanzieren.
Bank Blog: Den großen Internetunternehmen Amazon, Apple, Facebook und Google wird immer mal wieder ein Einstieg in den Bereich Finanzdienstleistung unterstellt. Im Zahlungsverkehr ist dieser ja bereits vollzogen. Wie beurteilen Sie diese neuen Wettbewerber und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ole Franke: Als Bedrohung sehen wir etwa einen Bezahldienst von Apple und anderen nicht. Schließlich wird in Deutschland immer noch vor allem bar gezahlt, aber das wird mit Sicherheit nicht so bleiben. Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam.
Bank Blog: Wieviel investiert Ihr Institut in den kommenden fünf Jahren in die Digitalisierung, wie groß sind dabei die Anteile für „Run the Bank“ und „Change the Bank“ und welche Bereiche sind die von Ihnen priorisierten?
Ole Franke: Wir planen in die Umsetzung der strategischen Agenda bis 2016 rund 220 Mio. Euro in das Online und Mobile Banking im Privatkundengeschäft zu investieren. Diese Planung schreiben wir fort.
E-Book „Herausforderung Digitalisierung der Finanzdienstleistung“
Der Beitrag ist Teil einer Serie über die Herausforderungen der Digitalisierung in der Finanzbranche. Abonnenten von Der Bank Blog Premium können das 28-seitige E-Book „Herausforderung Digitalisierung der Finanzdienstleistung“ mit allen zehn Interviews direkt herunterladen.
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