Online Banking ist weiter im Vormarsch begriffen. Doch noch nicht alle Banken haben die Konsequenzen daraus erkannt und die besonderen Herausforderungen angenommen.
Neue Zahlen
Nach einer aktuellen Meldung des Verbandes Bitkom erledigen über 28 Millionen Deutsche ihre Bankgeschäfte online. Das sind rund eine Million mehr vor einem Jahr. Damit nutzen derzeit mehr als 45 Prozent aller Bundesbürger im Alter von 16 bis 74 Jahren Online-Banking, Tendenz weiter steigend. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank gibt es in Deutschland derzeit 40 Millionen online geführte Konten bei einer Gesamtzahl von 93 Millionen Girokonten.
Deutschland im Mittelfeld
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland gleichwohl nur im Mittelfeld. Spitzenreiter beim Online-Banking ist Norwegen mit 85 Prozent der Bevölkerung. An zweiter Stelle liegt Island mit 80 Prozent, gefolgt von den Niederlanden und Finnland mit je 79 Prozent. In Frankreich nutzen 51 Prozent Online-Banking, in den 27 EU-Ländern sind es durchschnittlich 37 Prozent. Schlusslicht ist Tschechien mit einer Quote von 30 Prozent.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick und macht deutlich, dass die Online Banking Akzeptanz in einem engen Zusammenhang mit der Internetnutzung im jeweiligen Land steht.
Bedenken beim Online Banking
Allerdings sind in Deutschland auch die Sicherheitsbedenken beim Online-Banking hoch. Jeder vierte Internetnutzer (25 Prozent) verzichtet aktuell noch aus Sicherheitsgründen auf Internet-Bankgeschäfte. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, in dem es noch 28 Prozent waren. Laut Bitkom wächst mit steigenden Sicherheitsstandards nach und nach auch das Vertrauen in sensible Internet-Anwendungen.
Michael Barth, Bereichsleiter bei Bitkom sagte mir dazu in einem Telefongespräch, dass hier wohl vor allem ein „diffuses Unsicherheitsgefühl bei vielen Menschen vorhanden sei. Das Risiko des Online Bankings werde hoch eingeschätzt, obwohl weder man selbst, noch andere die man kennt, schlechte Erfahrungen gemacht haben“. In der Öffentlichkeit geführte Debatten um Netzkriminalität, Datensicherheit und Datenschutz würden, so seine Einschätzung, diese Bedenken noch verstärken, auch wenn es dabei keinen direkten Bezug zum Online Banking gibt.
Persönliches Finanz Management als Chance
Internet Nutzung und Online Banking sind hierzulande fest etabliert und werden weiter wachsen. Gleichzeitig geht die Bedeutung des traditionellen stationären Absatzes in nahezu allen Branchen kontinuierlich zurück. Damit stellt sich besonders für traditionelle Banken die Frage, wie Online Banking weiter vorangetrieben und vor allem, wie es auch als Vertriebskanal genutzt werden kann. Bislang findet Vertrieb im geschlossenen Zugangsbereich der Banken nur vereinzelt statt.
Ein wichtiger Baustein dafür kann Persönliches Finanz Management (PFM) sein. Es bietet zahlreiche neue Möglichkeiten und Chancen für eine attraktive Erweiterung des Online Banking und gehört in vielen anderen Ländern bereits zum Standard für gutes Retail Banking. Angesichts der o.g. Zahlen überrascht es nicht, dass es in Europa gerade Banken aus Ländern wie Schweden, Norwegen und Finnland sind, die aktuell die damit verbundenen Chancen nutzen.
Es wird spannend sein, die Entwicklung bei uns zu verfolgen. Was meinen Sie?