Einer aktuellen Studie zufolge ist der Anteil der Online Banking Nutzer erneut leicht zurückgegangen. Gleichzeitig nutzen wieder mehr Kunden Bankfilialen. Vor allem Regionalinstitute und Filialbanken sollten daher sorgfältig auf das Verhalten ihrer Kunden achten.

Aktuelle Trends, Studien und Research über Retail Banking

Das klassische Retail Banking, also das Geschäft mit der Mehrzahl der privaten Kunden, befindet sich in einem tiefgreifenden Prozess der Veränderung. Verändertes Kundenverhalten, intensiver Wettbewerb, die Digitalisierung und andere Faktoren führen zu einer stetigen Verengung der Margen und stellen Banken und Sparkassen zunehmend vor neue Herausforderungen. Studien zu den neuesten Trends und Entwicklungen und wie darauf reagiert werden kann finden Sie im Bank Blog.

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Jedes Jahr freue ich mich ganz besonders auf die alljährliche Umfrage des Digitalverbands Bitkom zum Verhalten von Bankkunden in Deutschland. Die Studie liefert seit 2014 kontinuierlich vergleichbare Daten zur Verbreitung und Nutzung von Online Banking, zur Bedeutung der Bankfilialen und zu weiteren interessanten Trends im Privatkundengeschäft.

Online Banking geht erneut leicht zurück

Den Ergebnissen zufolge ist der Anteil der Online Banking Nutzer erneut leicht zurückgegangen. Nach einem Anstieg über viele Jahre hinweg lag die Quote im Vorjahr bei 78 Prozent, in diesem Jahr liegt sie bei 76 Prozent.

Vor allem der Anteil der älteren Nutzer ist gestiegen. Besonders bemerkenswert ist der starke Anstieg bei der Altersgruppe 65+. 45 Prozent nutzen hier Online Banking.

Hingegen haben vor allem jüngere dem Online Banking den Rücken zugewendet. So ist die Nutzung in der Altersgruppe 16 bis 29 um 7 Prozentpunkte und in Altersgruppe 30 bis 49 um 3 Prozentpunkte zurückgegangen. Allerdings sind die Gesamtwerte mit 90 bzw. 94 Prozent immer noch extrem hoch.

Stagnierende Online Banking Nutzung über alle Altersgruppen hinweg.

Beim Online Banking dominieren weiterhin einfache Anwendungen

Online-Banking bleibt weiterhin überwiegend Basis Banking, d.h. es wird im Wesentlichen zur Verwaltung der persönlichen Finanzen auf dem Girokonto genutzt. Daran hat sich in den letzten Jahren nichts verändert.

95 Prozent der Nutzer fragen ihren Kontostand ab, 95 Prozent tätigen Überweisungen und 94 Prozent verwalten ihre Daueraufträge.

Darüberhinausgehende Angebote werden deutlich seltener angenommen. So verwalten nur 52 Prozent ihre Anlage- und Vorsorgeprodukte online und 41 Prozent haben schon mal einen Kredit online abgeschlossen.

Die meisten Kunden nutzen Online Banking zur Verwaltung ihres Girokontos.

Smartphone wird zum präferierten Zugang

Zu den Anwendungen passend ist die Bedeutung von Smartphone-Banking erneut gestiegen. 79 Prozent der Nutzer von Online-Banking greifen dafür zum Handy. Damit hat das Smartphone mit dem Laptop gleich gezogen.

Tablets und Desktop-PCs haben mit 43 bzw. 46 Prozent erneut leicht an Bedeutung verloren.

Die meisten Bankkunden verwenden ein Smartphone oder einen Laptop um online auf ihr Konto zuzugreifen.

Bankfilialen  bleiben wichtig

Auch wenn sich 53 Prozent der Befragten vorstellen können, dass es in wenigen Jahren keine Bankfilialen mehr gibt, ist die Nutzung unverändert hoch und sogar angestiegen:

  • 17 Prozent nutzen für Bankleistungen überwiegend Filialen.
  • 43 Prozent nutzen sowohl Filialen als auch Online Banking.

Der Anteil derjenigen, die ausschließlich Online-Banking nutzen und – nach eigenen Angaben – gar nicht mehr in eine Filiale gehen, ist von 41 auf 38 Prozent zurückgegangen.

Der Anteil der Kunden, die Bankfilialen nutzen, ist zuletzt wieder leicht angestiegen.

Regional- und Filialbanken sollten die Botschaft verstehen

Online Banking ist ein Hygienefaktor geworden und hat sich als fester Bestandteil der Bank-Kunde-Beziehung etabliert. Bankfilialen bleiben aber für eine deutliche Mehrheit (60 Prozent) der Bankkunden wichtig und damit ein bedeutsamer Faktor im Wettbewerb.

Die Kunden legen Wert auf ein komfortables und sicheres Internet-Banking, egal ob im Web oder über eine App. Allerdings ist nur für 36 Prozent der Befragten „das bessere digitale Angebot“ ein möglicher Grund für einen Bankwechsel. Mit anderen Worten: Digitales Banking taugt – für sich alleine genommen – nicht zur Differenzierung im Wettbewerb. Hier sind andere Faktoren wichtiger, darunter günstigere Preise (82 Prozent), aber auch ein besseres Filialnetz vor Ort (39 Prozent).

Nur 35 Prozent der von Bitkom Befragten können sich nicht vorstellen, zu einer Direktbank zu wechseln. 28 Prozent sind dort bereits Kunde, 14 Prozent planen den Wechsel und 22 Prozent können sich ihn vorstellen.

Das sollte Filialbanken und vor allem Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken zu denken geben. Die Schließung und Zusammenlegung von Filialen und immer mehr Fusionen zu immer größeren Instituten lassen den regionalen Charakter immer mehr in den Hintergrund treten.

Werden – wie in den letzten Jahren – gleichzeitig die Preise erhöht, so gelangen zwangsläufig immer mehr Kunden zu der Überlegung, dass die Unterschiede zu Direktbanken kleiner werden, die Preisdifferenz jedoch größer. Auf Dauer kann dies keine erfolgversprechende Strategie sein.

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