Online Banking ist in Deutschland zwar fest etabliert, es fehlen jedoch neue Impulse. Als erste deutsche Bank hat nun die comdirect Bank Persönliches Finanz Management eingeführt und bringt damit Schwung in den Markt.
Mehr als nur Online Banking
Derzeit sind rund 50 Prozent aller Girokonten für Online Banking freigeschaltet, wobei der Anteil bei den Privatbanken deutlich höher liegt als bei den Genossenschaftsbanken oder Sparkassen. Die tatsächliche Nutzung ist allerdings deutlich geringer. Ein Vergleich mit anderen Ländern macht zudem deutlich, dass hierzulande noch deutliches Potential für eine stärkere Durchdringung besteht.
Es ist daher nur folgerichtig, wenn Kreditinstitute sich aktuell Gedanken machen, wie die weitere Entwicklung in diesem Bereich aussehen soll und welche Leistungs- und Serviceangebote zu einem modernen, zukunftsorientierten Online Banking gehören.
Nun hat die comdirect als erste deutsche Bank Persönliches Finanz Management (PFM) eingeführt und bietet es ihren Kunden unter der Bezeichnung „Persönlicher Finanzmanager“ integriert im Online Banking an. Mich persönlich freut es natürlich besonders, dass sie dabei auf das Tool von Meniga, dem führenden europäischen Anbieter von White Label PFM, zurückgegriffen hat.
https://www.youtube.com/watch?v=gsD6de7_VoM
Was ist eigentlich PFM?
Hinter dem Begriff verbirgt sich eine neue Generation von Web-Tools zur Verwaltung der persönlichen Finanzen für private Kunden. Manche verwenden auch den Begriff „Elektronisches Haushaltsbuch“, der jedoch hinsichtlich der umfangreichen Inhalte und Funktionalitäten viel zu kurz greift.
Vor zwei Jahren war PFM eines der großen Themen bei der Finovate Europe und sollte mit neuem Schwung die Zukunft des Online Bankings einläuten. Bei der Umsetzung hatten dann vor allem Banken aus den nordischen Ländern die Nase vorn, was auch mit der dort sehr viel höheren Online Banking Quote zusammenhängt.
Echter Mehrwert für den Kunden
Der zentrale Nutzen für den Kunden ist die Unterstützung durch PFM beim Managen der persönlichen Finanzen oder einfacher ausgedrückt: PFM soll den Kunden dabei helfen, mehr aus dem Geld zu machen. Die einfache Haushaltsregel „Mehr einnehmen als ausgeben“ liest sich nämlich einfach, lässt sich aber im Alltag nicht ohne weiteres umsetzen. Viele Menschen benötigen und erwarten von ihrer Bank dazu Unterstützung. Und im Zuge der Digitalisierung erwarten sie, dass diese Unterstützung auch online und mobil zugänglich ist. Hier setzt Persönliches Finanz Management an und bietet vielfältige Lösungen.
https://www.youtube.com/watch?v=kKrHeKWCg4U
PFM ermöglicht dies im ersten Schritt durch eine automatische Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben zu Kategorien, wie z.B. Auto, Wohnen, Lebensmittel oder mehr, die der Kunde je nach Wunsch individuell erweitern kann.
Entsprechend der Zuordnung werden im zweiten Schritt die Zahlen analysiert, verdichtet und in einfach zu verstehende Grafiken umgesetzt. Damit erhält der Kunde einen detaillierten Überblick über seine Finanzen und kann Budgetüberschreitungen frühzeitig erkennen und gegensteuern.
https://www.youtube.com/watch?v=CDS11mRvCkM
Dabei ist PFM keine langweilige Buchhaltungssoftware sondern vermittelt durch die intuitive Nutzung der grafischen Oberfläche auch noch Spaß beim Umgang mit Finanzen.
Vielfältiger Nutzen für die Bank
Auch für Banken ergeben sich zahlreiche Vorteile durch das Angebot von PFM. Die wichtigsten sind:
- PFM stärkt Kundenbindung und –loyalität.
- PFM bewirkt einen Anstieg der Kundenprofitabilität.
- PFM ermöglicht einen verbesserten Einblick in den Kundenbedarf.
- PFM schafft vermehrte Cross Selling Ansätze.
- PFM hilft bei der Kostensenkung.
Fazit
Mit der Einführung von Persönlichem Finanz Management entsteht ein echter Zusatznutzen sowohl für die Bank selbst wie für ihre Kunden. Es handelt sich um eine der klassischen jedoch äußerst seltenen strategischen Win-Win-Situationen. Kein Wunder, dass unabhängige Analysten von PFM geradezu schwärmen. So sagt Emmett Higdon, Senior Analyst von Forrester Research: „PFM ist ein kritischer Erfolgsfaktor, es ist die Zukunft des Online-Bankings“ Oder der Online Banking Report: „Die Einführung von PFM ist das Projekt mit dem höchsten RoI-Potential für Finanzinstitute“.
First und Early Mover wie die comdirect können somit nicht nur ihr Online Banking zusätzlich beleben sondern zudem einen echten Wettbewerbsvorteil erlangen, was im sonst eher stromlinienförmigen Retail Banking allgemein eine Ausnahme ist.
Die Mehrheit der deutschen Banken blieb bislang erst mal am Spielfeldrand stehen und schaute zu, wie sich der Trend entwickelt. Es wird spannend sein, zu verfolgen, wie die weitere Entwicklung aussieht und wie schnell andere Banken der comdirect nacheifern werden.
7 Kommentare
Hallo Herr Leichsenring,
schöne Zusammenfassung zum PFM, freue mich auch das die comdirect endlich mit dem Thema startet. Einziges Problem: Das „Online“-PFM ist nicht mit der comdirect-App synchronisiert (in der man bereits seit längerem Umsätze kategorisieren könnte). Man fängt jetzt also mit der Zuordnung und Definition von Regeln wieder von vorne an bzw. pflegt sogar dauerhaft zwei Systeme. Damit in Summe doch wieder ein paar Schwächen in dem Produkt…
Schönen Gruß!
Bei PFM müssen zum Glück keine Regeln gepflegt werden, da das System automatisch kategorisiert.
Theoretisch richtig, allerdings zeigt die Praxis das man mindestens die Regeln sehr sorgfältig nacharbeiten muss und immernoch einzelne Transaktionen falsch kategorisiert werden. So ist es zumindest bei meinen comdirect-Konten. Aber vielleicht „lernt“ das System da auch noch und wird besser…
Es handelt sich um ein selbstlernendes System. Insofern durfte sehr schnell ein Fortschritt sichtbar werden.
Hallo,
sehr interessant. Ich glaube, das wird sich dann durchsetzen wenn der Kunde einen erkennbaren Mehrwert und keinen Mehraufwand durch Kategorisierung hat.
Prinzipiell sollte das in Zukunft mit der Einführung von SEPA eher einfacher für solch eine Software sein.
Ich wundere mich wieso die Banken das Potenzial dieser Anwendungen noch nicht erkannt haben. Ich als Kunde würde aggregierte Daten dann auch noch eher einer Bank als einem Anbieter wie finanzblick.de anvertrauen.
freundliche Grüße
Ich habe zwei Fragen zu dem Thema.
Erstens, erlaubt der comdirect Finanzmanager die Einbindung von Konten oder Kreditkarten die nicht zur comdirect Gruppe gehören?
Zweitens, kann mir jemand sagen ob der Finanzmanager der Naspa auch eine White Label Produktion ist und wenn ja wer dahinter steckt? Von Meniga wurde er scheinbar nicht konstruiert.
zu 1: Derzeit noch nicht.
zu 2: Soweit ich weiß, handelt es sich um eine Entwicklung der Starfinanz