Eine aktuelle Studie zeigt: Personalthemen rücken immer stärker in den strategischen Fokus der Unternehmen. Dabei spielen nicht nur Kosten eine wichtige Rolle. Andere wichtige Themen drohen derweil in den Hintergrund zu gelangen.
In den vergangenen (Krisen-)Jahren war die Wirtschaft durch Materialknappheit und Lieferkettenengpässe geprägt. Nun hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen: Verfügbarkeit und Kosten von Arbeitskräften – nicht nur von Fachkräften – sind zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für Unternehmen geworden. Personalprobleme werden wirtschaftlich zum höheren Risiko als Materialengpässe.
Die Managementberatung Horváth hat zu diesem Thema persönliche Tiefeninterviews mit über 400 Topmanagerinnen und -managern aus internationalen Unternehmen, mit Fokus auf Europa und den deutschsprachigen Raum geführt.
Personal wird zum entscheidenden Standortfaktor
Für das Gesamtjahr 2023 rechnen die Unternehmen demnach mit einer Kostensteigerung von nur noch 4,5 Prozent in Bezug auf Rohstoffe und Materialien. Personalkosten würden dagegen um durchschnittlich 7,5 Prozent steigen. Besonders hohe Personalkostensteigerungen erwarten die Branchen Automotive, Energie, Telekommunikation sowie die Öl- und Chemiebranche mit 11- bis 16-prozentigen Steigerungsraten.
Die Kosten seien jedoch nur eine Seite der Medaille. Unternehmen orientieren sich derzeit verstärkt nicht nur an Regionen mit günstigen Arbeitskräften, sondern vor allem an solchen, in denen Arbeitskräfte langfristig verfügbar sind. Dazu gehört die Notwendigkeit, dass vor Ort strukturell gute Bedingungen gegeben sind, wie zum Beispiel eine einfache Integration ausländischer Arbeitskräfte oder Möglichkeiten zur Umschulung und Weiterbildung.
Ranking der Managementprioritäten
Das aktuelle Ranking der Managementprioritäten zeigt, dass personalstrategische Fragestellungen zunehmend die Diskussionen in den Vorstandsetagen beherrschen. Zum ersten Mal seit 2020 landen Personalthemen auf Platz eins der wichtigsten Managementthemen.
Branchenübergreifend messen 58 Prozent den Personalthemen eine sehr hohe Bedeutung zu, während weitere 34 Prozent eine hohe Bedeutung sehen. Im Zentrum der Personalthemen stehen Punkte, wie Modelle für flexibles Arbeiten oder Umgang, Ansprüche in Bezug auf die Generation Z, Automatisierung oder die Unterstützung und die Ersetzung von Fachkräften durch Künstliche Intelligenz.
Im Vergleich dazu rücken andere Themen in den Hintergrund. Auf Platz 2 der Prioritäten liegt Cyber Security, auf Platz 3 die digitale Transformation. Auf Platz 4 folgt das Thema „Optimierung der Kostenstrukturen“. Die Ausrichtung des Unternehmens an ökologische Nachhaltigkeit erreicht aktuell nur noch Platz 5.
Luft nach oben bei Personalgewinnung und –bindung
Eine Analyse der Strategien und Maßnahmen, die Unternehmen zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften anwenden, zeigt, dass es in Bezug auf den Reifegrad von Personalthemen noch Verbesserungspotenzial gibt. Wenn gefragt wird, wie sie den Herausforderungen im Personalbereich entgegenwirken, nennen die Unternehmen am häufigsten das Angebot flexibler Arbeitsmodelle. Die Weiterentwicklung im Bereich „Kultur und Employer Branding“ belegt den zweiten Platz. Mit größerem Abstand folgt das Engagement im Bereich „Leadership“ auf dem dritten Platz. Ab hier zeigen sich verschiedene Ansätze – einige Unternehmen setzen auf Weiterbildung, andere auf Digitalisierung oder ein umfangreiches Benefits-Programm.
Themen wie Reskilling, also der Umschulung von vorhandenem Personal, wird derzeit noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet Auch Projekte im Bereich Unternehmenskultur oder Leadership werden häufig unterschätzt und mit zu wenig Zeit und Budget eingeplant. Gerade sie wären aber notwendig, um die Sicherung der Ressource Personal für die Zukunft weiter voranzutreiben.
Die Studie „CxO Priorities 2023“ können Sie hier beziehen.
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