Finanzinstitute befinden sich inmitten einer digitalen Revolution, die durchaus disruptive Ausmaße annehmen kann. Im Rahmen einer kleinen Artikelserie nehmen Experten der wichtigsten Institute und Institutsgruppen Stellung zu diesem Trend. Lesen Sie heute das Statement von Philip Laucks, Postbank.
Die Digitalisierung der Finanzdienstleistung und die daraus erwachsenden Herausforderungen für Banken und Sparkassen sind derzeit eines der beherrschenden Themen der Branche.
Um herauszufinden, wie hierzulande die wichtigsten Institute und Institutsgruppen diesen Trend einschätzen und ihm begegnen habe ich fünf Fragen formuliert und führende Vertreter des deutschen Bankwesens um ein Statement gebeten.
Fünf Antworten von Philip Laucks, Postbank
Lesen Sie nachfolgend die Ausführungen von Philip Laucks, Bereichsvorstand Direkt Banking bei der Postbank.
Bank Blog: Was bedeutet für Sie „Digitalisierung“ und worin sehen Sie für Ihr Institut die besonderen Chancen und Risiken?
Philip Laucks: Für unsere Kunden bedeutet Digitalisierung zuvorderst technologischen Fortschritt und die große Gelegenheit, das Internet und mobile Endgeräte, wie Smartphones, Tablets, etc. als relevante Medien im alltäglichen Bedarf einzusetzen -sei es um sich zu informieren, einzukaufen oder Online-Banking zu nutzen. Für Banken bedeutet sie die Chance, dieses Kundenverhalten durch einfache und intuitive Anwendungen zu unterstützen. Natürlich gibt es auch Kunden, die diese Chancen für sich persönlich nicht sehen und an für sie bewährte Methoden der Bankgeschäfte festhalten möchten. Das Risiko für jede Bank liegt daran, den Anschluss zu verpassen. In Summe sind aber die Chancen für die Postbank – die ja hervorragend in der digitalen Welt positioniert ist – weitaus größer als die Risiken.
Bank Blog: Welches sind die größten drei Herausforderungen für Ihr Institut?
Philip Laucks:
- Um alle Ideen zeit- und wunschgerecht umzusetzen sind immense personelle und finanzielle Ressourcen nötig. Weder Mitarbeiter noch Budgets werden jedoch in den nächsten Jahren in dieser Dimension verfügbar sein. Der Priorisierung wird damit eine noch größere Bedeutung zukommen.
- Eine der Hauptaufgaben, die das digitale Zeitalter den Banken erteilt, ist es, das veränderte Kundenverhalten zu begleiten und somit den direkten Zugang zu ihren Kunden zu stärken. Wir müssen also alles daran setzen, dass sich unsere Kunden mit ihren Fragen rund um das tägliche Banking an die Postbank wenden – und nicht an Dritte.
- Die Digitalisierung wirkt auf jedes Element der Wertschöpfungskette. Deshalb müssen wir die gesamte Organisation durch effektives Change Management auf den Transformationspfad mitnehmen und auf kommende Herausforderungen vorbereiten.
Bank Blog: Derzeit entstehen zahlreiche sogenannte FinTech Startups, die insbesondere im Privatkundengeschäft versuchen, mit innovativen, kundenorientierten digitalen Angeboten den etablierten Banken Konkurrenz zu machen? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus diesem Trend für Ihr Institut?
Philip Laucks: Es freut uns, dass Deutschland so viel Kreativität im Finanzsektor zeigt. Für uns sind die FinTechs zusätzliche Motivation, die Entwicklung unserer Produkte konsequent voranzutreiben. Natürlich führen wir Gespräche mit diesen Startups und denken dort, wo es sinnvoll sein kann, durchaus über engere Beziehungen nach. Aber viele Dinge sind für Banken nicht realisierbar, weil regulatorische und datenschutzrechtliche Anforderungen dies nicht zulassen. Wir sind immer offen für neue Ideen und betrachten die FinTechs als Herausforderung, die uns erinnern, kontinuierlich nach vorne zu denken.
Bank Blog: Den großen Internetunternehmen Amazon, Apple, Facebook und Google wird immer mal wieder ein Einstieg in den Bereich Finanzdienstleistung unterstellt. Im Zahlungsverkehr ist dieser ja bereits vollzogen. Wie beurteilen Sie diese neuen Wettbewerber und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Philip Laucks: Ihre Bedeutung ist noch sehr überschaubar. Aber natürlich muss die Finanzbranche darauf reagieren. Sie hat eine Initiative gestartet, die darauf abzielt, eine übergreifende Lösung für das Bezahlen im e-Commerce-Handel zu etablieren. Abgesehen davon arbeitet die Postbank an der Umsetzung ihrer eigenen Payment-Strategie. Dafür sind wir mit einem einzigartigen Filialnetz, strategischen Partnern wie Deutsche Post oder Shell und unseren digitalen Initiativen, wie bspw. die Überweisungslegitimation via Fingerprint, sehr gut aufgestellt.
Bank Blog: Wieviel investiert Ihr Institut in den kommenden fünf Jahren in die Digitalisierung, wie groß sind dabei die Anteile für „Run the Bank“ und „Change the Bank“ und welche Bereiche sind die von Ihnen priorisierten?
Philip Laucks: Wir betrachtend den Prozess der Digitalisierung aus Kundenseite. Daher werden wir insbesondere dort investieren, wo unsere Kunden einen direkten Nutzen spüren und sich ihr „Postbank-Erlebnis“ spürbar verbessert. Unsere Investitionen werden unser Kerngeschäft profitabler machen. Diese Change-the-Bank Investitionen ziehen naturgemäß auch immer Run-the-Bank-Investitionen nach sich. Wieviel das am Ende tatsächlich sein wird, lässt sich aufgrund der Geschwindigkeit der Veränderungen und der mit sich bringenden Dynamik der Digitalisierung nicht verbindlich vorhersagen.
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