Die Private Bank der Zukunft heißt „Mensch“

Fünf Aufgaben für Private Banking 2020

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Private Banking und Wealth Management galten lange als stabiles und ertragreiches Geschäft. Inzwischen haben auch hier zahlreiche Veränderungen stattgefunden, die die Branche vor vielfältige Herausforderungen stellen.

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Unsere Welt steht Kopf. Nicht nur weltpolitisch und ökologisch. Auch die Geldpolitik macht Unvorstellbares zur Realität. Negativzinsen und Robo-Advisory sind nur zwei von unzähligen Themen, die unserer Branche Kopfzerbrechen bereiten.

Durch die zunehmende Bedeutung von Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI) stellt sich zudem die Frage, ob die Vermögensberatung irgendwann vollkommen automatisiert und der Beruf des Private Bankers verschwinden wird.

Daran glaube ich nicht. Vielmehr glaube ich an eine völlig neue Art des Bankings. Zu Beginn der neuen Dekade stehen wir vor großen Aufgaben, die wir nur meistern können, wenn wir hinschauen und gut zuhören. Für die wichtigsten Aufgaben stehen die Stichworte Individualität, Verantwortung, Vertrauen, Kreativität und Empathie.

Digitalisierung kann Zeit für das Wesentliche schaffen

Digitalisierung birgt die Chance, Standard-Prozesse zu straffen und Technik zum individuellen Nutzen für den Kunden einzusetzen. Die Aufgabe wird sein, dem Kunden den wahren Mehrwert von Digitalisierung – neben dem Aspekt der Standardisierung – nahezubringen. Die digitale Vermögensverwaltung bietet, neben der persönlichen, eine individuellere Beratung mit digitaler Unterstützung und somit mehr Zeit für das Wesentliche.

Für sich allein kann KI hingegen in keiner Marktphase die Lösung sein, fehlen ihr doch Eigenschaften wie Neugier, Empathie oder Kreativität. Kurz: die soziale Kompetenz, die für ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse des Kunden unerlässlich ist.

Mit Verantwortung die Zukunft bewegen

Bald schon werden mehr als neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Mit dem stetigen Wachstum der Weltbevölkerung steigt die Bedeutung von Themen wie soziale Gerechtigkeit, Bildung, erneuerbare Energien, saubere Mobilität oder Ressourcenschonung. Daraus resultierende Herausforderungen können nur mithilfe neuester technischer Errungenschaften und einem verantwortungsvollen Umgang bewältigt werden. Da es bei Weitem nicht mehr ausreicht, sich einfach nur besser zu verhalten, bedarf es eines umfassenden Wertewandels, der auch unsere Art zu Investieren dauerhaft prägen wird.

Verantwortungsbewusste Investoren suchen nach zukunftsorientierten Anlagen. Unsere Aufgabe ist es, Lösungen zu schaffen, die Zukunft aktiv mitzugestalten und die globalen Megatrends von morgen, wie demographischer Wandel, Urbanisierung, Klimawandel, Ressourcenknappheit und zukunftsfähige Mobilität zu beachten. Durch die Berücksichtigung dieser Kriterien bei der Geldanlage können wir Verantwortung übernehmen, also zu einer besseren Zukunft und einem positiven Einfluss auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft beitragen.

Vertrauensbasis für kreative Lösungswege im Umfeld des zinslosen Risikos

Im Wandel der Zeit wird auch die Berater- und Kundenbeziehung neu definiert werden. Eine langfristige Kundenbeziehung, die von höchster Qualität und Servicekultur geprägt ist sowie innovative Lösungsansätze bilden dann die Basis. Solch ein solides Fundament schafft Vertrauen. Die Beständigkeit der langfristigen und qualitativ hochwertigen Beziehung wird zum eigentlichen Eigenkapital.

Da wir auch im nächsten Jahr von einer Fortsetzung der Null- und Negativzinsen ausgehen, werden alternative Anlageformen zunehmend in den Mittelpunkt rücken.

Die Bank der Zukunft heißt Mensch

Auch der Bankberater selbst muss sich neu erfinden. Er muss in einer Welt ohne Kompass Orientierung vermitteln. Bei der Kundenbeziehung, die dann weit über die klassische Anlageberatung hinausgeht, bilden Empathie und Nähe sowie schnelle und belast­bare Entscheidungen die Basis für den Erfolg. Mit der neuen Definition des Bankberaters ändert sich auch dessen Aufgabenbereich. Er wird zum Allrounder, zum Lebensbegleiter, der die Ziele und Visionen seiner Kunden generationsübergreifend Wirklichkeit werden lässt.


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Über den Autor

Marcus Vitt

Marcus Vitt ist Sprecher des Vorstandes des Bankhauses DONNER & REUSCHEL. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und Anlage- und Vermögensberater war er zuvor in verschiedenen Führungspositionen u.a. bei der SEB und den Berliner Volksbanken tätig sowie in der Geschäftsführung - zuletzt als Sprecher - der SIGNAL IDUNA Asset Management GmbH, die das Vermögen der SIGNAL IDUNA Gruppe verwaltet. Er ist außerdem Vorsitzender des Vorstands des Bankenverband Hamburg e.V. und Vorstandsmitglied des Bayerischen Bankenverbandes. Darüber hinaus gehört er u.a. als Mitglied dem Ausschuss Privat- und Geschäftskunden des Bundesverbandes deutscher Banken sowie dem FinTechRat des Bundesministeriums der Finanzen an.

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Ein Kommentar

  1. Avatar

    Sehr geehrter Herr Vitt

    ich teile diese von Ihnen doch sehr romantische Vorstellung eines zukünftigen Kundenberaters nicht ganz.
    Die von Ihnen beschriebene KuBe-Anforderungen eines „Allrounders, Lebensbegleiters, der die Ziele und Visionen seiner Kunden generationsübergreifend Wirklichkeit werden lässt“ entspricht nur bedingt der Realität und trifft vielleicht noch auf die Bedürfnisse der Generation X und früherer Generationen zu. Unsere Erfahrungen mit den kommenden Generationen decken sich hinsichtlich dem Bedürfnissen einer Kundenberatung wie sie von Ihnen beschrieben wurde nicht.

    Ich vergleiche dies gerne mit heutigen Arztkonsultationen. Der heutige Generation X,Y Patient hat sich bereits vor der Konsultation mittels der im Internet bestehenden Möglichkeiten eine Selbstdiagnose durchgeführt und möchte vom Arzt nur noch eine entsprechende Bestätigung und Behandlung erhalten.

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