Der Markt für Private Equity stellt einen Rekord ein: Erstmals investierten PE-Akteure mehr als eine Billion US-Dollar. Eine aktuelle Studie skizziert die Gründe und zeigt drei Baustellen der Zukunft auf.
Im vergangenen Jahr investierten investierten Buy-Out-Fonds erstmals über eine Billion US-Dollar auf dem Private-Equity-Markt – insgesamt flossen 1,1 Billionen US-Dollar. Das durchschnittliche Transaktionsvolumen lag bei mehr als einer Milliarde US-Dollar. Das ergab eine Untersuchung der Unternehmensberatung Bain & Company. Demnach sind nicht mehr Transaktionen getätigt worden als im Vorjahr – jedoch habe sich das Volumen der Deals erhöht.
Diese Entwicklungen stehen im Einklang mit der Richtung, die der Markt für Private Equity während der vergangenen Jahre einschlug: Wie es in der Studie heißt, habe die PE-Branche Ende 2021 über 3,4 Billionen US-Dollar nicht-investiertes Kapital verfügt – rund 300 Milliarden US-Dollar mehr als im Jahr 2020 und doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Der Anlagedruck sei stärker denn je.
Damit wachse das Interesse an großen Transaktionen. Nach dem Rücksetzer im ersten Jahr der Corona-Pandemie habe sich das Tempo 2021 erhöht. Zunehmend nutze die Branche sogenannte Public-To-Private-Transaktionen, um höhere Summen zu investieren. Deren Wert sei binnen eines Jahres um 57 Prozent auf 469 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Infografik: Die Entwicklung der Buy-Out-Deals
Vor allem Tech-Unternehmen sind gefragt
Die größte Transaktion sei die Übernahme des bis dahin börsennotierten IT-Security-Anbieters McAfee in den USA gewesen. Generell habe die Bedeutung des Technologiesektors, insbesondere der Software-Szene, kontinuierlich zugenommen. 2021 habe bereits jeder dritte Buy-out-Deal in diesem Segment stattgefunden. Vor zehn Jahren seien dies kaum 20 Prozent gewesen. Mittlerweile spiele bei mehr als der Hälfte aller Deals der Erwerb von technologischem Know-How die entscheidende Rolle.
Der Wettbewerb um Tech-Firmen heize den Preiswettbewerb im Buy-out-Geschäft an, wie die Autoren der Studie schreiben. Die Bewertungen erreichten zum Teil Höchststände. In Nordamerika habe das durchschnittliche EBITDA-Multiple bei 12,3 und in Europa bei 11,9 gelegen. Von solch hohen Multiples würden Private-Equity-Anbieter profitieren. So hätten Buy-Out-Fonds im vergangenen Jahr Exits in Höhe von 957 Milliarden US-Dollar realisiert. Damit sei der Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre um 131 Prozent übertroffen worden.
Die „digitale Revolution“ sei über „alle Branchen hinweg in vollem Gange“ und setze „disruptive Kräfte frei“, wie es in der Untersuchung heißt. Private-Equity-Fonds würden diesen Wandel treiben und für sich nutzen.
Erfolgreiche Verkäufe wiederum würden die Attraktivität von PE-Fonds für Investoren steigern. Daher habe die Branche im Fundraising 2021 mit mehr als 1,2 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand erreicht.
Auch künftig sei Private Equity als Anlageklasse gefragt: 95 Prozent der Investoren wollen sich laut einer 2021 durchgeführten Befragung des Datenanalysten Preqin auf längere Sicht in gleicher Weise oder sogar noch stärker engagieren.
Die drei Baustellen des Private-Equity-Markts
Die Branche stehe aktuell jedoch noch unter dem Eindruck von Unsicherheiten, die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöst worden seien. Der Krieg in der Ukraine werde ökonomisch weitreichende Effekte haben, wie die Autoren der Studie kommentieren. Am offensichtlichsten sei der Einfluss auf die Öl- und Gasversorgung. Private-Equity-Anbieter und ihre Beteiligungen hätten hier keine andere Wahl als sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten und die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen.
Darüber hinaus gebe es drei weitere Probleme, die für den Private-Equity-Markt zu beachten seien:
- Inflation,
- Technologie sowie
- Nachhaltigkeit
1. Inflation
Derzeit steige die Inflationsrate so stark wie zuletzt vor etwa 40 Jahren. Die Reaktion der Zentralbanken werde bestehende und künftige Finanzierungen beeinflussen, wie die Studienautoren prognostizieren. Je früher sich Verantwortliche im Private-Equity-Markt darauf einstellen würden, desto besser könnten sie die Margen der Beteiligungen und die Renditen ihrer Fonds sichern.
2. Technologie
Investitionen in Technologie- und allen voran Software-Firmen würden zu den erfolgreichsten der vergangenen Jahre zählen, meinen die Studienautoren. Deren Stellenwert im geschäftlichen und privaten Bereich werde steigen. Der Rat der Autoren: Private-Equity-Fonds sollten ihre Technologie-Kompetenz zügig erweitern, um an der nächsten Wachstumsphase teilzuhaben.
3. Nachhaltigkeit
Immer mehr Investoren würden zudem nachhaltige, umweltfreundliche Investment-Strategien verfolgen und ESG-Kennzahlen von den Unternehmen einfordern. Die Branche solle liefern: Laut einer Befragung einer aktuellen Umfrage würden 93 Prozent aller Investoren auf ein Engagement verzichten, wenn der Fond ihrer Wahl nicht ihren Nachhaltigkeitskriterien entspräche.
Wird 2022 ein Jahr großer Aufgaben?
Die Autoren der Untersuchung sehen die Private-Equity-Branche vor einem Jahr großer Aufgaben. Nicht zuletzt würden die zuletzt gezahlten Preise für Beteiligungen den Anbietern schwer machen, ihre ursprünglich erwartete Rendite einzufahren. Am besten seien nach Einschätzung der Studienautoren PE-Fonds positioniert, die umfassende Erfahrung mitbrächten. Denn je besser ein Fonds seine Branche kenne, desto eher verstehe er deren Werttreiber und die Risiken, die mit einer Beteiligung einhergingen. Der grundlegende Trend in Richtung Private Equity sei jedoch ungebrochen.
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