Der Druck, Prozesse einfacher, schlanker und effektiver zu gestalten, nimmt im Finanzsektor weiterhin zu. Process Mining kann dazu beitragen, wird aber von Banken und Versicherungen noch kaum genutzt. Die Gründe sind erstaunlich.
Angesichts des schwierigen Geschäftsumfeldes, in dem sich ein Großteil der Banken und Sparkassen bewegt und den Herausforderungen, vor denen die Institute stehen, erscheint es fahrlässig, Chancen zur Optimierung von Prozessen, Kosten und Erträgen nicht zu nutzen. Einer Studie von Celonis – einem Anbieter von Process Mining und Process Excellence Software – zufolge, tun die Institute jedoch genau dies.
Rund ein Drittel der befragten Budget-Verantwortlichen von Banken und Versicherungen in Deutschland weiß den Ergebnissen zufolge nichts mit dem Thema Process Mining anzufangen. Dadurch würden ihre Unternehmen die Chance vertun, mithilfe dieses innovativen Ansatzes und entsprechender Lösungen Geschäftsprozesse zu erfassen, zu analysieren und zu optimieren.
Vorteile von Process Mining
Dank der fortschreitenden Digitalisierung der gesamten Finanzbranche gibt es inzwischen auch beim sonst eher traditionellen deutschen Endkunden eine gestiegene Erwartungshaltung an die digitalen Services seines Dienstleisters. Eine effektive Digitalstrategie ist daher heute unverzichtbar, wie die Erfolge von Direktbanken und FinTechs im Bankensektor und von InsurTechs in der Versicherungsbranche zeigen.
Process Mining nutzt aus digitalen Geschäftsabläufen generierte Daten, die in sogenannten Event Logs festgehalten werden. Die Technologie liefert damit einen Echtzeit-Überblick über alle Vorgänge im Unternehmen und zeigt, wo Engpässe und Reibungsverluste am größten sind.
Finanzdienstleister, die Process Mining Lösungen einsetzen, verzeichnen der Studie zufolge um bis zu 14 Prozent geringere Prozesskosten und eine um 18 Prozent höhere Produktivität. Weitere Vorzüge seien eine größere Transparenz von Prozessen sowie eine schnellere und effizientere Zusammenarbeit der Fachbereiche. Diese Faktoren sind vor allem für Banken und Versicherungen wichtig, die ihre Angebotspalette um digitale Services erweitern möchten.
Vorteile von Process Mining werden nicht genutzt
Eine der größten europäischen Universalbanken wiederum ist dank der Optimierung von Prozessen jetzt in der Lage, Kreditanträge vier Mal so schnell zu bearbeiten als zuvor. Außerdem verbesserte das Unternehmen die Durchlaufzeit im Retail-Payment-Prozess um 30 Prozent, und dies innerhalb von nur sechs Monaten.
Ein weiteres Beispiel ist ein führendes deutsches Versicherungsunternehmen aus dem Kfz-Versicherungsbereich. Dank Process Mining war dieser in der Lage, innerhalb von drei Monaten die Servicequalität deutlich zu steigern. So reduzierte sich die Prüfungs- und Bearbeitungszeit von Schadensfällen von 26 auf 21 Tage.
Vor diesem Hintergrund gibt es zu denken, dass laut der Studie nur ein Fünftel der Führungskräfte von Finanzdienstleistern das Potenzial von Process Mining erkannt hat. 80 Prozent der Entscheider im Finanzsektor verzichten aus Unkenntnis auf die Analyse und Optimierung ihrer Geschäftsprozesse durch Process Mining. Dieses fehlende Bewusstsein ist auch der Grund dafür, dass die Mehrzahl der Unternehmen bislang keine Notwendigkeit sah, eine Process-Mining-Lösung zu implementieren.
Infografik: Process Mining im Finanzsektor
Die folgende Infografiik enthält einige ausgewählte Ergebnisse der Studie zu Process Mining in Banken und Versicherungen: