Europäische Banken kämpfen unverändert gegen ihre schwache Profitabilität. Eine aktuelle Analyse gibt einen Überblick zur weltweiten Entwicklung der Bankenbranche sowie der regulatorischen Reformen.
Seit 2010 untersucht und bewertet die Boston Consulting Group die wirtschaftliche Entwicklung der globalen Bankenbranche und gibt einen Überblick über die regulatorischen Reformen. Für die aktuelle Studie wurden die Geschäftsergebnisse 2015 von weltweit 300 Retail-, Geschäfts- und Investmentbanken analysiert.
Europas Banken kämpfen mit schwacher Profitabilität
Während sich nordamerikanische Finanzinstitute Kosten reduzieren konnten und sich auf Erholungskurs bewegen, kämpfen die Banken in Europa mit ihrer schwachen Profitabilität. Ihre Wertschaffung bleibt – gemessen am ökonomischen Ertrag – negativ. Die Kostenbasis – bezogen auf die Bilanzsumme – ist in den vergangenen Jahren gestiegen.
Die Lage im europäischen Bankensektor ist damit weiter angespannt. Seit der Finanzkrise konnten die Banken ihre Kapitalkosten nicht erwirtschaften. Sie müssen daher die Erträge steigern, aber auch ihr Kostenmanagement weiter verbessern, so die zentrale Schlussfolgerung der Studie. Die Möglichkeiten von Kostensenkungen durch Konsolidierung sind aufgrund der Strukturen in Europa jedoch auf den nationalen Rahmen beschränkt.
50.000 Regulierungsanpassungen in 2015
Die Zunahme der regulatorischen Kosten ist einer der größten Belastungsfaktoren für die Banken. Allein 2015 gab es über 50.000 Regeländerungen, im Durchschnitt rund 200 pro Werktag und dreimal mehr als noch 2011. Ungeachtet möglicher Lockerungen in den USA wird die Bankenregulierung weltweit intensiv bleiben.
Die Einhaltung von Regulierungen stellt jedoch auch einen Wettbewerbsvorteil dar, da so die Gefahr von Strafzahlungen sinkt. Hierzu sei die Etablierung eines effizienten Interaktionsmodus zwischen Banken und Regulatoren entscheidend.
Strafzahlungen der Banken weltweit auf 321 Milliarden US-Dollar gestiegen
Weltweit mussten Banken 2016 Strafen in Höhe von 42 Milliarden US-Dollar an Behörden und Kunden zahlen. Insgesamt fielen seit 2009 Strafzahlungen von rund 321 Milliarden US-Dollar an. Europäische Banken mussten 118 Milliarden US-Dollar entrichten, 56 Prozent davon waren Forderungen aus den USA. Während die USA bereits eine Vielzahl von Fällen abgearbeitet haben, können sich vor allem europäische Banken kostspielige Regelverstöße auf Dauer nicht mehr leisten.
Starke Kapitalisierung bleibt entscheidend
Die Autoren des BCG-Reports empfehlen den Banken, ihre Solidität weiter zu verbessern. Die Ambition einer harten Kernkapitalquote von mehr als 12 Prozent und einer Leverage Ratio zwischen fünf und sechs Prozent kann als Signal dienen, um den gestiegenen Anforderungen sowohl des Regulators als auch von Investoren angemessen zu begegnen.
Eine Herausforderung für europäische Banken ist die Erhöhung der Kosteneffizienz durch die Nutzung neuer technischer Möglichkeiten wie digitalen Workflows oder innovativer Lösungen von RegTech- und FinTech-Startups. Des weiteren sollten Banken zukünftig auch eine integrierte Steuerung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung auf Basis der knappen Finanzressourcen Kapital, Liquidität und Funding etablieren.
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