Die EU-Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 öffnet Anbietern den Zugang zu Bankkonten und Kundendaten und sorgt damit für eine Verschärfung des Wettbewerbs im Finanzsektor. Laut einer aktuellen Studie sind dadurch 40 Prozent der Bankgewinne bedroht.
Die EU Payment Services Directive (PSD2) ist eine der strategisch wichtigsten Veränderungen im Finanzsektor der letzten Jahre. Sie tritt 2018 in Kraft und betrifft mehr als eine Milliarde Bankkonten in Europa. Die Umsetzung öffnet den Anbietern den Zugang zu Bankkonten und Kundendaten. Damit wird insbesondere das Verhältnis von Bank und Kunden neu definiert. Eine aktuelle Studie von Roland Berger hat nun die möglichen Auswirkungen auf Banken und Sparkassen untersucht.
PSD2 setzt SEPA Regulierung fort
Seit der Einführung des europaweit gültigen Überweisungsstandards SEPA im Jahr 2009 können Bankkunden Geldtransfers innerhalb der Eurozone einfacher und zu gleichen Kosten wie Inlandsüberweisungen tätigen. Auf diese erste Payment Services Directive (PSD) der EU folgt jetzt mit PSD2 die zweite Stufe der Marktöffnung. Die neue Regulierung soll 2018 in Kraft treten und wird die Bankenbranche vor Herausforderungen stellen, die weit über den Zahlungsverkehr hinausgehen. Denn sie sieht vor, dass die Geldinstitute Drittanbietern und anderen Wettbewerbern Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen müssen. Damit wird der Markt für Geldtransfer-Dienstleistungen weiter geöffnet und die Daten von über einer Milliarde Konten werden für weitere digitale Dienstleistungen zugänglich.
In der Folge werden neue Anbieter noch umfassender als bisher in den Markt drängen und das Geschäftsmodell der etablierten Dienstleister direkt an der Schnittstelle zum Kunden bedrohen. Die Studie geht davon aus, dass dies 40 Prozent der Gewinne der etablierten Finanzinstitute bedrohen könnte.
Vor diesem Hintergrund sollten sich Finanzdienstleister an die neuen Bedingungen anpassen und PSD2-Angebote zu zentralen Elementen ihrer Digitalstrategie machen.
Quasi-Monopol der Banken vor dem Aus
In einem offenen Markt wie der EU und in Zeiten fast grenzenloser Online-Transaktionsmöglichkeiten ist es für Kunden vorteilhaft, Geld schnell und kostengünstig transferieren zu können sowie die eigenen Finanzdaten effizient verwalten und nutzen zu können. Mit der europäischen Regulierung PSD2 erhalten Bankkunden nun weitgehende Kontrolle über ihre Kontodaten. Sie erhalten zukünftig über ein einziges Portal Zugang zu allen ihren Bankkonten und können Drittanbietern Zahlungen in ihrem Auftrag ermöglichen. Damit entstehen neue Chancen sowohl für Drittanbieter als auch für Banken, die ihren Auftritt und ihr Angebot im Finanzmarkt ausbauen.
PSD2 ist Risiko und Chance zugleich
Für die etablierten Finanzinstitute bedeutet das Risiko und Chance zugleich. Wenn sie das disruptive Potenzial von PSD2 nicht erkennen und nur die regulatorischen „Mindeststandards“ erfüllen, riskieren sie, durch digitale Wettbewerber in ihrer Kundenbeziehung deutlich geschwächt zu werden. Umgekehrt könnten sie durch die neuen Rahmenbedingungen aber auch Kunden gewinnen und ihre Prozesse verbessern, etwa durch nutzerfreundliche Bezahlverfahren und digitale Ratings. Um diese Chancen zu nutzen kommt es darauf an, mit neuen Angeboten schnell an den Markt zu kommen. Denn erste Banken und neue Wettbewerber positionieren sich bereits mit Lösungen und warten den offiziellen Startschuss von PSD2 gar nicht erst ab.
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