Die perfekte Welle: PSD2 ermöglicht Open Banking

Stichtag 14.03.2019 rückt näher

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Hereinspaziert: Ab Mitte März sind Banken verpflichtet, autorisierten Dritten ihre Systeme zugänglich zu machen. Zugleich öffnen sich ihnen die Datentüren der anderen Banken. Halb volles oder halb leeres Glas? Es kommt drauf an, was man draus macht.

PSD2 ermöglicht Open Banking und mehr Datentransparenz

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Am 14. März 2019 ist für PSD2 ein wichtiger Meilenstein. Bis dahin müssen Zahlungsdienste eine technische Schnittstelle inklusive Testumgebung für Kontoinformations- und Zahlungsauslösedienste bereitstellen. Technisch lässt sich das kurzfristig realisieren, doch damit ist es nicht getan. Wenn die Regulatoren die Finanzindustrie mit PSD2 dazu drängen, über Instituts- und sogar Branchengrenzen hinweg enger zusammenzuarbeiten, weisen sie ihnen damit den einzig gangbaren Weg Richtung Zukunft: weg vom eigenen institutszentriertem Denken hin zu den Kunden und deren Vorstellungen.

David Pade von Deloitte brachte es in einem Bank-Blog-Interview im November vergangenen Jahres auf den Punkt: Die Kunden „sind zunehmend in der Lage, zwischen einem guten und einem schlechten Kundenerlebnis zu unterscheiden und akzeptieren keine mühsamen Prozesse, wenn es um ihre Bedürfnisse geht.“

Alleinstellung oder Einstellung: Der Markt konsolidiert sich

Open Banking eröffnet den Finanzinstituten „den Zugang zu neuen Profit Pools und Wachstumsfeldern“. Vor allem in Deutschland sind Banken gefordert, sich neu zu erfinden, Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln und diese offensiv in den Markt zu tragen: Die Konsolidierung einer Branche mit hohen Überkapazitäten ist in vollem Gange und, wer verwechselbar ist, dürfte die nächsten Jahre kaum überleben.

Das gilt auch für Großbanken, wie in einer Studie von Oliver Wyman ausführt: „Marktteilnehmer, unabhängig ob lokal oder überregional, die an einem klassischen, integrierten Bankmodell festhalten, werden in einem stark veränderten Umfeld ähnliche Schwierigkeiten haben wie z. B. ehemals erfolgreiche Kaufhäuser oder veränderungsresistente Hersteller von Elektronik-Hardware (‹Museums-Banking›).“

Die Daten der anderen: Open Banking ist keine Einbahnstraße

Wer in diesen Zeiten PSD2 lediglich als zusätzliche Belastung sieht, verkennt die Situation. Das trifft momentan noch auf eine ganze Reihe von Banken zu, stellt Oliver Wyman fest: „In vielen Banken ist der Fokus nach innen gerichtet. Themen, die über aktuelle Brennpunkte wie Regulierung und Kostenoptimierung hinausgehen, werden vernachlässigt.“

So leiden die Verantwortlichen unter der Vorstellung, ihren größten Schatz, die Daten der Kunden, nicht länger im Tresor verwahren zu können, sondern gezwungen zu sein, dessen Tür sperrangelweit öffnen zu müssen für potenzielle Wettbewerber. Man kann es auch anders sehen: Zwar verliert die Bank die die Hoheit über „ihre“ Daten, wenn sie diese auf Wunsch des Kunden Dritten zugänglich macht. Auf der anderen Seite ist sie allerdings auch selbst in der Lage, die Daten anderer Institute zu nutzen.

Open Banking ist also keine Einbahnstraße, sondern hat die Dynamik einer Welle: Die Daten fließen ab und kehren in veränderter Form zurück. Transaktionen auf externen Konten ermöglichen Mehrwertdienste oder sogar das komfortable fallabschließende Kunden-Onboarding. Alles zum Nutzen des Kunden – und damit auch zum Nutzen der Bank.

Next step: das eigene Profil schärfen

Mit APIs als Voraussetzung für einen einfachen und sicheren Datenaustausch integrieren sich Banken in die Plattformökonomie und sind gefordert, sich im digitalen Finanz-Ökosystem zu positionieren und zu etablieren. Dabei entscheiden letztlich die Kunden, in welche Richtung die Reise in die digitale Zukunft gehen kann:

  • Sehen sie die Bank als vertrauensvollen Partner für finanzielle Angelegenheiten mit der passenden Service- bzw. Beratungskompetenz? Dann bietet es sich an, Drittanbieter zu integrieren und so das Produktspektrum zu erweitern.
  • Haben die Kunden keine enge Bindung an das Institut oder beziehen nur einzelne Finanzprodukte? Dann könnte es ein guter Weg sein, das eigene Angebot über externe Plattformen zu vertreiben.

Im Laufe der Zeit wird sich eine Vielzahl von Modellen entwickeln. Fatal wäre es nur, den Veränderungsdruck zu ignorieren und so weiterzumachen wie bisher. FinTechs können helfen, das eigene Profil zu schärfen. Als Brückenbauer in die digitale Zukunft bieten sie den Etablierten die Gelegenheit, Erfahrungen mit neuen Technologien und Geschäftsmodellen zu sammeln, ohne das eigene Geschäftsmodell zu gefährden. Tobias Weidemann fasst es treffend zusammen: „Keine Bank, selbst nicht eine vom Kaliber der Deutschen Bank, wird alles in Zukunft selbst entwickeln müssen (und können). Der Schulterschluss mit den FinTechs ist daher mehr als nur eine Notlösung.“

PSD2: Impuls für agile Entwicklung

Mit offenen Schnittstellenarchitekturen und Kooperationen zwischen etablierten Banken und sowohl kunden- als auch technologiegetriebenen Start-ups wird sich die Entwicklung von Finanzprodukten verändern: MVPs (Minimum Viable Products) werden schnell auf den Markt gebracht, Kundenfeedback fließt in neue digitale Produkte ein, die Teams agieren agil und lösen im Rahmen von Sprints klar definierte Aufgaben selbstständig.

Das kann für etablierte Organisationen mit Mitarbeitern, die eine andere Arbeitsweise gewohnt sind, durchaus herausfordernd sein. In dieser Hinsicht stellt PSD2 als Anstoß für Open Banking einen Weckruf dar. Dessen Notwendigkeit wird auch außerhalb der EU erkannt: Britische Banken sind wegen des Brexits nicht an PSD2 gebunden. Dennoch startete die nationale Wettbewerbsbehörde eine weitreichende Open-Banking-Initiative. Sie wirbt dafür mit einem unmissverständlichen Slogan: „Making banks work harder for you“.


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Über den Autor

Ludwig Volk

Ludwig Volk ist bei der Crealogix (Deutschland) AG seit 2011 für das Produktmanagement Portale und Digital Banking verantwortlich. In dieser Rolle begleitet und berät er Banken und Finanzdienstleiter zum Thema digitale Transformation. Der gelernte Bankkaufmann und Dipl.-Informatiker leitete zuvor bei Cordys und dem Startup abaXX Technology AG die Produktentwicklung Online Banking und betreute hinsichtlich ihrer Lösungsarchitektur strategische Großkunden. Bis zum Jahr 2000 war er bei der SAP AG in Deutschland und im Silicon Valley mehrere Jahre in den Bereichen SAP Basis, Business Warehouse und Core Banking in der Entwicklung und Beratung tätig.

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