Anleger und Experten versuchen seit jeher, bestimmte Muster bei der Geldanlage zu identifizieren, um besonders gute Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkte zu ermitteln. Eine Hamburger Bank hat nun entdeckt, dass Mondphasen ein vermeintlich guter Indikator sind.
Wohl jeder Aktienanleger kennt Börsenweisheiten wie „Sell in May and go away“ (Aktien sollte manim Mai verkaufen), „The Trend is your friend” (Der Trend ist ein Freund) oder “Buy on bad news, sell on good news” (Bei schlechten Nachrichten kaufen, bei guten Verkaufen). Manche lassen sich psychologisch begründen und basieren auf menschlichen Verhaltensmustern, andere folgen vermeintlichen statistischen Zusammenhängen.
Nun hat sich die Hamburger Sutor Bank auf die Suche nach einem erfolgversprechenden Muster begeben und ist bei Mondphasen fündig geworden.
Mondphasen als Muster für Aktienkurse
Die vier Mondphasen – Neumond, zunehmender Mond, Vollmond und abnehmender Mond – entstehen, da der Mond während seiner Bewegung um die Erde immer wieder unterschiedlich vom Sonnenlicht beschienen wird. Ein gesamter Mondphasenzyklus von einem Neumond zum nächsten dauert rund 29,5 Tage.
Der Mond ist ja auf der Erde u.a. für Ebbe und Flut verantwortlich. Mondphasen werden aber gerne auch bestimmte Eigenschaften, Kräfte und Einflüsse auf das menschliche Verhalten und die Gesundheit zugeschrieben.
- Der Neumond etwa sei die beste Zeit für Neuanfänge und perfekt zum Entgiften.
- Vollmondnächte sollen ideal sein für Besinnung und wichtige Entscheidungen und gut für die Geburtenrate, aber schlecht für den Schlaf.
- Bei abnehmendem Mond gelte es, sich stärker zurück zu ziehen und Wissen aus bisherigen Erfahrungen zu schöpfen, auch Abnehmen soll in diesen Tagen leichter fallen.
- Bei zunehmendem Mond gedeihe Neugepflanztes angeblich besonders gut, alles stehe im Zeichen des Wachstums und Aufbaus.
Die Vermutung lag daher nahe, dass die Phase des zunehmenden Mondes auch auf die Geldanlage positiv wirken könnte.
Die Mondphasen und der S&P 500
Untersucht wurde der S&P 500, einer der meistbeachteten Aktienindices weltweit. Er umfasst die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen.
Um eine ausreichend valide Datenbasis zu haben, hat die Sutor Bank den S&P 500 vom 1.1.1928 bis zum 15.4.2019 – also gut 91 Jahre oder exakt 33.343 Tage – herangezogen. Rund zwei Drittel davon sind Börsentage (22.929 Tage).
Für die Mondphasenbetrachtung wurde als Standort New York gewählt, da es sich beim S&P 500 um einen amerikanischen Index handelt und die Wall Street der wichtigste Börsenplatz ist. Die nicht zur jeweiligen Mondphase gehörenden Börsentage wurden ausgeblendet beziehungsweise übersprungen. So ergeben sich vier annähernd gleich lange Anlagezeiträume für die vier Mondphasen, die sich gut vergleichen lassen.
Das Ergebnis: Am besten bei Neumond investieren!
Das Ergebnis der Analyse ist überraschend. Der Kurs des S&P 500 reagiert tatsächlich stark auf die Mondphasen – jedoch anders als erwartet:
- Der Neumond ist der beste Garant für eine gute Kursentwicklung des S&P 500. Fast 3 Prozent jährliche Rendite dieser Phase tragen erheblich zur durchschnittlichen Wertsteigerung des S&P 500 von 5,75 Prozent pro Jahr bei. Damit liefert der Neumond ein besseres Ergebnis als alle drei anderen Mondphasen zusammen. Auch lagen von den 50 schlechtesten Börsentagen der letzten 91 Jahre die wenigsten in einer Neumond-Phase. In dieser Phase wurden aus 1 US-Dollar immerhin 13,75 US-Dollar.
- An zweiter Stelle schneiden Investment bei Vollmond ab. Sie tragen mit fast 2 Prozent Kursplus pro Jahr zum Erfolg des S&P 500 bei. Auch am besten Börsentag des S&P 500 in den letzten 91 Jahren, am 15.3.1933, war Vollmond. Bei Vollmond investiert, wurden aus 1 US-Dollar 5,68 US-Dollar.
- Die Phase des abnehmenden Mondes steht mit einer durchschnittlichen jährlichen Wertentwicklung von 0,45 Prozent nur unwesentlich besser da. Auch fallen 22 der 30 schlechtesten Tage in diese beiden Mondphasen. An den drei schlechtesten Börsentagen des S&P 500 mit -10,16 Prozent (29.10.1929), -12,94 Prozent (28.10.1929) und -20,47 Prozent (19.10.1987) war der Mond abnehmend. In dieser Phase wurden aus 1 US-Dollar 1,50 US-Dollar.
- Der zunehmende Mond wirkt sich – entgegen der Erwartungen – nicht positiv sondern negativ auf den Kursverlauf aus. Mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 0,35 Prozent bildet diese Mondphase das Schlusslicht bei der Kursentwicklung des S&P 500. Aus 1 US-Dollar wurden lediglich 1,37 US-Dollar.
Zusammenhang ja, Ursache nein
Die Auswertung der Sutor Bank ist jedoch keinesfalls als Anlageempfehlung zu verstehen. Das Untersuchungsergebnis zeigt lediglich einen Zusammenhang (Korrelation) jedoch keine Ursache für die Kursentwicklung.
Ähnliche Untersuchungen gab es zum Beispiel mit Bezug auf das Wetter oder Modetrends.
Außerdem wechseln die Mondphasen zu häufig. Man müsste aktiv traden, um alle Neumondphasen mitzunehmen, also jeden Monat einmal kaufen und einmal verkaufen. Das sind 24 Trades im Jahr. Die Kosten dafür würden den Renditevorteil in jedem Fall ‚auffressen.
Unterm Strich lohne es sich, so die Sutorbank mehr, durchgehend investiert zu bleiben. Wer vor 91 Jahren in den S&P 500 investiert hat, kann sich über eine jährliche Kurssteigerung von 5,75 Prozent freuen. Mit Blick auf den Performanceindex des S&P 500, der die Dividenden mit einrechnet, ergibt sich sogar eine Rendite von 10,0 Prozent pro Jahr.