Sind wir auf dem Weg in eine Welt ohne Bargeld? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Prognosen zeigen jedoch einen Anstieg der bargeldlosen Transaktionen und die Vorteile überwiegen die Nachteile.
Deutschland ist traditionell ein Bargeldland. Wird die Zukunft dennoch bargeldlos sein? Einige Länder machen es bereits vor. So plant Schweden bis 2030 den gesamten finanziellen Verkehr auf digitale Basis umzuleiten. Während bei vielen Bürgern die Resonanz eher positiv ist, halten einige Experten dagegen und behaupten, dass die Freiheit beschränkt und Cyberkriminalität florieren wird. Doch alle sind sich einig: in den nächsten Jahren wird viel passieren, es lohnt sich also die Entwicklung im Auge zu behalten.
Analysieren wir zunächst die rasante Entwicklung der bargeldlosen Aktivitäten seitens der Nichtbanken in Deutschland, dann fällt sofort auf, dass diese Art des Zahlungsverkehrs in den letzten 10 Jahren deutlich zunahm. Von 1995 bis 2015 stieg die Anzahl der registrierten Kreditkarten, allen voran Visa und MasterCard, auf mehr als 60 Prozent, was unter anderem dazu führte, dass mehr als 54 Mrd. EUR bargeldlos umgesetzt wurden. Gleichzeitig sank die Zahl der gemeldeten Betrugsfälle mit Kreditkarten um die Hälfte.
Vorreiter Asien, langsame Entwicklung in Nordamerika und Europa
Im internationalen Vergleich sind die asiatischen Länder besonders fortschrittlich, wenn es bargeldlose Transaktionen geht. In den letzten Jahren gab es eine Steigerung von ca. 30 Prozent und bis 2020 wird von weiterem Anstieg um 30 Prozent ausgegangen. Auch von großen Volkswirtschaften wie China und Indien wird eine deutliche Zunahme erwartet.
Südamerikanische Länder, allen voran Brasilien mit 7,3 Prozent, überzeugen mit starken Wachstum.
Lediglich in Nordamerika hat sich der Trend noch nicht erwartungsgemäß durchgesetzt. Nun wollen die amerikanischen Finanzdienstleister durch entsprechende marketingtechnische Maßnahmen eine anhaltende Steigerung von 5 Prozent zu erzielen.
Auf europäischen Kontinent vermeldete man in vergangenen Jahren einen Anstieg von bargeldlosen Aktivitäten um 6,5 Prozent. Nach einschlägiger Meinung von Experten ist bis 2020 mit einer weiteren Zunahme um 6,5 Prozent zu rechnen.
In Deutschland setzte sich der weltweite Trend jedoch kaum durch. Noch immer bleibt das Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel.
usammenfassend lässt sich sagen, dass weltweit insgesamt mit einem spürbaren Anstieg der Transaktionen ohne Bargeldbeteiligung um fast 11 Prozent zu rechnen ist.
Wie sieht die bargeldlose Zukunft in Europa aus?
Nun widmen wir uns der detaillierten Prognose für Entwicklung des bargeldlosen Verkehrs in Europa. Wie bereits erwähnt, sind vor allem die skandinavische Länder Vorreiter auf diesem Gebiet. Nicht nur Schweden, sondern auch Dänemark plant eine Abschaffung des Bargelds in naher Zukunft. Bereits jetzt finden mehr als 75 Prozent der Transaktionen in diesen Ländern ohne Bargeldbeteiligung statt.
Experten rechnen damit, dass in Europa eine Reihe innovativer Technologien sich in den nächsten Jahrzehnten immer mehr durchsetzen wird. Die Bargeldpflicht wird aufgehoben. Stattdessen wird vermehrt auf innovative Bezahlsysteme wie beispielsweise mit Fingerabdruck oder mittels eines RFID-Chips, der unter die Haut implantiert wurde, gesetzt. Mobile Payment ist dagegen jetzt schon in vielen Geschäften ein anerkanntes Zahlungsmittel.
Bargeldlose Welt: Vorteile überwiegen die Nachteile
Neue und etablierte Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Alipay geben den Trend an und gewinnen immer mehr Marktanteile. Mittlerweile bieten auch viele Nichtbanken Kreditkarten oder günstige Kredite zu verbesserten Rahmenbedingungen an. Der Trend wird durch eine allgegenwärtige Verbreitung von E-Commerce begünstigt. Auch neue Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether gewinnen immer mehr an Popularität.
Die Banken dagegen haben mit Problemen zu kämpfen. Die Verwaltung- und Logistikkosten steigen. Auch Händler bemängeln steigende Transaktionssummen seitens der Banken und Kreditkartenanbieter.
Doch eine Reihe gesellschaftlicher Trends bremst den Fortschritt noch ab. Die bargeldlosen Systeme scheinen zum einen für viele noch zu unsicher zu sein, zum anderen haben viele Bedenken bezüglich des Datenmissbrauchs seitens der Anbieter und staatlicher Überwachungsmaßnahmen.
Jedoch werden immer mehr Menschen von Vorteilen dieser Technologie überzeugt. Denn bargeldlose Zahlungen lassen sich schneller und effizienter einsetzen. Auch der Staat kann die Transaktionen besser kontrollieren und somit wirksamer gegen Kriminalität, Schattenwirtschaft und Terror vorgehen.